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Kundgebung in der Innenstadt Kämpferische Reden zum 1. Mai

Von Benjamin Steinhausen | 02.05.2017, 07:45 Uhr

Peter Seeger von der IG Metall fordert mehr Engagement vom Oberbürgermeister für Industriearbeitsplätze

Unter dem Motto „Wir sind viele – Wir sind eins!“ führte der Mai-Redner Peter Seeger von der IG Metall Kiel-Neumünster den Mai-Umzug gestern Vormittag durch die Innenstadt an. Vom Großflecken aus liefen rund 200 Menschen zum Haus des Gewerkschaftsbundes an der Carlstraße.

Darunter waren der SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Ralf Stegner, die SPD-Landtagsabgeordnete Kirsten Eickhoff-Weber und Vertreter von Gewerkschaften und Verbänden. Nach Ausflügen zu bundes- und europapolitischen Themen wandte sich Seeger in seiner Rede vor allem Neumünsteraner Dingen zu. So forderte er, Oberbürgermeister Dr. Olaf Tauras müsse sich „ein bisschen mehr strecken“, um in Neumünster wieder mehr Industriearbeitsplätze zu etablieren. „In den vergangenen 10 bis 15 Jahren passierte hier ein regelrechter Kahlschlag, unter anderem mit den Schließungen von Stock Guss und den Nordische Stahlwerke. Für die Ansiedlung von Industriearbeitsplätzen muss einfach mehr gemacht werden“, so Seeger. Das war eine Forderung auch mit besorgtem Blick auf das Bahn-Ausbesserungswerk an der Kieler Straße, wo viele Arbeitnehmer um ihre Jobs bangen (der Courier berichtete).

Dazu erhielt Heiko Pätzel, Betriebsratsvorsitzender im Ausbesserungswerk, das Wort. „Das Werk existiert inzwischen seit 157 Jahren. Wir sind einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region“, konstatierte Pätzel. Inklusive aller Zulieferer und externen Firmen seien Arbeitnehmer in vierstelliger Zahl von dem Werk abhängig. 700 Mitarbeiter sind im Werk selbst beschäftigt, davon sind 120 schwerbehindert. Mit 70 Auszubildenden ist das Werk außerdem einer der größten Ausbildungsbetriebe in der Stadt. „Wir freuen uns, dass unsere bisherige Arbeit Früchte getragen hat. Und wir werden in jedem Fall weiterkämpfen“, kündigte Pätzel an.

Hinsichtlich der Landtagswahl zielte Peter Seeger auf die AFD: „Sie hetzen gegen Ausländer und Flüchtlinge, gegen den Euro und gegen die Mitbestimmung der Arbeitnehmer. Wir akzeptieren die Politik der AFD nicht und werden die letzte Woche vor der Wahl nutzen, sie im Landtag zu verhindern“, sagte er und forderte zugleich die Neumünsteraner auf, zur Wahl zu gehen: „Machen Sie Ihr Kreuz, aber bitte ohne Haken.“ Es war die Abschiedsrede von Peter Seeger. Der gelernte Werkzeugmacher wird in den Ruhestand gehen und Neumünster in Richtung Kassel den Rücken kehren.

Nach den Reden fand das traditionelle Familienfest zum 1. Mai rund um das DGB-Haus statt. Es war wieder sehr gut besucht.