Nordkolleg, Landesmuseen, VHS Rendsburg, Landestheater und die Rendsburger Musikschule haben sich in einem gemeinsamen Projekt für mehr Klimaschutz verpflichtet. Das sind die Pläne der Kultureinrichtungen.
Bis 2040 will Schleswig-Holstein klimaneutral werden. Dabei stehen die Bereiche Energie, Verkehr und Konsum im Fokus des Klimaschutzes. Von „Kultur“ ist eher selten die Rede. Das ist ein Fehler, findet Guido Froese, Leiter des Nordkollegs in Rendsburg. „Um die definierten Klimaschutzziele zu erreichen, braucht es auch Engagement aus der Kultur.“
Deswegen haben sich nun fünf Kulturinstitutionen in Rendsburg zusammengeschlossen, um sich in einem gemeinsamen Projekt für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit einzusetzen. Dazu gehören neben dem Nordkolleg, die Landesmuseen Schleswig-Holstein, das Schleswig-Holsteinische Landestheater, die Volkshochschule Rendsburg und die Rendsburger Musikschule. „Kultur fürs Klima: Wissen – Handeln – Vermitteln“ heißt das Projekt.
Für jede Kultureinrichtung wird eine Klimabilanz erstellt
„Wir agieren schon lange umweltbewusst“, erklärt Guido Froese. Im Zentrum des Nordkollegs steht der Garten, der den 100-Sorte-Apfelbaum beherbergt. In den Gästezimmern sind LED-Lampen eingebaut ebenso wie Hochdruckduschköpfe, auf dem Parkplatz stehen zwei Ladesäulen für E-Autos, es fließt Ökostrom. „Wir wollen den Weg zur Klimaneutralität aber jetzt strategischer angehen.“
Termine „Kultur in Schleswig-Holstein: Auf dem Weg zur Klimaneutralität“
15. Februar von 16.30 Uhr bis 18 Uhr: „Culture4Climate“ - Nachhaltigkeitsdeklaration für den Kulturbereich (online)
24. bis 26. Februar: Überblick verschaffen und konkret einsteigen - Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement (im Nordkolleg)
6. März von 17 bis 20 Uhr: Klimawerkstatt Mobilität I - Publikum (online)
3. April von 17 bis 20 Uhr: Klimawerkstatt Mobilität II - Personal (online)
15. Mai von 17 bis 20 Uhr: Klimawerkstatt Mobilität III - Kultur Im- und Export (online)
2. Mai von 10 bis 17 Uhr: Ganzheitlich und wertebasiert bilanzieren - Einführung in die Gemeinwohlökonomie (Nordkolleg)
13. Mai von 17 bis 19 Uhr: Verstehen und mitreden - Klimaschutz-Vokabeln für Anfänger (online)
5. Juni von 10 bis 17 Uhr: Gemeinschaftlich Krisen begegnen - Kokreatives Arbeiten in Kultureinrichtungen (Nordkolleg)
19. Juni von 10 bis 17 Uhr: Klimaschutz ganz konkret - Nachhaltige Beschaffung für Kulturbetriebe (Nordkolleg)
26. Juni von 10 bis 17 Uhr: Wissen, wo man steht - die eigene Klimabilanz (Nordkolleg)
11. September von 17 bis 20.20 Uhr: Kulturtafeln, Freikarten, Teilhabefonds - BarCamp: Kultur mit allen (Nordkolleg)
18. September von 10 bis 17 Uhr: Nachhaltigkeit sichtbar machen - Einführung in den Deutschen Nachhaltigkeitskodex (Nordkolleg)
30. Oktober von 10 bis 17 Uhr: Glaubhaft und authentisch - Nachhaltigkeit richtig kommunizieren (Nordkolleg)
6. November von 10 bis 17 Uhr: Gemeinschaftlich Krisen begegnen - Kokreatives Arbeiten in Kultureinrichtungen (Nordkolleg)
Anmeldungen unter www.nordkolleg.de
Dazu müssten die fünf Institutionen erstmal wissen, wo genau auf dem Weg zu mehr Klimaschutz sie stehen. Für das Rendsburger Nordkolleg wurde diese Klimabilanz bereits erstellt. Demnach kommen 65 Prozent des CO₂-Ausstoßes aus dem Bereich Mobilität, 30 Prozent aus der Energie, der Rest sind Bereiche wie Wasser und Abfall. „Die Mobilität ist bei Kultureinrichtungen der größte Punkt“, sagt Froese. Immerhin müssten nicht nur seine 70 Mitarbeiter zum Nordkolleg kommen, sondern auch zahlreiche Gäste. Deswegen unterstützt die Einrichtung nun nicht nur das Jobticket, und das Leasing von Dienstfahrrädern. „Wir müssen auch politisch gucken und über die Einrichtung einer eigenen Bushaltestelle nachdenken.“ Außerdem gebe es Überlegungen, den Beginn der Kurse dem Zeitplan des Öffentlichen Personennahverkehrs anzupassen.
