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Kreis Pinneberg Neue Berufsberatung startet im Herbst

Von thiemet | 27.07.2016, 14:15 Uhr

Die Jugendberufsagentur soll Ende November in Elmshorn die Arbeit aufnehmen. Der Kreis Pinneberg fungiert als Pilotregion.

Mit einem Scheck über gut 28.000 Euro Fördergeld hatte Landesbildungsministerin Britta Ernst (SPD) den Kreis Pinneberg im Oktober vergangenen Jahres zur Pilotregion für eine Jugendberufsagentur (JBA) gemacht. Doch schon damals war klar: Das wird kein leichtes Projekt. Nun hat Thomas Kenntemich, Leiter der Arbeitsagentur in Elmshorn, ein ambitioniertes Ziel ausgegeben. Ende November soll es die erste JBA geben.

Was steckt hinter der JBA? Die JBA ist weder eine neue Behörde noch eine andere eigenständige Organisation. Sie ist ein Netzwerk aus Arbeitsagentur, Jobcenter, Jugendamt und Schulen. Ziel ist es, Jugendlichen den Übergang ins Berufsleben zu erleichtern. Insbesondere Risikoschüler aus komplizierten familiären Verhältnissen und mit brüchigen Schulbiographien stehen im Fokus. Wenn also die Noten mies und die Familie von Scheidung oder Alkoholismus zerrissen sind, soll die JBA auch unter den widrigen Umständen einen Weg in den Beruf zeigen. „Wir kümmern uns aber ebenso um talentierte Jugendliche, wenn es darum geht, Wege zum Abitur zu ebnen“, sagte Kenntemich. Zur Zielgruppe gehören zunächst Jugendliche und junge Erwachsene ab der achten Schulklasse und bis zum Alter von 25 Jahren.

Die JBA wird auf ein solides Fundament gebaut, wie Kenntemich glaubt. Bereits heute melden Schulen, wenn auch nur in eingeschränkter Form, was mit ihren Schülern nach dem Abschluss passiert. Beratungsstellen von Jugendamt, Arbeitsagentur und Jobcenter tauschen sich aus. Die Institutionen arbeiten auch mit den Schulen zusammen.

„Wir tun das seit mehr als zehn Jahren. Aber wir wollen das noch deutlich intensivieren“, sagt Kenntemich. Und ab Ende November soll es dann auch eine zentrale Anlaufstelle für die Jugendlichen geben. „Wir beginnen in der Arbeitsagentur Elmshorn.“ Später solle es auch eine JBA-Filiale in Pinneberg geben. Wo, ist noch noch offen.

Zentraler Anlaufpunkt

Die JBA erspart es Jugendlichen, von Beratungsstelle zu Beratungsstelle geschickt zu werden. Stattdessen gibt es einen zentralen Anlaufpunkt, an dem Experten von Arbeitsagentur, Jobcenter, Jugendamt und Schulen zusammenarbeiten. One-stop-government nennen Verwaltungsleute das.

Schon als Britta Ernst den Förderbescheid an Landrat Oliver Stolz (parteilos) übergab, wurde deutlich, dass die Vertreter der beteiligten Institutionen nicht unbedingt eine einheitliche Vorstellung von der JBA hatten – wenn sie denn überhaupt eine Vorstellung hatten. Kenntemich bestätigt: „Wir müssen dicke Bretter bohren. Es ist unendlich kompliziert.“ Während der vergangenen Monate hätte es wichtige Treffen in einer Lenkungsgruppe, einer Runde aus den Leitern der Behörden, gegeben. Dabei sei es unter anderem um Rechtsfragen gegangen. „Es reicht zum Beispiel nicht, wenn wir als Arbeitsagentur wissen, welche Pläne die Jugendlichen nach ihrem Schulabschluss haben. Wir müssen wissen, wo sie tatsächlich bleiben und ob sie noch ohne Ausbildungsplatz sind“, sagt Kenntemich. Doch schon die Übermittlung der Absolventendaten von den Schulen sei ein Problem. „Es geht um Datenschutz. Und manchmal auch um mangelnden Willen“, sagt Kenntemich.

Und schließlich gehe es auch um Personal – und damit um Geld. „Derzeit ist noch völlig unklar, in welchem Umfang sich die Beteiligten einbringen müssen, können und wollen“, sagt Kenntemich. Angedacht sei etwa eine gemeinsame Fallbesprechung, an der Vertreter aller Institutionen teilnehmen, um über einen Schüler zu sprechen. „Es gibt ja bereits heute Konferenzen in Schulen. Was spricht dagegen, wenn Vertreter der Agentur oder des Jugendamts mit dabei sind?“, fragt Kenntemich.

Dem Fachkräftemangel entgegenwirken

„Wir werden unsere Angebote in Zukunft besser miteinander abstimmen, um Konkurrenz und Doppelungen untereinander zu vermeiden“, sagt Uwe Schäfer, Projektleiter JBA in der Arbeitsagentur. Bisher böten etwa Schulen und Arbeitsagentur Berufsorientierung an. Die gemeinsamen Fallbesprechungen glichen etwa denen in einer Klinik. Doch statt Chirurgen, Anästhesisten und Pflegern säßen Lehrer, Berufsberater und Experten der Jugendhilfe zusammen. „Das ist ein präventiver Ansatz. Wir wollen vermeiden, dass die Jugendlichen überhaupt erst arbeitslos werden. Außerdem wollen wir dem Fachkräftemangel entgegenwirken“, sagt Kenntemich. Die Jugendberufsagentur solle ein gemeinsames Haus für die beteiligten Institutionen werden.

Bis Ende November müssen sich alle Beteiligten allerdings noch um eine Großbaustelle kümmern. Denn welche Farbe das gemeinsame Haus bekommen und wie es zu erkennen sein soll, sei noch unklar. Ein endgültiger Name, ein Logo, eine zentrale Internetseite: All das stehe noch auf der To-Do-Liste des Lenkungsausschusses, der Mitte November wieder tagt. „Das kostet auch Geld. Und wer was in welchem Umfang finanziert, ist nicht geklärt“, sagt Kenntemich.

Außerdem steht die JBA erst am Anfang. „Ich sehe das als evolutionäre Entwicklung. Wir müssen die JBA evaluieren und weiterentwickeln.“ Der Kreis beteilige sich mit der gleichen Summe wie das Land. Das Geld floss im Wesentlichen in eine Stelle für die Projektassistenz. Kenntemich sagt: „Es muss geklärt werden, wie das in Zukunft weiter finanziert werden soll.“