Ehrentag in Hohenlockstedt gedenkt Einsatz vor 101 Jahren
Die Gästeliste war lang – viele Prominente waren der Einladung zum traditionellen Finnentag gefolgt, um im Ehrenhain vor zahlreichen Besuchern den Einsatz der jungen Finnen zu würdigen, die vor 101 Jahren im damaligen Lockstedter Lager ankamen und dort im Jägerbataillon 27 ihre militärische Ausbildung erhielten.
„Vor einem Jahr haben wir an dieser Stelle ein neues Kapitel der Traditionspflege und des Andenkens an die finnischen Freiwilligen aufgeschlagen“, erinnerte Bürgermeister Jürgen Kirsten an die Jubiläumsfeier im vergangenen Jahr. Man befinde sich bereits im zweiten Jahrhundert der Würdigung jener jungen Männer, die auf abenteuerlichen Wegen auf den damaligen Truppenübungsplatz kamen. Unterdrückung, Repressalien und zunehmende Russifizierung prägten damals den Alltag Finnlands. „Gewalt und Unterdrückung führten zu der Erkenntnis, dass Gewalt nur mit Gewalt bekämpft werden kann“, erläuterte Kirsten den damaligen Wunsch nach Unterstützung zur militärischen Ausbildung. Die Verteidigung der freiheitlich demokratischen Grundordnung sei damals wie heute von hoher Priorität, schlug Kirsten den Bogen zum derzeitigen Krieg in Syrien und den Anschlägen in Ankara, Paris und Istanbul. „Auch die Aufmärsche der AFD mahnen uns zur Wachsamkeit und wirksamen Gegenwehr“, unterstrich er. Schon die Finnen von damals hätten vorgelebt was es bedeute, für Freiheit, Menschenwürde und Demokratie zu kämpfen.
Auf die Bedeutung der Flüchtlingsströme und des Terrorismus ging Marko Laine als Botschaftsrat ein. „Auf diese Herausforderungen können wir gemeinsam erfolgreich reagieren.“ Finnland führe mit Deutschland einen intensiven Dialog über die Vertiefung der Zusammenarbeit in verschiedenen Sicherheitssektoren. „Wir können uns auf Ihr Land verlassen – dafür bürgt unsere jahrhundertealte gemeinsame Geschichte.“ Abschließend dankte er der Gemeinde Hohenlockstedt für das Engagement. „Ihre Gemeinde wird immer einen wichtigen Platz in der Geschichte unseres Landes haben.“
Die unruhigen Zeiten mit Krieg, Instabilität und dem Kampf gegen den Terror sprach auch Oberst Ralf Güttler, Kommandeur des Landeskommandos Schleswig-Holstein, an. „Hier schließt sich der Kreis in der Tradition der finnischen Jäger in der Erkenntnis, dass wir unsere Werte und unsere Demokratie nur verteidigen können, wenn wir wehrhaft sind und uns in Kooperation mit unseren Bündnispartnern der Bedrohung entgegenstellen.“ Die Lehre aus der Pionierarbeit der finnischen Jäger sei daher allgemein gültig. Ein Land brauche leistungsfähige Streitkräfte, die fest in das demokratische System integriert seien. „Und diese Streitkräfte haben wir – in Deutschland und in Finnland.“
Nach der Kranzniederlegung im Beisein eines deutsch-finnischen Ehrenzuges der Reservisten, einer Abordnung aus Finnland, des Präsidenten und Ehrenpräsidenten der Jägerstiftung, Generalmajor a.D. Jukka Pennanen und Brigadegeneral a. D. Asko Kilkinen sowie Kreispräsident Peter Labendowicz trafen sich die Gäste in der Kartoffelhalle zu Kaffee und Kuchen.