Kultur gehört nicht zu den Hauptemittenten von CO₂
Laut Guido Froese ist es wichtig, dass sich auch die Kultur endlich für den Klimaschutz einsetzt. Es gelte ein Gefühl dafür zu bekommen, was Klimaneutralität oder eine Tonne CO₂ eigentlich ist. „Die Begriffe machen Angst, weil sie Veränderungen bedeuten, und immer nur das unschöne Bild vom schmelzenden Eisberg zu sehen ist“, erklärt der ausgebildete Transformationsmanager für nachhaltige Kultur. „Die Aufgabe von Kunst und Kultur ist es sowieso, schöne Bilder zu entwickeln – auch beim Klimaschutz. Wir können Menschen mitnehmen und Vorbild sein.“ Kleine Wettbewerbe sollen motivieren. Schon jetzt können die Gäste, die mit dem Auto kommen, einen kleinen Beitrag geben, um die Moore in Schleswig-Holstein zu renaturieren.

„Wir müssen sehr schnell handeln, auch wenn wir nicht zu den Hauptemittenten gehören. Aber wir gehören eben auch nicht zur Speerspitze der Bewegung, hinken hinterher“, sagt der Nordkolleg-Leiter. Deswegen haben sich nun die fünf Akteure als Konsortium zusammengetan. Sie arbeiten bereits im Projekt „Kreis-Kultur“ zusammen. Jährlich begrüßen sie 700.000 Gäste, beschäftigen 800 Mitarbeiter. Da diene jede Einrichtung als Multiplikator. „Denn Klimaschutz ist Teamsport.“
Engagement der Kultureinrichtungen hat Auswirkungen auf den Stadtteil
Das Projekt „Kultur fürs Klima: Wissen – Handeln – Vermitteln“ ist auf zwei Jahre bis zum 31. Dezember 2024 angelegt und wird vom Land mit 118.000 Euro und von der Gesellschaft für Energie und Klimaschutz Schleswig-Holstein mit 60.000 Euro gefördert. „Davon sollen nun die anderen vier Einrichtungen bilanziert werden“, erklärt Guido Froese.
Stellenausschreibung eines Klimaschutzmanagers für das Projekt
Für das bundesweit einmalige Modellprojekt „Kultur Klimaschutz: Wissen – Handeln – Vermitteln“ suchen die fünf Kulturinstitutionen aus Schleswig-Holstein zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen Klimaschutzmanager (m/w/d). Der Arbeitsort ist das Nordkolleg in Rendsburg. Die Stelle ist zunächst auf zwei Jahre befristet. Zu den Aufgaben gehört die Erstellung und Umsetzung eines Klimaschutzkonzeptes und einer Kommunikationsstrategie. Die Projektgemeinschaft soll für mehr Klimaschutz mobilisiert werden. Außerdem sollen die Erkenntnisse an andere kulturelle Institutionen weitergegeben werden. Bewerbungsfrist ist der 10. Februar. Unterlagen gehen an guido.froese@nordkolleg.de oder per Post an das Nordkolleg, Am Gerhardshain 44, 24768 Rendsburg.
Parallel sollen alle Kulturinstitutionen ins Handeln kommen. Eine Drohne sucht beim Nordkolleg nach geeigneten Flächen für Solaranlagen. Noch wird mit neun Gas- und einer Ölheizung geheizt. Ein Wärmekonzept soll das ändern. „Das wollen wir gerne gleich für den ganzen Stadtteil Hohe Luft entwickeln. Die VHS und das Theater sind an dem Konzept für die Innenstadt beteiligt.“ So, hoffen Guido Froese und die anderen Leiter der Einrichtungen, könne Rendsburg Kulturklimaschutzhauptstadt werden.