Vier Monate in Indien : Off-grid: Helfen auf einer Farm in Indien
Hannah Lüth verbrachte vier Monate in der Abgeschiedenheit im Süden Indiens und half beim Aufbau einer Selbstversorgerfarm.
Kappeln | Es ist Monsunzeit. Es ist frisch, und es regnet rein in die drei mal drei Meter große Hütte, die sich Hannah Lüth aus Kappeln mit dem jungen Inder Harsh Valechha teilt. Die 21-Jährige, die nach ihrem Abitur an der Klaus-Harms-Schule ein Freiwilliges Soziales Jahr an einer Waldorfschule in Oldenburg (Niedersachsen) gemacht hatte, wollte noch mal für längere Zeit ins Ausland. Ihre Wahl fiel auf das Projekt „Gaia Grid“ – hier soll auf steinigem Hügelland im Süden Indiens eine Art Modellfarm entstehen, an der die teils unterernährte Stammesbevölkerung dieser Gegend lernen könnte, sich unabhängig und selbst zu versorgen.
„Das war schon eine Zeit in sehr einfachen Verhältnissen“, sagt Hannah Lüth. Aber sie strahlt und ihre Augen leuchten, wenn sie an die Zeit denkt , die sie von Juli bis November in Kadambara verbracht hat. „Am liebsten möchte ich schon im Februar wieder für ein, zwei Monate hin.“ Hannah Lüth hatte sich umgehört und Angebote für einen Auslandsaufenthalt in Schottland, Ghana und den USA. Aber als sie 2016 in einem Newsletter zufällig auf das Projekt „Gaia Grid“ stieß, wusste sie auf der Stelle, dass das das Richtige für sie sein würde. „Ich flieg nächstes Jahr nach Indien“, teilte sie ihrer zuerst nur mäßig begeisterten Mutter mit.
„Gaia Grid“ wurde von dem Inder Harsh Valechha ins Leben gerufen. Er hat seinen gut dotierten Job aufgegeben, hat vier Jahre Volontärarbeit in Indien und Haiti geleistet und folgte seinen Visionen. Nur über Fundraising, Spenden und mit freiwilligen Helfern verändert er in kleinen Schritten das trockene und steinige ein Hektar große Stück Land. Es wurden Kanäle gegraben, die das Wasser abfangen, inzwischen ist es grün und fruchtbar. Die vielen Helfer pflanzen Bäume und bauen Gemüse an. „Es soll ein Food Forest entstehen. Viel wird dabei einfach der Natur überlassen“, beschreibt Hannah Lüth.

Um 6.30 Uhr beginnt die Arbeit, gekocht wird auf einer Feuerstelle. Die Ernährung ist vegan, das war für die Vegetarierin keine große Umstellung. Es gibt eine Komposttoilette. Geduscht wird unter einem Eimer mit fünf Löchern drin. „Man braucht nicht mehr als fünf Liter, dann ist man sauber“, sagt die junge Frau und lacht. Sie ist begeistert von der Idee, die Harsh Valechha umsetzen will. Er möchte, dass das Land am Ende so viel Gemüse abwirft, dass er und vielleicht zehn weitere Bewohner autark und abgetrennt vom Versorgungsnetz (off-grid) davon leben können.
Dann soll das Modell nach Möglichkeit Schule machen und den umliegenden Völkern als Beispiel dienen. „Es ist so etwas wie ein Pilotprojekt“, sagt Hannah. In den vier Monaten, in denen sie da war, habe sich bereits so viel verändert. Immer mehr Menschen melden sich. „Sie wollen Harsh helfen, sein Zuhause zu bauen. Das durfte ich auch“, sagt die Kapplerin. „Und ein bisschen ist es auch mein Zuhause geworden.“

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