Das Prinzip Glück Sieben Alltagstipps zum Glücklichsein

Von Ann-Christin Fischer | 25.02.2017, 01:00 Uhr

Psychologin Felicitas Heyne weiß, wie das Leben einfacher wird.

Einmal Glück und Erfolg, bitte. Ganz schnell. Doch so einfach funktioniert das Prinzip Glück nicht. Aber es gibt Tipps, wie das Glücklichsein im Alltag leichter von der Hand geht und länger anhält. Eine Checkliste von Felicitas Heyne.

1. Mache das, was du gern und mit Leidenschaft tust!

Berufliche oder private Aktivitäten, die uns das Gefühl vermitteln, dass wir ganz in ihnen versinken und aufgehen, erzeugen einen so genannten „Flow“ in uns - und der macht glücklich. Er entsteht durch eine optimale Auslastung des Gehirns. Flow bedeutet, dass wir völlig in einer Tätigkeit aufgehen und in ihr versinken, während alles andere nebensächlich wird. Viele Menschen erleben das Glück des Flow auch in ihren Hobbys wie dem Musizieren. Und ganz besonders Glückliche finden den Flow in ihrer Arbeit.

 

2. Beweg dich regelmäßig!

Bewegung ist ein ganz wichtiger Glückslieferant. Das lässt sich sogar wissenschaftlich belegen, denn Bewegung wirkt sich direkt auf das Gehirn aus, indem es das Wachstum und sogar die Neubildung von Neuronen fördert. Das hat der kalifornische Neurowissenschaftler Gage festgestellt, indem er Ratten und Mäuse mit und ohne Laufrad auf ihre Lernfähigkeit hin testete. Diejenigen unter ihnen, die regelmäßig in ihren Laufrädern unterwegs waren, schnitten später bei Gedächtnistests viel besser ab. Als Gage die Tiere später obduzierte, stellte er fest, dass die sportlichen Nagetiere sehr viel mehr Neuronenwachstum aufwiesen als die faulen.

 

3. Hilf anderen!

Anderen zu helfen, macht auch uns selbst glücklicher und zufriedener. Ehrenamtliches Engagement kann sich sogar auf die Lebenserwartung positiv auswirken! Schon in den 90er Jahren wiesen Forscher der Universität Michigan in einer Studie an über tausend Personen nach, dass Personen, die sich freiwillig in irgendeiner Form für andere Menschen engagierten, sich besonders glücklich und wohl fühlten.

 

4. Lerne das Unvorhersehbare schätzen!

Der amerikanische Psychologe Richard Wiseman begann damit, zu untersuchen, was Menschen, die sich selbst als Glückspilze bezeichneten, von Menschen unterscheidet, die sich selbst als Pechvögel einstuften.

1. Menschen, die mehr Glück zu haben scheinen als andere, sind in der Regel besonders geschickt darin, günstige Gelegenheiten zu erkennen und zu nutzen.

 2. Vom Glück scheinbar Begünstigte sind meist Menschen, die über eine sehr gute Intuition und ein sicheres Bauchgefühl verfügen.

3. Erwarte Gutes, dann wird dir auch Gutes widerfahren. Eine grundsätzlich positive Lebenseinstellung ist eine Art Motor, der wiederum positive Erlebnisse produzieren kann.

4. Glückliche Menschen wechseln leichter die Perspektive, wenn ihnen etwas vermeintlich Unangenehmes widerfährt.

 

5. Lächle und lache bei jeder Gelegenheit!

Lachen hat so viele positive Effekte auf Körper und Seele, dass manche Therapien mittlerweile sogar gezielt mit „grundlosem“ Lachen gegen Krankheiten und Depressionen vorgehen. In dem Augenblick, in dem du zu lächeln oder zu lachen beginnst, passiert in deinem Körper eine ganze Menge Positives: dein Immunsystem wird gestärkt, der Sauerstoffgehalt in deinem Blut steigt an, der Gehalt an Stresshormonen in deinem Blut dagegen sinkt ab.

