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Rendsburg Der königliche Flüchtlingshelfer

Von Redaktion shz.de | 19.05.2017, 11:08 Uhr

Sultan Masood Dakik im Rathaus empfangen / Abkömmling einer afghanischen Dynastie kümmert sich auch um Neu-Westerrönfelder

„Seine Exzellenz“ Sultan Masood Dakik, der väterlicherseits der afghanischen Königsfamilie entstammt, war am Donnerstag im Rathaus zu Gast. Empfangen wurde der 49-Jährige durch Bürgermeister Pierre Gilgenast. Trotz seines beeindruckenden Titels offenbarte sich der afghanische Sultan, dessen Vater das Land über 35 Jahre als Botschafter bei den Vereinten Nationen vertreten hat, als äußerst bodenständig und bescheiden. Dies verdeutlichte bereits der Anlass seines Besuchs: Sultan Masood Dakik war eigens nach Rendsburg gekommen, um sich für die gute Flüchtlingsarbeit der Stadt zu bedanken.

Der Sultan, seit den 1990-er Jahren auch deutscher Staatsbürger und wohnhaft in Wesel am Niederrhein, ist nämlich nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer, der unter anderem im Ölgeschäft aktiv ist, sondern er zeichnet sich auch und vor allem durch sein soziales Engagement aus. Auf der ganzen Welt unterstützt er Waisenkinder, sozial benachteiligte Gruppen und Flüchtlinge. Zu diesem Zweck fördert und initiiert er nicht nur gemeinnützige Organisationen, wie etwa den „Verein für Afghanistan-Förderung“, sondern wird auch als Privatmann aktiv: Insgesamt 49 Patenkinder hat der afghanische Sultan inzwischen. Darüber hinaus hilft er zahlreichen Menschen, die aus Bürgerkriegsgebieten fliehen mussten. „Bei aller Verschiedenheit zählt es, dass Menschen einander helfen“, verdeutlichte er seinen Anspruch und ergänzte: „Hilfe kennt keine Hautfarbe, keine Rasse, keine Religion.“ Da der Sultan diesen Worten seit Jahren auch entsprechende Taten folgen lässt, wurde er 2015 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Zu den Flüchtlingen, die er unser die Fittiche genommen hat, gehören Mujtaba Sayedkhaili und seine Frau Sayed Khaili: Die beiden sind mit ihrer Tochter Mariam aus den Wirren des Bürgerkriegs in Afghanistan geflohen und im Dezember 2015 in der Erstaufnahmestelle in Rendsburg gelandet. Sultan Masood Dakik stand der Familie, die er bereits aus gemeinsamer Zeit in Afghanistan kennt, vom ersten Tag an zur Seite. Er hilft bei der Kommunikation mit Behörden, bei Telefonaten und mit Übersetzungen. Auch beim Gespräch mit dem Bürgermeister, zu dem er gemeinsam mit der mittlerweile in Westerrönfeld wohnhaften afghanischen Familie erschien, übernahm er Dolmetscher-Funktion. Wie es ihnen in ihrer neuen Heimat gefalle, wollte Gilgenast wissen; „Wir sind glücklich hier und sehr dankbar für die Unterstützung der Stadt“, übersetzte der Sultan die Antwort von Mujtaba Sayedkhaili. „Ihnen gebührt großer Dank für Ihr Engagement für die Flüchtlinge“, setzte Sultan Masood Dakik in Richtung Gilgenast hinzu.

Der Verwaltungschef wiederum zeigte sich begeistert von dem Lob durch den Sultan und die Flüchtlinge: „Es ist etwas Besonderes, dieses positive Feedback zu bekommen. Ich werde es mit Freude an meine Mitarbeiter weiterleiten. Der Sultan ist eine besondere Persönlichkeit“, freute er sich über das Treffen. „Alleine könnte der Staat die Integration der Flüchtlinge gar nicht leisten – erst mit Menschen wie ihm, die sich ehrenamtlich engagieren, kann das Projekt gelingen.“

„Die Flüchtlinge haben vieles aufgeben müssen: All ihren Besitz, ihre Heimat. Aber hier bekommen sie das Wertvollste: Sicherheit und Frieden“, beschrieb der Sultan die Situation der Geflüchteten, die er nur allzu gut nachvollziehen kann – immerhin ist er einst selbst nach Deutschland geflohen, nachdem sowjetische Truppen in Afghanistan einmarschiert waren. Für die deutsche Politik ist er voll des Lobes: „Ich danke den Deutschen für ihre Barmherzigkeit. Wo immer auf der Welt eine Katastrophe ist: Die ersten Hilfsmaßnahmen kommen fast immer aus Deutschland.“ Auch das deutsche Engagement in Afghanistan bewertet er positiv: „Überall, wo deutsche Kräfte vor Ort aktiv sind, entstehen Schulen, Krankenhäuser“ und ähnliche zentrale Institutionen. Trotzdem sei Afghanistan kein sicheres Herkunftsland: „Wir haben dort immer noch Krieg. Bitte keine Abschiebungen nach Afghanistan – die Menschen sind dort nicht sicher!“, appellierte er an die deutschen Behörden.