Am Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz kamen gut 80 Besucher im Rathaus zusammen
Mit einer Gedenkfeier und Kranzniederlegung gedachten gestern mehr als 80 Menschen anlässlich des 72. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau der Opfer des Holocaust. Vertreten waren der Kirchenkreis Altholstein, der Runde Tisch für Toleranz und Demokratie, die Stadt, aber auch Politiker, türkische und islamische Gemeinde, Flüchtlinge und Vertreter vieler anderer Verbände.
Unermesslich viele Menschen seien unter der totalitären Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten entrechtet, verfolgt, gefoltert und ermordet worden, sagte Oberbürgermeister Dr. Olaf Tauras. Das Erinnern dürfe nicht aufhören, zitierte er den Ex-Bundespräsidenten Roman Herzog – für die Zukunft umso mehr in einer Zeit, „in der ein amerikanischer Präsident ernsthaft wieder Mauern baut, Foltermethoden als sinnvolles Mittel bezeichnet und seine Mitarbeiter über alternative Fakten schwadronieren“, so Tauras.
Ein Gedenktag darf nach Ansicht von Tauras nicht zum Ritual werden. Daher sei er sehr froh, dass sich in Neumünster eine Bewegung unterschiedlicher Gruppen aktiv und ganzjährig mit der Geschichte von Nazi-Deutschland auseinandersetze und sich gegen jegliche Form von Rechtsextremismus stelle. Man dürfe nicht nachlassen, Fremdenfeindlichkeit anzuprangern. „Neumünster ist weltoffen und tolerant“, sagte Tauras. In die Reflexion flössen auch Gedanken über die aktuellen und grausamen Terroranschläge in Berlin, Nizza, Paris, Nizza und Istanbul ein: „Was geht in Menschen vor, die unschuldige Menschen ermorden?“ Er warnte davor, sich von Rechtspopulisten verführen zu lassen und zitierte unseren Bundespräsidenten Joachim Gauck: „Aus diesem Erinnern ergibt sich ein Auftrag – schützt und bewahrt die Menschlichkeit, die Rechte eines jeden Menschen.“
Anschließend legten Tauras und Stadtpräsidentin Anna-Katharina Schättiger und viele andere Kränze vor dem Mahnmal „Gegen Diktatur und Gewaltherrschaft in Deutschland“ im Rathaus-Innenhof nieder. Es folgte ein ökumenischer Gottesdienst in der Vicelinkirche mit Propst Stefan Block, in der er vor allem an die Euthanasie-Opfer erinnerte. Im Haus der Begegnung hielt danach Meinhard Jaster vom Bürgerforum „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ einen Vortrag über die Verirrungen der damaligen Zeit anhand von Nortorfer NS-Opfern.