6. Sei dankbar!

Sich immer wieder bewusst zu machen, wofür man in seinem Leben alles dankbar sein kann, erhöht die persönliche Zufriedenheit messbar und drastisch. Im Jahr 2002 führten Mike McCullough und Robert Emmons eine Studie durch, in der sie ihre Versuchspersonen in drei Gruppen aufteilten. Alle mussten zwei Wochen lang Glückstagebuch führen, entweder gezielt über Ereignisse, für die sie dankbar waren, über ihren ganz normalen Alltagskram oder über Lebensereignisse allgemein. Die Werte der Dankbarkeitsgruppe zum Thema Glück und Zufriedenheit waren nach diesen zwei Wochen erheblich höher als zuvor!

 

7. Achte auf deine Körperhaltung!

In einem Experiment wurde Versuchspersonen vorgegaukelt, sie nähmen an einer Untersuchung zum Zusammenhang zwischen Muskelreaktion und Hautleitfähigkeit teil. Sie wurden dazu angehalten, eine bestimmte Körperhaltung einzunehmen — die Hälfte der Teilnehmer saß gekrümmt, die andere Hälfte aufrecht. Anschließend legte man den Versuchspersonen einen Test vor, der vermeintlich Ergebnisse zum räumlichen Denken liefern sollte und aus komplizierten, allesamt unlösbaren Puzzleaufgaben bestand. Die Gruppe, die vorher gekrümmt sitzen musste, gab sehr viel früher auf als die Gruppe, die aufrecht gesessen hatte. Vermutlich deshalb, so die Forscher, weil sie zuvor durch ihre Körperhaltung unbewusst auf Themen wie Depression, Aufgeben und Mutlosigkeit „programmiert“ worden war.

Eine Yoga-Lehrerin und ihr Weg zum Glück

Körper und Geist im Einklang

Meinung – Rieke Beckwermert
Die junge Mutter kommt zu spät. Ihr Baby, ein vier Monate altes Mädchen, legt sie ganz lässig auf eine Decke, dann rollt sie ihre Yoga-Matte aus und steigt sofort in die Aufwärmphase ein. Es geht ums Dehnen, Atemübungen, Zentrieren. Arme und Beine werden gestreckt, der Oberkörper gebeugt. Meditative Töne perlen aus einem Player, Marita Hamann stimmt die Teilnehmerinnen ihres Kieler Yogakurses auf die kommende Stunde ein. „Stell dir vor, du atmest Ruhe und Gelassenheit ein“, sagt die Leiterin, und weiter: „Verbrauchte Energie verlässt den Körper mit dem Ausatmen.“ Es geht darum, positive Energie freizusetzen.

Die Frauen, das bestätigt auch Teilnehmerin Mirja (29) später, sind hier, weil sie die einzigartigen Effekte dieses Sports auf Körper und Geist schätzen: „Ich werde ruhiger, aber gleichzeitig fühle ich mich vital“, beschreibt Mirja. Man könnte auch sagen: In der Ruhe liegt die Kraft. Und wie zum Beweis klinkt sich die junge Mutter mitten in einer Übung kurz aus, als die Tochter quengelt. Sie stillt sie, ganz ruhig, während die anderen weitermachen. „Ach, ist das schön“, sagt Marita Hamann zu ihr und lächelt. „Du bist ja so entspannt.“ 

Schnell geht’s wieder weiter im Programm. Mal korrigiert sie die Beckenhaltung, mal die Atmung. Mit Yoga-Übungen, Pilates-Elementen und dem derzeit so angesagten Faszien-Training mit speziellen Rollen – es soll Verklebungen und Entzündungen im Gewebe vorbeugen – mixt Marita Hamann für ihre Teilnehmerinnen ein sanftes, aber intensives Fitness-Workout.  Die Yoga-Lehrerin kennt die Frauen beim Namen, nicht selten erfährt sie im Austausch auch von deren Herausforderungen im Leben – oder gibt Lebens-Weisheiten weiter. Eine wie diese: „Man sollte Fröhlichkeit nicht mit Zufriedenheit verwechseln.“

