Statistik : Leben in Schleswig-Holstein: Arm, aber glücklich
Wir sind zu klein für unser Gewicht, trinken zu viel und leben oft allein – die Statistik über den durchschnittlichen Schleswig-Holsteiner bestätigt manches Vorurteil über uns Nordlichter, aber längst nicht jedes.
Im nördlichsten Bundesland leben 2,8 Millionen Menschen oder etwa 3,5 Prozent der Bevölkerung Deutschlands – der neunte Platz unter allen Bundesländern.
Wie in allen Bundesländern hat der durchschnittliche Schleswig-Holsteiner ein weibliches Gesicht: 51,3 Prozent der Bevölkerung sind Frauen.
Die durchschnittliche Schleswig-Holsteinerin ist 44,7 Jahre alt, der durchschnittliche Schleswig-Holsteiner 42,1. Die jüngsten Frauen wohnen in Kiel (43,2), die jüngsten Männer in Flensburg (40,2).
Mit 4,2 Prozent ausländischer Bevölkerung und 11,7 Prozent der Bevölkerung mit Migrationshintergrund belegt Schleswig-Holstein den letzten Platz unter den alten Bundesländern.
Mit seiner Körpergröße belegt der durchschnittliche Scheswig-Holsteiner Platz vier in Deutschland nach den Hamburgern (1,83 m), den Bremern (1,81 m) und den Berlinern (1,80 m). Die durchschnittliche Schleswig-Holsteinerin ist auch die viertgrößte nach den Hamburgerinnen (1,68 m), den Berlinerinnen und den Bremerinnen (je 1,67 m).
Im Vergleich zu anderen Bundesländern halten sich die Männer im Norden in ziemlich guter Kondition: Noch schlanker sind nur die Hamburger (81,59 kg) und die Bremer (81,85 kg). Weniger optimistisch sieht es bei Frauen aus: Platz fünf nach Hamburg (68,91 kg), Bremen (69,01 kg), Berlin (69,12 kg) und Saarland (69,42 kg).
Probleme mit ihrem Gewicht haben 49,6 Prozent der Schleswig-Holsteiner/innen. Der durchschnittliche Bauchumfang von 95,7 cm bei Männern und von 85,6 cm bei Frauen bedeutet „signifikantes gesundheitliches Risiko“ (die Norm geht bis 93 und bis 80 cm).
Fast jeder fünfte (18,4 Prozent) Schleswig-Holsteiner konsumiert Spirituosen in gesundheitsgefährlichen Mengen. Das ist doch die „goldene Mitte“ – der achte Platz bundesweit. Das gute Vorbild ist Sachsen-Anhalt mit nur 6,9 Prozent der Alkoholiker.
Die Erwerbslosigkeit macht Stress: 51 Prozent der Personen ohne Arbeit rauchen, darunter 60 Prozent bei Männern und 41 Prozent bei Frauen. Zu Zigaretten oder anderen Tabakprodukten griffen regelmäßig nur 34 Prozent der erwerbstätigen Schleswig-Holsteiner/innen.
Die Arbeitslosenquote in Schleswig-Holstein liegt bei 6,5 Prozent − die sechstbeste bundesweit. Immer weniger gibt es also einen Grund, zur Zigarette zu greifen.
Die durchschnittliche Wohnungsgröße beträgt 92 Quadratmeter (von 71,7 qm in Kiel bis 105,5 qm im Kreis Schleswig-Flensburg) – der siebte Platz bundesweit. Die relative Mehrheit der Wohnungen (21,8 Prozent) hat die Größe von 60 bis 79 qm und vier Räume (23,9 Prozent).
Das Durchschnittsalter bei der Eheschließung beträgt 31,7 Jahre bei ledigen Frauen und 34,6 Jahre bei ledigen Männern (bundesweit jeweils 30,5 und 33,3 Jahre). 39,6 Prozent der Schleswig-Holsteiner bleiben ledig.
Am häufigsten trennen sich Ehepaare im Norden nach 5 bis 9 Jahren des Zusammenlebens. Im vergangenen Jahr wurden 7113 Ehen geschieden. Traurig: 5678 Kinder waren vom Auseinanderbrechen der Familien betroffen.
Der Anteil der Evangelischen Gläubigen, 53,7 Prozent, ist der größte in Deutschland. Zum katholischen Glauben bekennen sich 6,2 Prozent der Schleswig-Holsteiner, so wenige wie in keinem anderen der alten Bundesländer.
44,1 Prozent der Mitglieder von Sportverbänden hier im Norden sind Frauen – der beste Anteil in Deutschland. Insgesamt treiben 805.574 Schleswig-Holsteiner in 2641 Vereinen regelmäßig Sport.
20,1 Prozent der Schleswig-Holsteiner besuchen jährlich Krankenhäuser. Seltener suchen nur die Baden-Württemberger (18,8 Prozent) und die Niedersachsen (20,07 Prozent) die Krankenhäuser auf.
Seit 1992 stieg die Zahl der Einpersonenhaushalte um 36 Prozent auf 551.000 – das ist die häufigste Haushaltsgröße im Land. Dann folgt der Zweipersonenhaushalt – 512.000. Vor zehn Jahren waren die Ein- und Zweipersonenhaushalte noch fast gleich vertreten (404.000 und 403.000). Der Anteil von Haushalten mit drei und mehr Personen ist um zwölf Prozent von 399.000 auf 350.000 gesunken.
Die Männer bekommen durchschnittlich 3366 Euro brutto pro Monat, die Frauen 2825 Euro. Am höchsten bezahlt sind Arbeitnehmer in leitender Stellung (5601 Euro), am geringsten Ungelernte (1881 Euro).
Mit dem durchschnittlichen 3202 Euro Bruttolohn (Männer und Frauen zusammen) verdienen die Schleswig-Holsteiner am wenigsten in den alten Bundesländern. Allerdings: Im benachbarten Mecklenburg-Vorpommern verdient man noch viel weniger – durchschnittlich nur 2595 Euro.
Die Schulden der Gemeinde und Gemeindeverbände je Einwohner im Jahr summieren sich von 711 Euro im Kreis Rendsburg-Eckernförde bis auf 3482 Euro in Lübeck. Durchschnittlich steht dadurch jeder Schleswig-Holsteiner zusätzlich mit 1300 Euro in der Kreide.
Gesunde Küstenluft? Nicht unbedingt. Mit einer Lebenserwartung von 82,26 Jahren belegen unsere Frauen nur den zwölften Platz bundesweit, die Männer mit 77,46 Jahren den siebten Platz (durchschnittlich in Deutschland jeweils 82,73 und 77,72 Jahre). Am häufigsten sterben die Schleswig-Holsteiner an Krankheiten des Kreislaufsystems (69 Prozent aller Todesfälle bei Frauen und 66 Prozent bei Männern).
Das Glück wohnt bei uns im Norden: Laut „Glücksatlas“ sind die Schleswig-Holsteiner die zufriedensten Menschen in ganz Deutschland. In Europa rücken wir von Platz 30 auf Platz 8 vor, Spitzenreiter bleiben unsere dänischen Nachbarn.
Quellen: Statistisches Bundesamt, Statistikamt Nord, Deutsche Post, Bundesagentur für Arbeit, Institut für rationelle Psychologie Stuttgart, Men’sHealth, GfK Nürnberg.
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