Die Interessengemeinschaft Flughafen warb gestern beim Tag der Offenen Tür für ihre Forderung nach einer dauerhaften Existenzgarantie. Dann könnte auch das Defizit geringer ausfallen – es liegt zurzeit bei 500 000 Euro im Jahr.
Das ist natürlich keine Überraschung: Die Firmen, die auf dem Flughafen Kiel-Holtenau ansässig sind, setzen sich für den dauerhaften Erhalt der Landebahn ein. Um Missverständnisse (und auch Vorurteile) aus dem Weg zu räumen, nutzten sie gestern den Tag der Offenen Tür zur offensiven Präsentation ihrer Forderung – und zur Auseinandersetzung mit den Gegnern, die vorwiegend bei den Grünen zu suchen sind.
Die Grünen warben am Eingang des Flughafens mit einem Transparent für ihr Programm. Es steht unter der Überschrift „Wohnen für viele statt Fliegen für wenige“ und will das 110 Hektar große Gelände künftig zu gleichen Teilen als Wohnquartier (mit 1800 Wohnungen), als Gewerbezone und als Erholungsgebiet nutzen. Wichtigstes Argument: Die klamme Stadt muss das jährliche Defizit von rund 500 000 Euro mit Steuergeldern ausgleichen.
Das aber ließen René Lancelle und Ute Hölscher von der Kieler Interessengemeinschaft Flughafen (IGF) so nicht stehen. Das Minus habe man bereits kräftig gesenkt, und man könne sogar gegen Null fliegen. Falls es eine dauerhafte Perspektive für Investoren gibt und nicht nur eine Übergangsregelung für fünf Jahre.
In ihren „8 1/2 verschwiegenen Fakten“ verweisen sie etwa auf den aktiven Naturschutz im Flughafen-Biotop, auf die wichtige Drehkreuz-Funktion beim eiligen Transport der Transplantationsorgane, auf den Luftsport oder auf die Arbeitsplätze am Flughafen. Die FLM Aviation Maintenance zum Beispiel kümmert sich um Wartung und Reparatur der Flugzeuge. Andere Betriebe profitieren von der guten Infrastruktur. Karl-Heinz Zahorsky mit seiner Laser Soft Imaging (LSI) gehört dazu. Die schnelle Anbindung mit dem eigenen Flieger erlaubt es ihm, seine Software-Produkte zügig zu vermarkten. „An einem Tag hin und zurück wäre sonst kaum möglich“, sagt der Firmenchef.
Auch das Lärm–Argument ist für die IGF nicht mehr aktuell, seit Cimber Air vor etlichen Jahren den regelmäßigen Liniendienst nach Kiel eingestellt hat. Das konnte Heidi Toscan aus dem Ortsbeirat Holtenau nur bestätigen. „Ich höre eher das Nebelhorn der Schleuse als den Flugbetrieb“, erklärte die SPD-Frau, die einst gegen die Verlängerung der Startbahn gekämpft hatte. Lancelle verwies auf leise Motoren und auf das Bemühen der Piloten, „Lärmschleppen“ zu vermeiden. Oliver Schubert, Chef der Rotorflug Airservices GmbH, sieht die Wohnbau-Pläne der Grünen in dieser Hinsicht sogar als kontraproduktiv an. Auf Jahre hinaus würden Lastwagen und Baufahrzeuge nach Holtenau rollen. Sein Appell an die Gäste beim Tag der Offenen Tür und an die Öffentlichkeit überhaupt: „Wer weniger Lärm will, muss sich für den Flughafen einsetzen.“