Mit dem Unterricht in Kiel oder auch Eckernförde, wo sie seit kurzem lebt, bringt sie ihren Teilnehmerinnen bei, sich selbst körperlich zu fordern, aber immer auf Signale der Überforderung wie Schmerz zu achten. Wichtig ist für Hamann, die eigene Mitte zu finden. Die  Kraftquelle, die man auch mit Hilfe der Übungen entdecken könne. Authentisch zu sein. „Das muss aber jeder für sich selbst finden“, sagt Marita Hamann. Dazu gehöre es auch, eigene (körperliche) Grenzen zu akzeptieren.

Die innere Ruhe ist so etwas wie der Ausgleich zu Marita Hamanns bewegtem Leben.  Die 59-Jährige hat beruflich immer wieder unterschiedliche Wege eingeschlagen, oft spontan und nach ihrem Bauchgefühl entschieden und immer wieder Veränderungen gesucht („Dahinplätschern geht nicht“). Auch im Privatleben hat sie nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen erlebt. Ein schwerer Autounfall. Der Verlust ihrer großen Liebe, die nach zwei Jahren Beziehung verstarb. Sie hat allein einen Sohn großgezogen, der heute  in der Ausbildung zum Augenarzt ist. Stolz ist sie auf ihn, besonders, weil sie selbst ihr Ziel, Ärztin zu werden, nicht erreicht hat. Marita Hamann wurde Kinderkrankenschwester. Doch sie entdeckte auch das Reisen durch einen längeren Aufenthalt in Australien. Sie schlug den Weg der Touristik-Fachfrau ein, lebt heute davon Reisen zu verkaufen. Ihr Weg zum Glück war es auch, die Chancen für Veränderungen zu erkennen.

Yoga ist dabei für sie zum langjährigen Begleiter geworden. „Es macht mich unabhängig,  ist eine Kraftquelle, auf die ich jederzeit zugreifen kann“, sagt Marita Hamann. Ob bei ihrer Arbeit in der Karibik auf einem Schiff vor vielen Jahren oder bei einer Reise nach Hawaii. Der Unterricht zu Hause wiederum erfüllt Marita Hamann auch auf andere Weise: „Weil ich anderen etwas Gutes tun kann“, sagt die zierliche, aber muskulöse Frau, die sich auch für Flüchtlinge engagiert.

Ist sie also glücklich? Marita Hamann denkt nach. Aber nur kurz: „Ja, ich bin glücklich.“ Manchmal seien es die kleinen Glücksmomente, wie am Morgen die rote Sonne zu sehen. Doch mit ihrer Haltung kann es mit dem Glücklichsein auch mehr als eine Momentaufnahme werden. Ihr Credo: „Ich nehme mir heute vor, glücklich zu sein. Ich akzeptiere, wenn nicht alles so läuft. Aber es verändert meinen Zustand nicht.“

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Vom Glück, glücklich zu sein

Die zehn größten Glücklichmacher

Meinung – Malin Lindenberg
1. Heile Familie/Partnerschaft

Die Familie wird mit Geborgenheit, Wärme, Vertrautheit und Schutz verbunden. Das tägliche Miteinander in einer familiären und harmonischen Umgebung stärkt unser Selbstbewusstsein und setzt tiefliegende Glücksgefühle frei. Eine intakte Partnerschaft sorgt für viel Schwung im Alltag und gibt uns den Rückhalt, der in schwierigen oder emotional belastenden Situationen dringend benötigt wird.

2. Gesundheit

„Es kommt darauf an, den Körper mit der Seele und die Seele durch den Körper zu heilen“, sagte  einst Oscar Wilde. Gesundheit ist das A und O für ein glückliches Leben. Wer viel Sport treibt und sich ausgewogen und vitaminreich ernährt, wird mit kognitiver Fitness und mentaler Ausgeglichenheit belohnt. Regelmäßiges Ausdauertraining erhöht die Konzentrationsfähigkeit und baut Stresshormone wie Adrenalin ab – eine perfekte Methode also, Probleme zu verarbeiten, Krankheiten vorzubeugen und ein glückliches Leben zu führen.

