Vor dem Rathaus wurde Graffiti-Kunst aus Syrien ausgestellt, um auf die dramatischen Entwicklungen im Land aufmerksam zu machen.
Die Situation in Syrien und vor allem in der umkämpften nordsyrischen Stadt Aleppo spitzt sich dramatisch zu. Darauf machten gestern auch das Friedensforum und die „Syrische Community Neumünster “ mit einer Ausstellung aufmerksam.
Vor dem Rathaus wurde ein Zelt errichtet, viele aus Syrien stammende Einwohner der Stadt versammelten sich dort. Vor dem Zelt wurden Bilder mit besonderen Graffiti ausgestellt. „Die Graffiti sind hauptsächlich von Abu Malik al-Shami, einem 22-jährigen Syrier. Er bemalt Kriegsruinen mit teilweise satirischen Karikaturen und möchte so auf den Krieg aufmerksam machen“, erklärte Organisator Ibrahim Ortacer. Der Künstler agiert aus Angst vor dem Regime unter einem Pseudonym. Inspiriert vom britischen Graffitikünstler Banksy arbeitet er hauptsächlich mit Schablonengraffiti.
Ibrahim Ortacer erhielt die Fotos der Straßenkunstwerke über soziale Medien. „Vor allem junge Syrier versuchen, über die Straßenkunst ihre Ängste und Meinungen zum Ausdruck zu bringen“, erklärte er weiter.
Zusätzlich zur Ausstellung konnten Freiwillige in der Nacht zu Sonnabend im Zelt übernachten. Das tat auch der Organisator. „Wir sprechen am Bürotisch bei angenehmer Zimmertemperatur über Kriegsgebiete. In Aleppo sind es zurzeit null Grad, neben der Angst vor Bomben herrscht auch die Angst vor Erfrierungen. Heute Nacht kann man mal erleben, wie sich das ungefähr s anfühlen muss. Dafür möchten wir die Menschen sensibilisieren“, erzählte er. Auch Noureddin Soliman (18) wollte im Zelt übernachten. „Ich bin vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen und weiß wie es ist, auf der Flucht in der Kälte zu schlafen“, sagte er. Nachdenklich betrachtete er die Fotos der Graffiti. „Meine Straße und unser Haus sind völlig zerbombt. Die würde ich auf solchen Fotos nicht mal mehr erkennen“, erzählte er.
In der „Syrischen Community“ der Stadt sind 15 Familien vertreten. Gemeinsam mit dem Forum wollen sie nicht nur die aktuelle Kriegssituation öffentlich machen. Sie wollen mit der Aktion auch gegen den Waffenexport demonstrieren. „So lange Waffen in das Land exportiert werden, hört der Krieg nicht auf“, betonte Ortacer.
Heute geht die Aktion weiter, Kinder können von 11 bis 14 Uhr im Zelt eigene Kunstwerke zum Thema Frieden erstellen.