Ein Artikel der Redaktion

Eine Behauptung, die betroffen macht Die Hagebuttenbühne auf der Suche nach dem Sinn des Lebens

Von Klaus Plath | 03.04.2017, 13:00 Uhr

Die Uetersener Hagebuttenbühne widmet sich dem Stück „Nichts“ und begibt sich so auf die Suche nach dem Sinn des Lebens.

Manche Lehrer sind auch heute noch der Ansicht: Dieses Buch sei schädlich, es mute der Jugend zu viel zu. Oliver Rühmkorf, der bei „Nichts“, der aktuellen Inszenierung der Uetersener Hagebuttenbühne, Regie führt, sagt, dass sich das Bühnenspiel nach dem gleichnamigen Buch von Janne Teller an Menschen ab zwölf Jahren wendet. Für die sei es geschrieben worden.

„Nichts“ gibt Antworten auf die Frage, was im Leben wirklich wichtig ist. Das Jugendstück wird am 6., 12., 13., 19. und 20. Mai jeweils ab 19.30 Uhr in der Aula des Ludwig-Meyn-Gymnasiums aufgeführt. Der Kartenvorverkauf beginnt heute. Die Tickets, die an der Theaterkasse Moorrege oder online (nichts@hagebuttenbuehne.de) gekauft werden können, kosten acht Euro. Schüler bezahlen fünf Euro. Philosophen dürfen alles. Sie dürfen sogar über den Sinn des Lebens nachdenken. Und auch pessimistische Thesen entwickeln, nach dem Motto: „Das Leben ist der Mühe überhaupt nicht wert, denn alles fängt nur an, um aufzuhören.“ Wenn die Jugend, die doch eigentlich der Zukunft zugewandt sein sollte, solchen pessimistischen Themen Zeit und Raum schenkt, dann läuten in der Erwachsenenwelt nicht selten die Alarmglocken. Darf ein junger Mensch so denken? Darf der Protagonist im Stück „Nichts“ zu seinen Mitschülern im wahrsten Sinne von oben herab (weil er auf einem Baum sitzt) behaupten: „In demselben Moment, indem ihr geboren werdet, fangt ihr an zu sterben“?

Um „Nichts“ hat es, seit das Buch vor nunmehr 17 Jahren im dänischen Original erschienen ist, in Skandinavien eine heftige Kontroverse gegeben. Mehrfach wurde von Behördenseite versucht, das Buch aus dem Schulunterricht zu entfernen, es quasi als Schullektüre zu verbieten. Es raube den jungen Menschen jede positive Einstellung zum Leben, hieß es. Zugleich aber wurde es mit einem Literaturpreis des dänischen Kultusministeriums bedacht. Wird der im Buch vorherrschende Nihilismus von der Autorin als die zentrale Erkenntnis vergöttert? Oder möchte sie viel mehr deutlich machen, dass es im Leben um die Frage geht, welchen Sinn es haben sollte? Janne Teller sagte einmal, dass es ihr genau darum gegangen sei. Und sie sagte auch: „Junge Leute stellen sich alle fundamentalen Fragen ganz von allein. Es sind die Erwachsenen, die sich unwohl fühlen, wenn an der Lackierung all dessen gekratzt wird, was wir aus reinem Konformismus täglich mitmachen.“

Und darum geht es bei „Nichts“: Um ihren Mitschüler Pierre Anthon zu überzeugen, dass seine nihilistischen Parolen Unfug sind, beginnt eine siebte Klasse ein seltsames Projekt: Die Schüler häufen einen „Berg aus Bedeutung“ an, für den jeder einzelne schlimme Opfer bringen muss. Welche das sind, erfährt der Besucher des Theaterstücks.