Kiel Villa Hoheneck: Rettung für das legendäre Haus am Nord-Ostsee-Kanal

Von Wolfgang Blumenthal | 13.05.2016, 18:11 Uhr

Der ehemalige Szene-Treff am Kanal bei Kiel hat einen neuen Eigentümer. Sven Olsen aus Flensburg will das Gebäude, das seit Jahren leer steht, wieder schick machen. Er verspricht: Das Haus wird wieder zum Diamanten.

Sven Olsen steht vor der Villa Hoheneck und lächelt: Sträucher fangen langsam an, den Biergarten des einstigen Restaurants direkt am Nord-Ostsee-Kanal zu erobern. Der 51-jährige Ideen- und Projektentwickler aus Flensburg hat das Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Gebäude vor kurzem erworben. Er schließt auf. Muffelnder Geruch strömt dem Besucher entgegen. Drinnen am hölzernen Tresen liegt noch altes Geschirr. Leere, aber auch volle Bierflaschen stehen herum. Eine Tafel unmittelbar hinter dem Eingang weist auf das einstige Restaurant hin: „Willkommen“ ist in verschiedenen Sprachen mit Kreide drauf geschrieben – das dürfte um die zweieinhalb Jahre her sein.

So lang herrscht bereits Ruhe in und um die Villa Hoheneck – und das tut dem betagten Gebäude in Altenholz bei Kiel nicht gut. Olsen stochert zwei, drei Mal mit einem Schlüssel tief in die noch tapezierte Wand – ein Zeichen für Feuchtigkeit. „Die Vorgängerin hatte zwar alles dafür getan, die Gastronomie und das Gebäude zu erhalten“, sagt Olsen anerkennend. „Aber irgendwann ging es halt nicht mehr.“ Mit dabei ist der Architekt Jens Lassen (56) aus Eckernförde. Vieles sei nur „dilettantisch“ repariert worden, sagt er beim Rundgang. „Am Ende war die Alt-Eigentümerin, die ich schon sehr lange kenne, im Besitz einer Abriss-Genehmigung vom Kreis“, sagt Olsen. Sie habe ihn um Hilfe gebeten.

Doch die Bürger in Altenholz haben massiv interveniert, sprachen sich gegen den Abriss aus. „Bis nach Kiel reichten die Stimmen derer, die sich dafür einsetzten, dass die Villa erhalten bleibt“, berichtet Olsen. „Mich hat sogar ein Professor von der Christian-Albrechts-Universität angerufen, und mir einen Vortrag gehalten, welche baugeschichtliche Bedeutung in dem Gebäude steckt.“ Und jeder, der einst in Kiel studierte, kannte die Villa Hoheneck als Szene-Treff, als Kneipe, als Restaurant – und als Biergarten, von dem man direkt auf den Kanal und auf die Holtenauer Schleuse blicken konnte.

„Bei mir ist es gedanklich gewachsen, dass wir den Bürgerwillen umsetzen und die alte Villa erhalten sollten. Also habe ich entschieden, das Objekt zu kaufen“, sagt Olsen. Und er weiß: „Das wird ein hochkompliziertes Projekt. Genau darin aber liegt die Versuchung.“ Durch die Bewertung von Gutachtern und renommierten Bauspezialisten – ein Unternehmen aus Kiel – weiß er, „dass der Erhalt der Villa eine Mission ist“. Olsen: „ Es ist eine Frage der Haltung, mit einem guten Team kann sowas auch richtig Spaß machen.“

Das passt zu dem 51-jährigen Flensburger, der sich mit Erfindungen und Projekten einen Namen gemacht hat. Die europaweit patentierte Smokythek kennen heute nahezu alle Bundesbürger. Alles begann Anfang 1992 – mit der Idee von Sven Olsen, wie der Diebstahl von Zigaretten in Supermärkten verhindert werden kann. Oder die Flensburger Walzenmühle – ein Millionenprojekt: Das historische Gebäude wurde saniert und mit modernen Gestaltungselementen verbunden. Heute erhebt sich das Kulturdenkmal über die Flensburger Neustadt. So wie die Villa Hoheneck am Kanal.

Auch der Architekt, der Olsen bei der Projektumsetzung zur Seite steht, verbindet mit dem Türmchenbau alte Erinnerungen. Vor 42 Jahren, als seine Schwester hier mit einer Folk-Band auftrat, da sei er unter den Besuchern gewesen, sagt Jens Lassen. Olsen verbindet ebenfalls mit dem Ort „sehr positive Assoziationen“. Sein Patentanwalt, der für seine Smokythek die europaweite Patentierung vorangetrieben hat, sitzt in Kiel. Zudem habe er vor etwa zehn Jahren als Innovationsmanager ein Forschungsprojekt am Institut für Experimentalphysik der Uni Kiel begleiten dürfen, und zwar für den „Faseroptischen Lasersensor zur Online-Diagnostik von Boden- und Wasserproben“, rezitiert Olsen.

Im Detail wollen Olsen und Lassen ihre Pläne nicht vor der kommenden Bauausschusssitzung bekannt geben. Lassen spricht trocken von der „städtebaulichen Arrondierung der Wohnbebauung nach den Vorschlägen der von der Gemeinde beauftragten Stadtplanerin“. Heißt: Es entsteht ein in sich abgerundetes Ensemble. Olsen wird etwas konkreter. Eine Gastronomie werde hier wohl nicht mehr entstehen. Aber: „Alles wird dem Erhalt des Gebäudes untergeordnet.“ Und was die Sichtwirkung angeht, will er die Villa Hoheneck „auf ein silbernes Tablett heben“, sagt der Projektentwickler. Jetzt will er die Bürger bei seinen Ideen mitnehmen.

Dies kann Carlo Ehrich (51, SPD), Bürgermeister in Altenholz, nur recht sein. Dass die Villa Hoheneck auf so viel öffentliches Interesse stößt, sei zum einen emotional zu erklären, sagt Ehrich. Zudem werde das Gebäude seit mehr als einem Jahrhundert als prägend wahrgenommen. Sven Olsen will noch mehr daraus machen: „Die Villa Hoheneck wird der Diamant des Ortsbildes werden.“ 

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