Herausforderin Wittburg schafft 45,6 Prozent. Die Wahlbeteiligung bei der Wahl war deutlich höher als 2010.
Niels Schmidt (parteilos) bleibt Wedeler Bürgermeister. Mit 54,4 Prozent der Stimmen setzte sich der 55-Jährige gegen Herausforderin Claudia Wittburg durch. Die Beteiligung lag bei 39,2 Prozent und damit deutlich höher als während der Bürgermeisterwahl 2010. Vor sechs Jahren gingen nur 30,9 Prozent zur Urne.
Raunen im voll besetzten Raatssaal und Applaus in der Wittburg-Ecke, als der erste Wahlbezirk ausgezählt war: Die Überraschung war greifbar, als deutlich wurde, wie eng die Kontrahenten beieinander lagen. Jubel dann in den Reihen der Wittburg-Unterstützer bei den Zahlen des dritten Bezirks: Dort hatte die Herausforderin die Nase vorn. Erst in der zweiten Hälfte der Auszählung wurde der Vorsprung des Amtsinhabers kontinuierlich deutlicher.
Schmidt bewertete Wittburgs Abschneiden als „starkes Ergebnis“. Ihm sei klar gewesen, dass die zweite Wiederwahl immer sehr schwer sei. Man müsse jetzt analysieren und „nachdenken, was in der Kommunikation schlecht gelaufen ist“, so Schmidt. Es habe viele Negativ-Diskussionen gegeben. Er müsse schauen, ob manches möglicherweise nicht richtig erklärt worden sei.
„Das Ergebnis ist allemal ein Grund zu feiern“, kommentierte Wittburg den Wahlausgang. „Es war sehr knapp, ich hätte es schaffen können, wenn ich den Background wie Herr Schmidt gehabt hätte“, so die 36-Jährige. CDU und FDP hatten früh die Unterstützung von Schmidts Kandidatur bekannt gegeben. Für Wittburg hatte keine der Wedeler Ratsparteien eine Wahlempfehlung ausgegeben. „Ich hoffe, dass ich Herrn Schmidt einen Denkzettel verpassen konnte“, sagte Wittburg. Es sei an der Zeit für ihn, wieder mehr mit den Bürgern zu reden.
Ergebnis überrascht die Politik
Es war merklich, dass viele vom Ausgang der Bürgermeisterwahl überrascht waren. Etwa Michael Kissig, Fraktionschef der CDU, die Schmidts Kandidatur unterstützte. „Ich bin zufrieden, hätte allerdings nicht gedacht, dass Frau Wittburg so ein gutes Ergebnis holt“, so Kissig. Der Christdemokrat erklärte dies mit einer „geringen Wahlbeteiligung“. So mancher sei sich vermutlich zu sicher gewesen, dass Schmidt gewinnt, sagte Kissig. „Aber wir alle haben gelernt, dass wir uns um das Thema Kita-Gebühren verstärkt kümmern müssen.“ Man müsse da etwa mehr Druck auf Kreis und Land ausüben.
Renate Koschorrek, Fraktionsvorsitzende der FDP, die ebenfalls die Unterstützung Schmidts erklärt hatte, sagte: „Ich bin froh, dass Niels Schmidt Bürgermeister bleibt, aber ich bin enttäuscht über das schwache Ergebnis. Damit habe ich nicht gerechnet. Man kann nur wünschen, dass er schnell über diese Delle hinwegkommt und wir zu konstruktiver Arbeit zurückkehren können.“
Auch Grünen-Fraktionssprecher Olaf Wuttke zeigte sich überrascht von dem geringen Abstand der Stimmanteile. „Es steht mir nicht zu, dem Bürgermeister Ratschläge zu erteilen“, so Wuttke. „Aber ich würde mit einem so knappen Ergebnis sehr gründlich nachdenken über meinen Umgang mit den Bürgern und der Politik.“ WSI-Fraktionschef Joachim Funck kommentierte lediglich: „Es war eine demokratische Wahl.“ Eine Bewertung werde innerhalb der Fraktion erfolgen.
Tobias Niemeyer, Pressesprecher des SPD-Parteivorstands, wertete dagegen das Abschneiden Wittburgs als „Beleg dafür, dass es richtig war, einen eigenen Kandidaten aufzustellen in der Hoffnung, für frischen Wind im Rathaus zu sorgen“. Er hoffe, dass Schmidt „auf die Kritik hört, die an seiner Amtsführung laut wurde, etwa in Sachen Transparenz und Bürgerbeteiligung“.
Damals saß noch ein dritter Kandidat mit auf dem Podium: Eckhard Frahm. Wedels SPD hatte den 52-jährigen Bordesholmer Ende September als ihren Kandidaten vorgestellt. Mit 36-jähriger Tätigkeit in verschiedenen Verwaltungen wollten die Sozialdemokraten gegen Verwaltungsfachmann Schmidt punkten. Am 12. Januar platzte der Traum vom SPD-Bürgermeister: Frahm erklärte überraschend aus gesundheitlichen Gründen seinen Rückzug.