Die neuen Anlagen auf Sylt sorgen dafür, dass die Muschelfischer jetzt mit ihren Schiffen so nah an den Strand und die Odde fahren wie nie. Robert Klawon von der Surfschule Südkap befürchtet, dass sich seine Schützlinge an der Schiffsschraube verletzen.
So nah am Hörnumer Oststrand sind die Schiffe der Muschelfischer noch nie gefahren. Man könnte meinen, die Schiffe seien kurz davor, auf Grund zu laufen. Das passiert nicht. Robert Klawon von der Surfschule Südkap beobachtet die Schiffe mit Argusaugen und sagt, er befürchte Gefahren für die Surfschüler, womöglich, erklärt er, kommen die Novizen auf den Brettern in die Schraube eines Schiffes.

Die Schule sei jedenfalls dagegen, dass die Muschelfischer jetzt auch ganz nach am Strand arbeiten dürfen. Die Sache ist indes längst beschlossen.
Hörnumer Muschelfischer dürfen neue Aufzuchtanlagen anlegen
Den Muschelfischern wurde erlaubt, neue Aufzuchtanlagen vor Hörnum anzulegen. In diesem Sommer wurden die kleinen Muscheln gesät. Immer wieder sind große Schiffe deshalb am Strand beim Leuchtturm auf- und abgefahren, sie waren oft zeitgleich mit den Surfern auf dem Wasser. Bis dato ist nichts passiert, aber Robert Klawon befürchtet, dass die Schiffe während der Ernte der Muscheln noch näher und noch häufiger am Strand fahren werden.
Der Hörnumer Bürgermeister Udo Hanrieder sagt, angesprochen auf das neue Aufzuchtgebiet: Die Gemeinde habe dem Land „unserer berechtigten Bedenken“ gegen die Ausweisung mitgeteilt. Die Kommunen hätten aber, soweit er wisse, „bei diesem Verfahren kein formelles Gehör“ - sprich: Es ist quasi unerheblich, was die Gemeinde gerne hätte. In diesem Falle wäre das, keine Konflikte zwischen Muschelfischern und Surfern. Die Entscheidung liege „einzig und allein bei den Landesbehörden“.
Das sagt das Landwirtschaftsministerium
Hanna Kühl vom Ministerium für Landwirtschaft erklärt auf Anfrage von shz.de: „Von möglichen aktuellen Konflikten zwischen den verschiedenen Nutzenden der Küstengewässer um Sylt ist uns derzeit nichts bekannt.“ Der Ausweisung des neuen „Muschelkulturbezirk“ sei ein Beteiligungsprozess vorausgegangen. Die eingereichten Stellungnahmen seine gesichtet, abgewogen und bei der Ausweisung des Gebiets berücksichtigt worden.
Es gebe einen 100 Meter breiten Korridor zwischen der Küstenlinie und dem Muschelkulturbezirk, damit könnten „gegenseitigen Beeinträchtigungen“ zwischen den Badegästen, Wassersportlern und Seglern sowie den Muschelfischern „minimiert werden“. Diese 100 Meter reichen den Windsurfern nicht.
Heinz Maurus, Vorsitzender der Erzeugerorganisation der schleswig-holsteinischen Muschelzüchter, sagt, er habe bis dato nicht von einem Konflikt zwischen der Surfschule und den Muschelzüchtern gehört. Er werde die Anfrage von shz.de zum Anlass nehmen, Kontakt zur Surfschule aufzunehmen. Der jetzt mit Pricken gekennzeichnete, neue Muschelkulturbezirk an der Hörnumer Südspitze sei behördlich genehmigt worden. Der Genehmigung sei ein umfangreiches Beteiligungsverfahren vorausgegangen. Eine „wesentliche Beeinträchtigung konkurrierender Nutzungen konnte behördlicherseits nicht festgestellt werden“, so Maurus.
Wird es am Hörnumer Oststrand erst in drei Jahren gefährlich?
Ein Muschelkulturbezirk könne grundsätzlich sowohl von Schwimmern, Sportfahrzeugen, der Schifffahrt und Surfern mit genutzt werden. Bei Fischereiarbeiten indes sei gesetzlich vorgegeben, von anderen Nutzern ein entsprechender Sicherheitsabstand zum Fischereifahrzeug einzuhalten.
Die Arbeit der Muschelzüchter im Muschelkulturbezirk beschränke sich ohnehin auf das Ausbringen der Saat, die sich in zwei bis drei Jahren entwickeln solle. In diesem Zeitraum komme es „nur zu vereinzelten notwendigen Kulturarbeiten auf der Fläche“. Erst zur Erntezeit nach etwa drei Jahren sei mit „einer intensiveren Aktivität“ zu rechnen.
Die Muschelzüchter beabsichtigten vor der Erntezeit „die Aktivitäten mit den übrigen Nutzern abzustimmen“. Richtig spannend - und womöglich gefährlich? - dürfe es am Hörnumer Oststrand also erst im Jahr 2026 werden. Aber abwarten.