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Überraschender Fund in Kampen Sylt: Die Invasion des Marderhundes

Von Julia Lund | 25.08.2015, 05:30 Uhr

Das aus Ostasien stammende Wildtier wurde erstmals auf Sylt entdeckt. Jäger zeigen sich besorgt: Eine erhebliche Gefahr für Niederwild und Bodenbrüter.

Der Marderhund ist jetzt auch auf Sylt angekommen. Am vergangenen Sonnabend wurde im Braderuper Weg in Kampen ein weibliches Exemplar der ursprünglich aus Ostasien stammenden Wildtierart überfahren – das erste auf der Insel.

„Nun treibt er also auch auf Sylt sein Unheil“, unkt Wolfgang Daps düster. Dem Jagdpächter in Kampen wurde das tote Tier am Sonntag übergeben. Zum Marderhund hat der Jäger eine klare Meinung: „Er stellt eine erhebliche Gefahr für unser Niederwild und die Bodenbrüter dar“, sagt er bestimmt. Zudem sei er ein guter Kletterer und plündere deshalb auch Nester der Baumbrüter.

Der Marderhund gehört zur Familie der hundeartigen Raubtiere, wird bis zu 70 Zentimeter lang und zehn Kilogramm schwer. Im Aussehen ähnelt er dem Waschbären, er zählt jedoch zur Familie der Hunde. Seine große Stärke ist seine Anpassungsfähigkeit: Der Marderhund kann die verschiedensten Lebensräume in relativ kurzer Zeit für sich erschließen.

In den vergangenen Jahren haben sich die Marderhunde, auch Enoks genannt, in Schleswig-Holstein immer weiter ausgebreitet. Bisher war ihre Population allerdings nur auf dem Festland bekannt. „Ich bin ziemlich sicher, dass der Marderhund genauso wie der Fuchs über den Hindenburgdamm auf die Insel gekommen ist“, erklärt Daps.

Auch Thomas Carstensen, Kreisjägermeister in Nordfriesland, beobachtet seit einigen Jahren die Verbreitung des Allesfressers in Schleswig-Holstein und Nordfriesland mit Sorge. In den vergangenen Jahren sind jährlich immer mehr Tiere in Fallen geraten, wurden von Autos überfahren oder von Jägern erlegt. Das zeige ihm, dass sich die Population stetig erhöht: „Vor vier bis fünf Jahren ist ein einziges Exemplar mal in einer Falle gelandet“, so der Jäger, „seitdem nimmt die Jagdstrecke jährlich zu und zwischen April 2014 und April 2015 sind es schon 92 von Jägern erlegte Exemplare gewesen“, so der Kreisjägermeister.

Aufgrund der schnellen Verbreitung und der hohen Vermehrungsrate müsse kritisch beobachtet werden, wie sich die Populationsentwicklung des Marderhundes auf die insulare Tierwelt auswirkt, erklärt Carstensen. Dass aktuell auf Sylt noch wesentlich mehr Marderhunde leben, als der eine, der von dem Auto erfasst wurde, davon geht der Jäger stark aus. „Früher oder später wird er – genauso wie der Fuchs – sicherlich Einfluss auf die Population der Bodenbrüter und anderen Säugetiere auf der Insel nehmen.“ Auf dem Nahrungsplan des Allesfresser stehen junge Hasen und Kaninchen, aber auch Vögel, Amphibien, Insekten und Pflanzen.

Da das Tier keine natürlichen Feinde hat, muss, so erklärt Carstensen, der Jäger regulierend eingreifen und dafür sorgen, dass die Population eingegrenzt wird. Doch das gestalte sich bei dem vorzugsweise nachtaktiven und sehr scheuen Tier als schwierig.

Dass er sich auf Sylt weiter vermehren wird, darin sind sich die Jäger einig, denn die Reproduktionsrate des Marderhundes ist sehr hoch: Die Tiere ziehen im Durchschnitt sechs bis zehn Welpen groß.