54-jähriger Ex-Nationalspieler Mario Baslers Fußball-Comeback in der Kreisliga: Große Schmerzen und ein Tor

Von Malte Goltsche | 17.05.2023, 14:13 Uhr

Mario Basler ist eine der deutschen Fußball-Ikonen der 90er Jahre. Nun stand er im Alter von 54 Jahren in der Osnabrücker Kreisliga für seinen Verein SC Türkgücü auf dem Feld. So lief das Comeback.

Nein, ein ganz normales Kreisliga-Spiel war dieses am Dienstagabend an der Weberstraße in Osnabrück nicht. Schon vor dem Anpfiff standen zwei Kamerateams und mehrere Fotografen bereit, um das Aufwärmen der Mannschaften abzulichten. Dabei nahmen sie auf dem huckeligen Rasen mit Asche-Laufbahn am Rand einen Mann in den Fokus, der in früheren Jahren die ganz großen Arenen gesehen hat, große Titel gewann und für große Schlagzeilen sorgte: Mario Basler.

Die 54-jährige Fußball-Ikone der 90er Jahre bildet gemeinsam mit Ricardo Manzei das Trainergespann des Tabellenführers der Staffel B, dem SC Türkgücü, der den Bezirksliga-Aufstieg als Saisonziel ausgegeben hat. Das Nachholspiel gegen den SSC Dodesheide II stand an – der SSC kämpft noch um die Qualifikation für die kommende Kreisliga-Saison. Es war demnach keine unwichtige Partie für beide Teams, wenige Wochen vor dem Saisonende.

Nach dem Spiel musste sich der Ex-Profi erstmal setzen, um die Interviewünsche zu erfüllen. „Die Knochen tun weh“, sagte er. „Es waren große Schmerzen. Mit 54 Jahren tut es halt mittlerweile weh, ich habe fünf Jahre kein Spiel mehr gemacht.“ Aber natürlich sei es schön gewesen, mal wieder auf dem Platz dabei zu sein, sagte Basler. Aber was war zuvor überhaupt passiert?

Die Gäste vom SSC überraschten den Favoriten mit dem prominenten Innenverteidiger, der früher eher als Offensivmann unter anderem bei Bayern München, Werder Bremen und dem 1. FC Kaiserslautern unterwegs war. Nach 22 Minuten stand es 2:0 für den Tabellenneunten. Immer wieder überrannte der SSC auch Basler, Türkgücü wirkte nicht richtig wach, vielleicht auch etwas abgelenkt vom ungewohnten Rummel.

... und natürlich trifft Mario Basler per Freistoß

Erst nach etwa einer halben Stunde kam Türkgücü besser ins Spiel. Basler ordnete seine Mitspieler von hinten, seine Mannschaft kam zu ersten Chancen, scheiterte aber noch an SSC-Keeper Timothy Arigbodi. Also musste es der früher als Standardspezialist bekannte Basler eben selbst machen. Einen Freistoß links vom Strafraum schlenzte er aufs lange Eck - und etwas glücklich trudelte der Ball ins Netz (45.). „Freistöße sind immer ein bisschen Glück, gerade von der Position“, sagte Basler. „Aber ich habe ihn schon bewusst dorthin gespielt, weil ich weiß, dass der Torwart dann immer irritiert werden kann. Er war noch ein bisschen abgefälscht vom Gegner, aber getroffen - das reicht.“ Die pure Erfahrung aus 262 Bundesliga- und 30 Länderspielen eben. Kein großer Jubel, der Kreisliga angemessen, aber Baslers Tor gab seiner Mannschaft Auftrieb.

Baslers Tor im Video:

In der zweiten Hälfte spielte fast nur noch Türkgücü, scheiterte mehrfach an der Latte und Argibodi. Basler probierte es kurz vor seiner Auswechslung nach 72 Minuten erneut per Freistoß, scheiterte aber an Arigbodi. „Den hätte ich mir sparen können. Die Schmerzen in der Wade waren zu groß“, sagte der 54-Jährige, der schließlich imagegerecht lautstark und rauchend am Seitenrand coachte.

Kurz vor Schluss der zum Ende hitzigen Partie jubelte Türkgücü aber über den Ausgleich - Qerim Avdijaj spitzelte den Ball ins Netz (90.). „Wir können mit dem Punkt ganz gut leben“, sagte Basler. In den kommenden drei Spielen soll der Meistertitel bei aktuell vier Punkten Vorsprung auf Blau-Weiss Schinkel gesichert werden. Dann auch mit Basler auf dem Feld?

Kein reiner PR-Gag des Vereins

Möglich. Denn der Einsatz des schillernden Ex-Profis - inzwischen auch als TV-Experte und Reality-Star unterwegs - ist nicht nur ein reiner PR-Gag. Der Verein verhehlt zwar nicht, dass er sich durch Baslers Präsenz auf dem Platz auch zusätzliche Einnahmen erhofft. Ein Plan, der bei 80 bis 100 Zuschauern am Dienstagabend zunächst nur bedingt aufging. Aber vor allem sind es die Verletzungssorgen in der Mannschaft, die Baslers Einsatz nötig machten. Also wird Basler auch am Freitag beim Auswärtsspiel gegen die SG Wimmer/Lintorf (19.30 Uhr) „die Schuhe mitnehmen“. Von Anfang an will er dann aber nicht spielen.

Mario Basler im Interview nach dem Spiel:

Basler macht die Aufgabe, egal ob auf dem Platz oder an der Seitenlinie, beim SC Türkgücü sichtlich Spaß. Auch ohne den Glanz früherer Jahre. Bleibt er also auch in der kommenden Saison trotz einiger TV-Verpflichtungen? „Wir haben noch nicht darüber gesprochen“, sagte er. „Das werden wir hoffentlich in den nächsten 14 Tagen oder drei Wochen machen. Vorstellbar ist bei mir alles, nichts ist unmöglich.“ Wie zum Beispiel als Ex-Nationalspieler mit 54 Jahren nochmal in der Kreisliga aufzulaufen.

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