„Kleines Kraftwerk“ bei Bollingstedt : So entsteht der neue Acht-Millionen-Euro-Solarpark an der A7
Bis Weihnachten soll die Anlage fertig sein. Sie soll Strom aus erneuerbarer Energie für 2500 Haushalte produzieren.
Ein Lkw nach dem anderen rauscht auf der A7 an einem Feld nahe Bollingstedt vorbei. Der Wind pfeift, die Arbeiter haben sich die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen: „Noch haben wir auf der Baustelle einiges zu tun“, sagt Bauherr Stefan Müller. Auf einer Fläche von 18 Fußballfeldern – zwischen dem Bollingstedter Klärwerk und dem Heidebarg – wird momentan ein Solarpark errichtet. Bis Weihnachten soll die Anlage fertig sein.
Bis es soweit ist, müssen im Bollingstedter Solarpark noch 30.000 Module verbaut werden. Dann können bis zu zehn Gigawattstunden CO2-freier Strom pro Jahr erzeugt werden, erklärt der Bauherr Stefan Müller. Die Energie aus dem Solarpark könne dann mehr als 2500 Haushalte versorgen. Investiert werden für das Projekt acht Millionen Euro.

„Erneuerbare Energien sind immer eine gute Investition. Auch Bollingstedt will die Energiewende mitmachen, denn auch unser kleiner Beitrag hat einen großen Wert“, sagt Bürgermeister Marc Prätorius. Bauherr Stefan Müller fügt hinzu: „Wenn die Anlage fertig ist, haben wir hier in Bollingstedt ein kleines Kraftwerk stehen.“
Besondere Voraussetzungen für Solarparks an Autobahnen
Um dieses auf den Feldern rechts und links der Autobahn zu errichten, sind bereits seit drei Wochen die Arbeiter der Firma „Enerparc“ in Gange. Die Enerparc-Gruppe entwickelt, baut, investiert und betreibt die Photovoltaik-Anlagen eigenständig über die Laufzeit des Solarparks. „Bereits im Sommer 2016 haben wir uns zum ersten Mal mit dem Vorhaben beschäftigt. In der Zwischenzeit mussten der Flächennutzungsplan geändert, ein Bebauungsplan erstellt und viele Genehmigungen eingeholt werden“, sagt Marc Prätorius.
Eigentlich dürfen auf Agrarland gar keine Solarparks errichtet werden – seit knapp zwei Jahren wurden jedoch Flächen an Autobahnen doch dafür freigegeben. Wichtige Bedingung: Die Solarparks dürfen nur auf einem Streifen von 100 Metern Breite errichtet werden. „Deshalb eignet sich Bollingstedt auch so gut, denn die Voraussetzungen waren dort gegeben“, sagt Stefan Müller.
Solarpark wird von Hamburg aus überwacht
Im Oktober rollten dann die ersten Bagger, um das Feld zu ebnen, sagt der Bauherr. Anschließend wurden Stahlpfosten in den Boden gerammt und Unterkonstruktionen angebracht. Darauf werden nun die einzelnen Solar-Module installiert, um anschließend von Elektrikern miteinander verbunden zu werden. Die Konstruktionen sind fest installiert und funktionieren statisch ohne eine erneute, automatische Ausrichtung nach dem Stand der Sonne.
Dadurch ist die Anlage sehr wartungsarm. Ein Solarpark dieser Art kann innerhalb von vier bis acht Wochen errichtet werden, sagt Bauherr Stefan Müller: „Wir sind da recht fix und geben auch in Bollingstedt noch ordentlich Gas, damit der Park schnell ans Netz gehen kann“, fügt er hinzu.
Dies Vorhaben brachten allerdings bereits dreiste Diebe in Gefahr. Laut Polizei parkten sie Mitte November ihren Lkw einfach auf dem Standstreifen auf der A7, schnitten ein Loch in den Bauzaun und entwendeten 56 hochwertige Kabelrollen. „Wenn die Anlage läuft, wird auf dem Gelände auch ein Überwachungssystem angebracht werden“, sagt der Bauherr. Von Hamburg aus wird der Solarpark dann überwacht und bei Bedarf vor Ort gewartet. Bis es so weit ist, müssen die letzten Solar-Module allerdings noch verschraubt und anschließend ans Netz angeschlossen werden. Dann erst kann der umweltfreundlichen Strom aus dem Bollingstedter Solarpark auch genutzt werden.
Hintergrund: So funktionieren Photovoltaik-Anlagen Ein Solarpark ist eine Photovoltaikanlage, die nicht auf einem Gebäude oder an einer Fassade angebracht ist, sondern ebenerdig auf einer freien Fläche. Dabei handelt es sich um ein fest montiertes System, bei dem mittels einer Unterkonstruktion die Photovoltaikmodule in einem optimalen Winkel zur Sonne ausgerichtet werden. Daneben gibt es auch sogenannte nachgeführte Anlagen (Tracker-Systeme), die dem Stand der Sonne folgen. Die Funktionsweise der Photovoltaik-Anlage an sich basiert auf der Idee des Photoeffekts. Dieser wurde bereits im Jahr 1839 von Alexander Bequerel entdeckt. Durch die ebenen, großflächigen Solarzellen wird das Sonnenlicht aufgefangen und abgespeichert. Mithilfe der vorhandenen Wärme wird es im nächsten Schritt zu elektrischer Energie umgewandelt, die weiterverwendet werden kann. Die Kabel an einer Solaranlage verbinden die einzelnen Photovoltaikmodule untereinander. Sie transportieren den Strom zum Wechselrichter und von dort ins Netz oder zu einzelnen Verbrauchern im Haus. Ein Wechselrichter, wandelt den erzeugten Gleichstrom in netztauglichen Wechselstrom um. |

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