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Bebauungsplan Saga will ein Drittel mehr Fläche

Von Bastian Fröhlig | 24.11.2016, 16:31 Uhr

Bürger kritisierten im Bauausschuss der Bezirksversammlung Altona Pläne für Quartier Suurheid.

Ein Großprojekt für Wohnungsbau in Wedels direkter Nachbarschaft nimmt weiter Gestalt an. Am Dienstagabend präsentierte die Genossenschaft Saga GWG ihre Pläne für das Rissener Quartier Suurheid in der Bezirksversammlung Altona. Und diese Pläne hatten es in sich. Die Saga will deutlich mehr Fläche bebauen, als zunächst vorgesehen. Außerdem will sie stellenweise fünf- statt dreigeschossig bauen. Das erzürnte etliche Anwohner aus Rissen, von denen etwa 50 erschienen waren. Sie übten massive Kritik an den Plänen.

Wilfried Wendel, Geschäftsführung der Saga GWG, versuchte, den Kritikern Wind aus den Segeln zu nehmen: „Die Baugrenzen des B-Plans 45 werden überwiegend beibehalten.“ Seine Präsentation hatte er mit „Ein lebenswertes Quartier für alle“ betitelt. „Die Koordination erfordert die eierlegende Wollmilchsau“, beschrieb Wendel zu Beginn seines Vortrags das Problem, den Wünschen des Bezirks, des Senats und den Anforderungen aus den Bürgerverträgen gerecht zu werden. „Und dann stellte sich noch die Frage, wie man das Vorhaben wirtschaftlich umsetzten kann“, sagte Wendel. „Es waren gewaltige Herausforderungen, die vor uns lagen. Unser Konzept ist das Ergebnis von Kompromissen“, erläuterte der Geschäftsführer.

Auf der Fläche des ehemaligen Schwesternwohnheims in Rissen soll ein Drittelmix aus Flüchtlingsunterkünften, öffentlich gefördertem Wohnungsbau und frei finanziertem Wohnungsbau entstehen. Zunächst solle der westliche Teil des Geländes, das die Saga von der Hansestadt Hamburg erworben habe, bebaut werden. 77 Flüchtlingsunterkünfte werden demnach Platz für 400 bis 500 Asylsuchende bieten, die derzeit in Erstaufnahmeeinrichtungen untergebracht sind. Zudem würden 62 Sozialwohnungen entstehen, deren Bindung 15 Jahre läuft. Insgesamt würden etwa 12.000 Quadratmeter Fläche bebaut. Der B-Plan wies 10.750 Quadratmeter aus.

Ein Raunen löste die Geschossigkeit der Neubauten aus. Statt drei Geschossen plane die Saga fünf. „Das hat mehrere enorme Vorteile. Es ermöglicht uns kostengünstiges Bauen. Auch Barrierefreiheit wäre möglich“, sagte Wendel. Ein Aufzug rechne sich erst ab vier Stockwerken. „Darunter sind es sehr, sehr teure Lösungen, die wir nicht anbieten können.“ Bei den Häusern setze das Unternehmen auf Typenbau, der bereits an anderen Orten der Stadt genutzt würde.

287 Wohneinheiten frei finanzierter Wohnungsbau

Im zweiten Bauabschnitt sollen 104 Sozialwohnung entstehen. Zudem seien 287 Wohneinheiten frei finanzierter Wohnungsbau geplant. Hier sollen Mieten von acht Euro pro Quadratmeter realisiert werden. „Das ist ein sensationelles Angebot. In Hamburg muss bei Neubauten mit zwölf bis 13 Euro pro Quadratmetern gerechnet werden“, so Wendel. Zudem soll es die Möglichkeit für Mieter geben, die Wohnungen später als Eigentum zu erwerben.

Für die Realisierung der Pläne sei aber viel Fläche nötig. „Wir liegen etwa ein Drittel über dem B-Plan“, sagte Wendel. 38.900 statt 29.000 Quadratmeter sollen bebaut werden. Statt 131 Wohnungen, wie im Bebauungsplan vorgegeben, sollen 433 Einheiten entstehen. Dafür sollen die Häuser zwei- bis viergeschossig werden. Vorgegeben waren maximal drei Geschosse. „Ich denke, dass es trotz der Überschreitung der Brutto-Grundfläche ein akzeptabler Vorschlag ist“, sagte Wendel. „Die Befreiung vom B-Plan ist im Interesse einer effizienten Flächennutzung nötig.“

„Nachdem zehn Jahre über den Bebauungsplan verhandelt wurde, legt die Saga so eine Planung vor. Was die Bevölkerung von den Überschreitungen hält, kann man sich denken“, äußerte ein Bürger seinem Unmut. „Als Jurist fühle ich mich verscheißert“, kritisierte ein weiterer Anwohner. Immer wieder kamen Fragen zur Verkehsplanung. Das Bezirksamt verwies auf das laufende Verkehrsgutachten.

„Die Pläne liegen seit dem 19. August vor. Seitdem hat es keine Abstimmung mit uns gegeben“, kritisierte Michael Neumaier von der Bürgerinitiative Vorrang für Integration und Nachhaltigkeit (VIN) Rissen, die eine Vertragspartei der Bürgerverträge war. Viele Forderungen aus diesen seien nicht im Bauantrag erfasst. „Das muss in einem öffentlich-rechtlichem Vertrag beschlossen werden. Es kann nur sein, dass der Bauantrag genehmigt wird, wenn dieser vorliegt“, so Neumaier. Er stellte klar: „Wir fordern, dass VIN an dem öffentlich-rechtlichen Vertrag beteiligt wird.“ Der Bauantrag verstoße gegen den Bürgervertrag. Bei der Behebung wolle VIN konstruktiv mitarbeiten. Neumaier machte aber auch klar: „Sollte der B-Plan genehmigt werden, erklären die Verantwortlichen den Bürgervertrag für obsolet. Dann müssen sie mit den Konsequenzen leben.“