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Konzerterlebnis Tannhäuser und feurige Brasileiras

Von Frauke Heiderhoff | 21.05.2017, 00:00 Uhr

Konzert ELPH-Cellisten bezaubern das Publikum in der Rellinger Kirche.

Mit dem Pilgerchor aus der Oper „Tannhäuser“ haben die ELPH-Cellisten ihr Konzert „A Cello affair“ in der Rellinger Kirche eröffnet. Das Stück aus Wagners romantischer Oper bildete einen klangvollen Einstieg ins Konzert. Für die weltweit geschätzte Violoncello-Gruppe war es eine Art Vorpremiere für das heutige ausverkaufte Konzert in der Elbphilharmonie. 250 Klassikfreunde nutzten die Chance, das hochkarätige Programm zu genießen.

Die amerikanische Sängerin J’nai Bridges war die Überraschung des Abends. Denn bis unmittelbar vor dem Konzert wusste nicht einmal Michael Schopf vom MRK, ob sie auch in Rellingen dabei sein konnte.

Die junge, neue Formation der elf Cellisten verzauberte das Publikum erst einmal ohne die Konzertsängerin, die häufig mit dem Chicago Symphony Orchestra auftritt. Die Streicher stellten bei zwei Psalmvertonungen von Felix Mendelssohn Bartholdy ihre Virtuosität und Vielseitigkeit unter Beweis: Das Stück „Hebe deine Augen auf“ ist eine der bekanntesten deutschen Vertonungen des Psalms 121 aus dem alten Testament. Die achtstimmige A-cappella-Motette „Denn er hat seinen Engeln empfohlen“ integrierte Mendelssohn bereits 1844 in sein Oratorium.

Südamerikanisches Temperament in norddeutschem Barock

Südamerikanisches Temperament zog ein mit Bachianas Brasileiras Nummer eins, einem Stück des brasilianischen Komponisten und Dirigenten Heitor Villa-Lobos. Die Cellisten entfachten mit der von Folklore inspirierten Brasileira ein wahres Feuerwerk. Auch das von indianischer Volksmusik inspirierte Werk des argentinischen Komponisten Ariel Ramirirez „La Peregrination“ sorgte für begeisterten Applaus.

Die mit rhythmischer Kraft und eruptiver Gewalt entfaltete Fuga y Misterio von Astor Piazzolla stellte einen Höhepunkt im Konzert dar. Ein Klanggewebe aus Pizzicati und Flageoletts, scharf akzentuierte Synkopen, gewürzt mit Fortissimo-Akzenten sorgten für Bravorufe und unbändigen Applaus. Sängerin J’nai Bridges faszinierte mit ihrer reichen, dunkel-aufregenden Stimme bei der Brasileiras Nummer fünf von Villa-Lobos. Weitere Zugabe-Beiträge folgten im Laufe des Abends. Zauberhaft gesungene Lieder aus My Fair Lady und der West Side Story wie „I feel pretty“ gehörten dazu. Die Musiker hatten beim grandiosen Event, auch beim Einsatz von Banjo und Schlagwerk, sichtlich Spaß. „Das Konzert war der Hammer“, brachte es Claudia Jacobs auf den Punkt. Mit einer letzten Nummer, einem James-Bond-Medley, endete das Event. Erleben die ELPH-Cellisten einen derartig steilen Aufstieg wie die Cellisten der Berliner Symphoniker, ist es fraglich, ob das Publikum ein solches Konzert noch einmal erleben wird.