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Schleswig, Kappeln, Flensburg Liegeplatzbuchung via App: „Harba“ soll Seglern das Leben leichter machen

Von ghe | 26.10.2016, 07:00 Uhr

Mit der App „Harba“ lässt sich vom Wasser aus ein freier Liegeplatz buchen. Segelclubs in Schleswig, Kappeln und Flensburg testen das System seit dem Spätsommer.

„Wir bringen die Freiheit des Meeres in die Häfen“ ist der Slogan eines jungen dänischen Unternehmens, das mit der Smartphone-App „Harba“ das Leben von Segelfans leichter machen möchte. Seit Mai 2016 können Segler von unterwegs aus über die App freie Liegeplätze in Häfen buchen. Seit dem Spätsommer auch in Schleswig, Kappeln und Flensburg. „Bislang musste man meist erst einlaufen und vor Ort gucken, ob es freie Plätze gibt“, sagt Jana Jacobs von „Harba“. „Das fällt mit der App künftig weg.“

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Insgesamt etwa 1500 Segelfreunde haben die App bereits für ihr Android-Smartphone oder das iPhone heruntergeladen. In Schleswig-Holstein muss das Unternehmen die Segler erst noch erreichen. Dann könnte es die Buchungen vereinfachen - und den Aufwand verringern.

Von Hafenmeistern werde das Angebot bislang gut angenommen. Für die Häfen ist das Buchungssystem kostenlos. Segler hingegen zahlen für die Buchungsanfrage via App drei Euro. „Der Hafenmeister braucht keine aufwendige IT. Er bekommt eine E-Mail mit der Buchungsanfrage und kann diese mit einem Mausklick bestätigen oder ablehnen. Der Segler bekommt dann direkt über die App alle nötigen Informationen zum Hafen, wie beispielsweise Zugangscodes.“ Die Liegeplätze können ebenfalls per App bezahlt werden. Das Start-up-Unternehmen will mit „Harba“ die Kommunikation zwischen Hafenmeister und Segler komfortabler gestalten und wagt sich nach Skandinavien und dem Baltikum seit diesem Sommer auch nach Deutschland vor.

So viel zur Theorie. Das Marina Werftkontor in Flensburg, der Arnisser-Segel-Club (ASC) in Kappeln und der Schlei-Segel-Club (SSC) in Schleswig machen die Buchung eines Liegeplatzes über die App bereits möglich. Mit weiteren Häfen in der Region sei man bereits in Kontakt, sagt Jacobs, aber bislang gebe es noch keine Zusagen. Der SSC testet das Buchungssystem seit August – genutzt wurde es bislang aber noch nicht. „Das muss sich erst rumsprechen, außerdem ist die Saison zu Ende“, sagt Takelmeister Reinhard Schirmer. „Die Idee ist gut, deshalb haben wir uns auch angemeldet. Völlig praxistauglich ist das System aber noch nicht.“ Seine Kritik: Man müsse erst bezahlen, bevor man überhaupt eine Buchungsanfrage stellen könne.

Außerdem gebe es beim SSC unterschiedliche Gebühren je nach Schiffsgröße. In der App sei das noch nicht bedacht. „Ich glaube schon, dass das mittelfristig angenommen wird. Wir bleiben am Ball“, sagt Schirmer, der im Austausch mit „Harba“ steht. Beim ASC in Kappeln ist die App seit Juli im Einsatz. Auch hier gab es bislang keine Buchungen, sagt Hafenmeister und Herr über 110 Liegeplätze, Jörg Bahnsen. Selbst im September nicht, wo das Wetter außerordentlich gut gewesen sei. Bis April sei der Hafen nun ohnehin erstmal geschlossen.

In der Hauptsaison ab Juni sei der Hafen auch ohne App ausgebucht. „Wenn, dann könnte Harba eher in der Nebensaison von Vorteil sein“, sagt der 54-Jährige, bleibt aber eher skeptisch: „Ich habe schon gewisse Erwartungen, es bleibt abzuwarten, ob sie erfüllt werden.“ Da es für die Häfen ein kostenloses Angebot sei, könne man das ruhig ausprobieren.

Ähnlich sieht es beim Marina Werftkontor in Flensburg aus. Genutzt wurde das Angebot seit dem Spätsommer auch hier noch nicht, wie Hafenmeister und Geschäftsführer Peter Schoolmann berichtet. „Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es in der Hochsaison ist, einen Liegeplatz zu finden. Die Möglichkeit, vorab zu sehen, ob im Hafen noch was frei ist, ist eine gute Sache.“ Vermutlich werde sich erst in der kommenden Saison zeigen, wie stark das Buchungssystem genutzt werde. Mit 50 Plätzen sei seine „Mini-Marina“ allerdings sehr klein, die meisten Schiffe haben dauerhafte Liegeplätze. „Die App bietet auch eine An- und Abmeldefunktion für Festlieger, was mir die Arbeit tatsächlich erleichtern würde.“ Denn Schoolmann vermietet Liegeplätze immer dann an Gäste weiter, wenn die eigentlichen Mieter mit ihren Booten nicht im Hafen sind.

„Harba“-Gründer Christian Hansen möchte mit seiner Idee weiter expandieren. Auf Sylt sei man in Kontakt mit Hafenmeistern, sagt Jacobs, eine Zusage für die kommende Saison gebe es bereits. „Auch in Mecklenburg-Vorpommern und am Bodensee gibt es uns bald.“ Bei Deutschland soll es jedoch nicht bleiben. Bis nach Neuseeland wollen die Entwickler ihre Fühler ausstrecken und in allen großen Segelrevieren vertreten sein. „Wir wollen, dass die Menschen einfach segeln gehen können, ohne dass sie sich mit so nervigen Dingen wie der Liegeplatzsuche zu lange aufhalten müssen“, sagt Jacobs.

In Schleswig stieß die Frage nach „Harba“ im Jachthafen auf ratlose Gesichter. Das könnte sich mit dem Start in die Segelsaison 2017 dann schlagartig ändern.