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Serie Südtondern blüht auf Kräutergarten für Herz und Seele

Von wer | 29.04.2017, 10:49 Uhr

Der Kneipp-Verein Südtondern hat neben der Jugendherberge ein grünes Refugium mit heilenden Pflanzen geschaffen.

„Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche – nicht durch die Apotheke“, sagte einst Sebastian Kneipp. Die ersten Erinnerungen an den berühmten „Wasserdoktor“ aus Wörishofen reichen für Ilona Hahn-Nissen weit zurück: „Es waren die Wickel, mit denen meine Mutter bei mir als Kind das Fieber gesenkt hat.“ Ein Leben ohne die fünf Grundsäulen des Kräuter-Experten, der von 1821 bis 1897 gelebt hat, kann sich die heutige Vorsitzende des Kneipp-Verein Südtondern nicht mehr vorstellen. Zwei dieser Säulen – Heilkräuter und Ernährung – finden sich in dem nach einem kurzen Regenschauer wunderbar duftenden grünen Refugium neben der Jugendherberge wieder – im umwelt- und erlebnispädagogischen Heilkräutergarten, der vor zwölf Jahren eingeweiht wurde.

Gehegt und gepflegt wird dieser unter der Regie von Ilona Hahn-Nissen von einem festen Stamm des 171 Mitglieder zählenden Vereins. Im Kräutergarten bietet der Verein im Sommerhalbjahr wieder zahlreiche Vorträge und Führungen an. „Dieser schöne Ort soll offen für alle Altersgruppen sein“, betont Ilona Hahn-Nissen, die seit 1995 Vereinsmitglied ist. Zu den regelmäßigen Gästen zählt auch das Küchenteam der Jugendherberge, die sich für eine gesunde Verkostung ihrer Gäste mit Kräutern bedienen darf.

Wie sieht es derzeit im Garten aus? „Es war ein milder Winter, fast alle Kräuter haben überlebt“, freut sich Ilona Hahn-Nissen. Mit einigen Vereinsmitgliedern ist sie an diesem kühlen Vormittag mit heißem Kaffee, selbst gebackenem Brot und Quark – natürlich mit Kräutern aus dem Garten verfeinert – in den hergekommen, um die Beete zu begutachten.

Mit einer Kräuterspirale, die noch immer im Mittelpunkt des besonderen Gartens steht, fing alles an. Heute ist auf einer ehemaligen Rasenfläche ein grüner Lebensort entstanden, der einfach gut tut, der die Seele zur Ruhe, in die innere Balance kommen lässt, eine weitere Kneipp-Säule. Sehen, durchatmen, riechen und schmecken – sinnliche Kräuter-Erfahrungen bieten Ilona Hahn-Nissen und ihr Team in vielen Führungen und Workshops an, auch für Schulklassen. Oft gibt es dabei auch etwas zum Vernaschen, zum Beispiel Schoko-Minze-Brötchen oder Bärlauch-Windbeutel. „Viele Kinder wissen gar nicht, wie lecker und gesund man Speisen mit Kräutern würzen kann“, sagt die Expertin, die aus den Pflanzen des Gartens auch verschiedene Tees oder Kosmetik wie Cremes und Seifen herstellt.

Im Niebüller Kneipp-Garten sind die Beete nicht nach Farben oder Blütezeit, sondern mit Blick auf die Wirkung der Heilkräuter angelegt. So wachsen im Nervenbeet unter anderem Lavendel, Johanniskraut und Pfefferminze. Gleich nebenan sprießen Kräuter, die das Herz stärken wie Herzgespann, Waldmeister oder Weißdorn, „von dem Blätter und Früchte verwendbar sind“, sagt Ilona Hahn-Nissen. Gekennzeichnet ist das Beet durch einen Herzförmigen Stein mit der entsprechenden Aufschrift.

Der Stein des Nierenbeetes hat die Form einer Niere, dort treiben nun unter anderem Liebstöckel, Goldrute und Beinwell, mit dem früher sogar Knochenbrüche behandelt wurden, kräftig aus. Verwendbar sind bei vielen Heilkräutern Blätter, Blüten, Wurzeln und Früchte. Im Lungenbeet können Fenchel und Frauenmantel geerntet werden. Mit der echten Kneipp-Rose und der Passionsblume wachsen im Garten auch Heilkräuter, die Entzündungen hemmen.

Wasser und Bewegen, die noch fehlenden Kneippsäulen, können gleich nebenan an der Bade-Wehle für einen Energieschub sorgen. „Viele wissen gar nicht, was man mit Kräutern alles Gutes tun kann und auch nicht, wie gut man Kneipp in Niebüll als Kraftquelle nutzen kann“, sagt Ilona Hahn-Nissen.