3. Freundschaft

Freunde sind wichtig. Das wissen schon die Allerkleinsten. Freundschaften geben dem Leben einen Sinn und uns das Gefühl, in der Welt nicht alleine zu sein. Ein langes Gespräch mit der besten Freundin tut nicht nur der Seele, sondern auch unserer Gesundheit gut: Selbstzweifel und Stress werden abgebaut und durch ein Wohlbefinden ersetzt, das Glückshormone freisetzt und die Abwehrkräfte von Körper und Seele stärkt.

4. Frieden

Die meisten Menschen wünschen sich nichts sehnlicher als Frieden. Ohne Frieden ist ein gesellschaftliches Miteinander und damit ein glückliches Leben nicht denkbar. Grundlagen von Menschlichkeit  - Würde, Hoffnung, Fortschritt und Wohlstand - sind die Voraussetzungen für eine friedvolle Gesellschaft. Der Frieden im eigenen Land und der Einsatz für Frieden in der Welt können deshalb zu den wichtigsten Grundmauern einer glücklichen Gesellschaft gezählt werden.

5. Harmonie

Streit tut uns nicht gut. Er sorgt für Aggressivität, schlechte Laune und innere Unruhe. Deshalb ist es wichtig, Beziehungen zu unseren Mitmenschen fair und friedlich zu führen. Wer sich in einem harmonischen Umfeld bewegt, der fühlt sich entspannt und wohl, wodurch auch unvermeidbare Konflikte friedlich und kooperativ gelöst werden können.

6. Guter Arbeitsplatz

Glück beginnt auch am Arbeitsplatz: In einer Gesellschaft, in der der Mensch mehr Zeit im Büro als zu Hause mit der Familie oder bei Freunden verbringt, leisten ein harmonisches Arbeitsklima und Spaß an der Arbeit einen großen Beitrag zum persönlichen Wohlbefinden. Zu diesen Wohlfühl-Faktoren auf der Arbeit gehören aber auch Dinge wie klar formulierte und sinngebende Aufgaben, ein faires Gehalt und die Sicherheit des Arbeitsplatzes.

7. Keine Geldsorgen

Wer an Geldsorgen und finanziellen Schwierigkeiten leidet, hat oft auch mit psychischen Problemen zu kämpfen. Es entstehen Ängste und Depressionen, die den Alltag stark beeinträchtigen können. Mit einem durchdachten Finanzplan erhält man einen besseren Überblick über die eigenen Ausgaben. Ohne diese existenziellen Sorgen ist das Leben gleich viel entspannter und leichter zu meistern.

8. Kein Stress

Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf Herausforderungen im Alltag. Durch Entspannungstechniken wie Yoga und Meditation kann dieser Stress abgebaut und bewältigt werden. Ein ausgeglichener Alltag mit genügend Ruhepausen und kleinen Glücksmomenten ist die beste Methode, Stress zu kontrollieren und ein entspannteres, zufriedeneres Leben zu führen.

9. Schöner Urlaub

Sommer ist Urlaubszeit – für drei von vier Deutschen ist ein Urlaub ein wesentlicher Bestandteil in der Freizeitgestaltung. Aus dem Alltag ausbrechen und den Kopf frei kriegen: Dabei hilft eine lange Wandertour ebenso gut wie ein ausgiebiger Strandurlaub unter Palmen. Im Urlaub können wir abschalten und neue Energie tanken, die wir in unserem normalen Alltag so dringend brauchen.

10. Gutes Wetter

Selbst wenn wir den ganzen Tag im Büro verbringen: Strahlt uns die Sonne beim Blick aus dem Fenster ins Gesicht, kann der Tag viel leichter bewältigt werden als beim Anblick eines wolkenverhangenen, grauen Himmels. Das liegt auch an der positiven Eigenschaft von Sonnenstrahlen, die im Körper Vitamin D bilden und somit die Abwehrkräfte stärken, das Immunsystem festigen und unsere Motivation verbessern.
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