Der Münchner TV- und Bühnen-Star Helmut Schleich gastiert am Freitag im Friesensaal. Was das Publikum dort erwartet, erzählt er im Interview.
Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber ist für ihn ein „sprechender Aktendeckel“ und Bayerns Finanzminister Markus Söder sei außerstande, brutto von netto zu unterscheiden, ja, Söder kenne nicht einmal die Differenz zwischen „Netto und Penny“: Dass der Kabarettist Helmut Schleich in München lebt, ist seinem Programm anzumerken. Da aber alles, was in Bayern geschieht, auch von Nordfriesland aus teils argwöhnisch, teils respektvoll beäugt wird, sind dem norddeutschen Publikum die handelnden Personen in Schleichs aktuellem Programm „Ehrlich“ durchaus vertraut. Am Freitag, 20. Mai, gastiert der Kabarettist zum ersten Mal auf Sylt - im Keitumer Friesensaal. Im Interview mit der Sylter Rundschau erzählt er, worauf sich das Sylter Publikum bei seinem Auftritt freuen kann.
Herr Schleich, Sie treten zum ersten Mal auf Sylt auf. Ist es auch Ihr persönlich erstes Mal auf der Insel?
Ja, und ich freue mich riesig. Ich bin zwar das erste Mal auf Sylt, habe aber in meiner Verwandtschaft leidenschaftliche Sylt-Urlauber, die begeistert sind, dass ich jetzt endlich auch mal nach Sylt komme - allen voran meine Mutter. Allerdings können sie es gar nicht fassen, dass ich nur einen Tag bleiben kann, Aber das hat sich mit meinem Urlaub ungünstig überschnitten.
Sie sind dem Bayerischen Publikum vor allem durch Ihre Fernsehsendung „Schleich-Fernsehen“ im Bayerischen Fernsehen bekannt. Im Norden dagegen kennt man Sie bisher kaum. Machen Sie dem Sylter Publikum doch mal Lust auf Ihr Programm...
Mein Markenzeichen ist es, dass ich viele verschiedene Figuren spiele, die aktuelles Politkabarett machen. Ich erzähle also die politische Situation nicht als ich, als Helmut Schleich, sondern gebe den Stab von Figur zu Figur immer weiter. Für eine dieser Figuren bin ich in Bayern übrigens besonders bekannt.
Welche ist das?
Das ist die wiederbelebte Figur von Franz Josef Strauß, der aus der Sicht des alten CSU-Patriarchen unsere heutige Politik und dabei vorrangig die der CSU, aber auch die der anderen Parteien, ansieht.
So wie Sie das beschrieben, ist Ihr Kabarett also auch ein bisschen Volkstheater...
Ja, ich spiele mit den Elementen des Volkstheaters und zeige damit eine sehr süddeutsche Form des Kabaretts.
Bei Youtube gibt es ein Video von Ihnen, in dem Sie den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump spielen. Wird dieser auch auf Sylt zum Vorschein kommen?
Nein. Das sind eher Auszüge aus meiner Fernsehsendung. Auf der Bühne arbeite ich eher minimalistisch und reduziert - ohne Kostüme und Maske. Das Publikum erwartet dort einfach ein gutes politisches Kabarettprogramm, das durch die verschiedenen Figuren komödiantisch durchsetzt ist.
Aber die Figuren sind nicht nur bayerische CSU-Politiker?
Nein, natürlich nicht (lacht). Aus der CSU ist lediglich Franz Josef Strauß dabei. Der haftet mir einfach an, nachdem die CSU in Bayern nach 46 Jahren die absolute Mehrheit verloren hat und die Frage im Raum stand, was der große Vorsitzende dazu sagen würde. Da habe ich ihn wiederbelebt.
Welche Figuren sind noch dabei?
Eine Person, die oft zu Wort kommt, ist die von mir erfundene Kunstfigur namens Heinrich von Horchen. Er ist der erfundene Gesangslehrer von Jopi Heesters, also demzufolge ein sehr sehr alter Mann, der wild durch die Jahrhunderte vagabundieren kann und unsere Zeit in diesem Spiegel betrachtet. Er redet über Demokratie und über Spionage, über Europa und viele politisch brisante Themen unserer Zeit. Diese arbeitet er komödiantisch aber auch auf bissig-böse Art auf.
Sind Ihnen Ihre Figuren schon ans Herz gewachsen oder halten Sie Distanz?
Was ich prinzipiell nicht mache ist, dass ich meine Figuren vorführe. Ich gebe sie also nicht der Lächerlichkeit preis, sondern in jeder Figur steckt auch ein bisschen von mir, von Helmut Schleich. Dazu sind mir meine Figuren alle sehr ans Herz gewachsen und erfahrungsgemäß wachsen sie auch dem Publikum sehr ans Herz. Sie haben einfach so viel zu erzählen, über unsere Zeit und unsere Gesellschaft. Dabei sehen sie einfach vieles genau so, wie das Publikum es sieht. Und das gefällt den Menschen.
Karten für die Vorstellung im Friesensaal gibt es im VVK für 25 Euro an allen Sylter Vorverkaufsstellen und für 28 Euro an der Abendkasse. Wer sich vorher ein Bild des Kabarettisten machen will, kann am Donnerstag um 22.45 Uhr Schleich-Fernsehen Extra in der ARD einschalte
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