Vier Verbindungen im Gespräch : Politiker fordern: Halt in SH für schwedische Nachtzüge
Europaabgeordnete trommeln für Zwischenhalte in Flensburg und Neumünster für die Fahrt mit Zielen in Belgien, Deutschland und der Schweiz.
Strassburg/Flensburg/Neumünster | Der Grünen-Europaabgeordnete Rasmus Andresen hat eine Initiative gestartet, damit schwedische Nachtzüge auf ihrem Weg nach Zentraleuropa auch in Flensburg und Neumünster halten.
Dies könne Schleswig-Holsteinern zusätzliche bequeme Reiseverbindungen erschließen, argumentiert Andresen in einem Brief an die Verkehrsminister in Schweden, Deutschland und Dänemark sowie die nationalen Bahnvorstände der drei Länder.
Das Schreiben soll am Montag in die Post gehen. Mitunterzeichner sind acht weitere Europaparlamentarier aus Deutschland, Schweden und Dänemark, unter ihnen auch die Schleswig-Holsteiner Niclas Herbst (CDU) und Delara Burkhardt (SPD).
Die Abgeordneten begrüßen darin ein Konzept im Auftrag der staatlichen schwedischen Verkehrsbehörde, das gleich vier Nachtzugverbindungen vorschlägt:
- von Malmö nach Köln und weiter nach Brüssel
- von Malmö nach Basel
- von Stockholm über Hamburg nach Berlin
- von Oslo über Göteborg, Hamburg und Hannover nach Frankfurt
Den Anfang soll den Plänen aus Stockholm zufolge als Pilotprojekt die Route nach Köln machen. Alle Verbindungen würden über den Großen Belt in Dänemark und dann über Fünen und durch Südjütland führen. Die Vogelfluglinie würde wegen der Baustellen der festen Fehmarnbeltquerung und der Hinterland-Anbindungen mindestens bis 2028 ausgeklammert.
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Der Vorstoß aus Schweden stelle einen weiteren Schritt für den Wiederaufbau eines europäischen Netzwerks internationaler Nachtzugverbindungen dar, loben die Politiker in ihrem Unterstützungs-Appell. „Ein solches Netzwerk ist unerlässlich, um einerseits den Flugverkehr zu reduzieren und gleichzeitig die Mobilität unserer Bürger zu sichern“, heißt es weiter.
Abfahrt in Flensburg und Neumünster um 22 oder 23 Uhr
Die Parlamentarier rufen sowohl die Regierungen als auch die nationalen Bahnunternehmen dazu auf, „unter Beweis zu stellen, dass sie kooperative und konstruktive Partner in diesem Projekt sind“. Es müssten „mehrere Zwischenhalte zwischen Malmö und Köln erwogen werden, damit die Bürger in Norddeutschland und Süddänemark ebenso von dieser Verbindung profitieren können“. Dabei gehe es gerade um Regionen, die bisher von internationalen Flugrouten abgeschnitten seien.

Andresen spekuliert gegenüber shz.de auf einen Stopp der aus Malmö kommenden Züge in Flensburg und Neumünster gegen 22 oder 23 Uhr. Wer heute um 7 Uhr von Flensburg nach Köln fahre, sei nach aktuellem Fahrplan erst kurz vor 14 Uhr da. Die schwedische Alternative würde es sowohl Geschäfts- als auch Urlaubsreisenden ermöglichen, ihr Ziel zu erreichen, ohne kostbare Tageszeit zu vergeuden, argumentiert Andresen.
Die schwedische Verkehrsbehörde will sich in einem derart frühen Stadium der Überlegungen noch nicht über Zwischenhalte äußern. Es seien noch derart viele Grundsatzfragen zu klären, dass frühestens in zwei bis drei Jahren mit einer Umsetzung zu rechnen sei.
„Fachlicher Austausch“ mit Nah.SH
Immerhin haben sich die Schweden schon mal bei den Bahnexperten von Schleswig-Holsteins Verkehrsverbund Nah.SH in Kiel zu deren Einschätzung von Nachtzügen erkundigt und um weitere Kontaktdaten gebeten. Nah-SH-Sprecher Dennis Fiedel bestätigt „einen fachlichen Austausch“. Allerdings könne Nah.SH mangels Zuständigkeit für den Fernverkehr keine aktive Rolle einnehmen.
Grundsätzlich findet Fiedel die Aussicht auf Nachtzuganbindungen „großartig“. Er verweist auch auf die Erfolge, die die österreichischen Bundesbahnen offenbar mit der Weiterführung mehrerer von der Deutschen Bahn übernommenen Nachtzüge erzielen. Bei Nah.SH hält man eine Nachfrage für Zusteiger aus Schleswig-Holstein für umso attraktiver, je weniger ein Halt in die nachtschlafende Zeit fällt: „23 Uhr wäre wohl noch okay, aber irgendwann wird’s dann schwierig“, glaubt Fiedel. Letztendlich müsse der schwedische Betreiber entscheiden, ob eine ausreichende Nachfrage erkennbar sei.
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Ebenso äußert sich Deutsche-Bahn-Sprecherin Sabine Brunkhorst. Ob und wie die zusätzlichen Verbindungen aus Skandinavien in die Belegung der Trassen in Deutschland hineinpassten, müsse man sehen. „Im Moment reden wir von reiner Theorie.“ Grundsätzlich „gibt es nachts wahrscheinlich mehr Platz als tagsüber“, da weniger bis gar kein Regional- und Fernverkehr unterwegs sei, allerdings mehr Güterverkehr. Alle Interessenten könnten ihre Vorstellungen anmelden, „und Konflikte versucht man dann zu lösen“, so Brunkhorst.
Buchholz: Land würde sich für Flensburg und Neumünster stark machen
Für die Intercity-Züge der dänischen Bahn von Hamburg nach Kopenhagen, die wegen der Fehmarnbelt-Baustelle seit Anfang des Jahres über die Jütland-Route geführt werden, soll erst im Frühjahr eine Entscheidung über einen Zwischenhalt in Schleswig-Holstein fallen. Dafür hat die Deutsche Bahn angesichts der hohen Auslastung der Strecke tagsüber wiederholt Schwierigkeiten angedeutet.

Bernd Bucholz (FDP).
Landes-Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) erklärt: „Sollten die von der schwedischen Transportbehörde vorgeschlagenen Nachtzüge tatsächlich eingeführt werden, würde sich das Land selbstverständlich für einen Halt in Flensburg und gegebenenfalls Neumünster einsetzen.“ Allerdings sei es – im Gegensatz zu Schweden – in Deutschland nicht Aufgabe der Länder, eigenwirtschaftlichen Fernverkehr zu organisieren.
Andresen:
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