„Wir bringen Farbeimer und Farbrollen mit, kommen mit 20 Leuten“ – die Polizei findet den Plan nicht lustig.
Im März 2012 schlichen Unbekannte in der Dunkelheit zum Panzermuseum in Munster und malten einen Panzer vor der Tür rosa an. Ein paar Monate später schob die Occupy-Bewegung bei einer Demonstration gegen Rüstungsexporte einen rosa Papp-Panzer durch Kassel. Rosa, die beiden Beispiele zeigen es, ist eine Farbe des Protestes, der Revolution.
Nun soll das U-Boot in Laboe Ziel eines gewaltigen pinken „Farbanschlags“ werden: Katjana Zunft (48) Landtagskandidation für die Linken (Listenplatz 3) und Organisatorin des Lübecker „Women’s March“ will U 995 am Gründonnerstag rosa anstreichen. Nicht heimlich, sondern mit Ankündigung per Pressemitteilung. „Wir bringen Farbeimer und Farbrollen mit, kommen mit 20 Leuten“, sagte Zunft. Spontane Mitstreiterinnen seien willkommen.

Die „Operation Petticoat“ – in Anlehnung an den gleichnamigen Film aus dem Jahr 1959 – soll um 17 Uhr mit einer Kundgebung vor dem Marine-Ehrenmal beginnen, danach soll das U-Boot gestrichen werden. „Ostern ist die Zeit der Friedensmärsche“, erklärt Zunft. „Wir als Frauen wollen Frieden, Abrüstung und ein Ende der Produktion von Waffen und Rüstungsgütern, auch aus Schleswig-Holstein.“ Bei der Aktion würden rosa Strickmützen getragen, die als „Pussy Hats“ zum weltweiten Symbol gegen den amerikanischen Präsidenten Donald Trump geworden seien. „Trump fordert die Nato-Staaten auf, mehr zu rüsten, er ist ein Scharfmacher. Dagegen wollen wir unseren pinken Protest richten.“
Aber ist U 995 dafür das richtige Ziel? Seit 1972 liegt es am Fuße des Marine-Ehrenmals, ist Wahrzeichen, technisches Museum und Mahnung gegen den Krieg zugleich. „In Laboe wird der Toten der Meere gedacht“, erklärt Zunft. „Das schließt die vielen vor Krieg und Elend geflüchteten Menschen auf dem Mittelmeer mit ein. Sie ertrinken weiter täglich, das wird einfach so hingenommen. Unsere Aktion soll deutlich unterstreichen, dass wir es ernst damit meinen, das Kriegs- und Krisengeschäft zu beenden.“
Die Polizei war bis Montag nicht über die geplante Aktion informiert. Matthias Arends, Sprecher der Direktion Kiel, sagte: „Das U-Boot anzustreichen, wäre Sachbeschädigung. Und die Aufforderung dazu ist ebenfalls eine Straftat.“
Zunft betont: „Wir verwenden nur wasserlösliche Farbe, damit kein dauerhafter Schaden entsteht. Uns geht es ja um Aufmerksamkeit.“ Die Lübecker Linke rechnet allerdings damit, vom Deutschen Marinebund, der Ehrenmal und U-Boot, betreut, „nicht freundlich“ empfangen zu werden. „Das zeigten unsere Versuche, Kränze für Deserteure niederzulegen.“

Das U-Boot steht öffentlich zugänglich am Strand, ist nicht eingezäunt. Noch allerdings haben die Linken ihre Kundgebung nicht bei der zuständigen Versammlungsbehörde angemeldet, wie eine Nachfrage ergab. Ob dann eine solche Veranstaltung überhaupt genehmigt werde, sei fraglich, hieß es gestern von der Plöner Kreisverwaltung. „Eben weil zu einer Straftat aufgerufen wird.“