Karl-Heinz Jopp wird von der Stadt ausgezeichnet. Jopp: „Wir sind Botschafter Glückstadts“.
Nach der feierlichen Übergabe dankte Karl-Heinz Jopp Bürgervorsteher Paul Roloff, Bürgermeisterin Manja Biel und den Stadtvertretern für die Auszeichnung mit launigen Worten auf Plattdeutsch. Er erzählte, wie er zum Theater kam. Jopp war in den 80er Jahren gerade mit seiner Familie von Cuxhaven nach Glückstadt gezogen, in die beschauliche Ankenstraße. Was er nicht ahnte, Klaus Meinert wohnte wenige Meter weiter. Der war stadtbekannt, als Lehrer und Speelbaas der Speeldeel. Doch Jopp wusste das nicht und wunderte sich nur, warum ein „oler Mann“, angezogen mit langem Mantel, ihm beim Dachdecken zusah. „Haben Sie Lust Theater zu spielen?“, fragte Meinert ihn. „Daran habe ich noch nie gedacht. Ich überlegte mir schon eine Ausrede.“ Doch er hatte nicht mit der Beharrlichkeit von Meinert gerechnet. „Da müssen Sie meine Frau fragen“, wand er sich aus der Affäre. Meinert klingelte an der Tür und sprach mit Jopps Ehefrau Gisela. „Zu mir sagte er nur Tschüss.“
Seine Frau hatte allerdings zugestimmt und Meinert hatte ihr gleich das Rollenbuch in die Hand gedrückt. So kam Karl-Heinz Jopp gleich zu einer große Rolle in seinem ersten Stück: Er spielte Pastor Petersen in der heute noch beliebten Komödie „Minsch sien mutt de Minsch“.
Klaus Meinert starb schon ein Jahr später, Adolf Jäckel wurde 1989 Speelbaas und Jopp übernahm gleich einen Vorstandsposten. 2006 wurde er selbst Speelbaas, Adolf Jäckel war verstorben. „Es ist viel Arbeit“, sagt Jopp zu seinem Engagement und dem der Schauspieler. „Ein halbes Jahr lang proben wir zweimal die Woche.“ Auch ein Grund, warum es an jungen Schauspielern und einem Nachfolger für ihn als Regisseur mangelt. „Manchmal werde ich morgens wach, und überlege mir, wie ich das hinkriegen soll“, erzählt er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Es wäre einfacher, wenn wir mehr Schauspieler hätten. Wir bräuchten zwei Crews, denn es gibt zwei Inszenierungen im Jahr.“
Herrschte bei Meinerts Proben früher noch ein rauer Ton, so ist dies heute ganz anders – „diplomatischer“. „Er ist kein strenger Regisseur“, sagt Axel Leeck, der in dem Stück, das zurzeit geprobt wird, den jungen Liebhaber spielt. Und Neuzugang Brigitte Ruhser, die vorher in Borsfleth Theater spielte, fügt zu Jopps Arbeitsweise hinzu: „Sehr geduldig.“ Katrin Wimmershoff, die eine junge Mutter spielt, ist ebenfalls gerne im Ensemble: „Er hat immer gute Laune“, sagt sie über Jopp, wenn er mit den Schauspielern arbeitet. „Er ist sanft und bestimmt.“
Jopp selbst ist gelernter Zimmermann und arbeitete sich bei der Bahn im mittleren Dienst hoch zum Betriebsinspektor bei der Direktion in Hamburg. Gerne ist er bei der Glückstädter Speeldeel, die 1921 von Max Tiessen gegründet wurde. Von 1939 bis 1945 ruhte der Spielbetrieb und wurde 1946 von Hans Hinrich Münster wiederbelebt. Bereits 1947 übernahm Klaus Meinert die Leitung. Heute wird nicht nur in Glückstadt im Theater am Neuendeich gespielt, sondern regelmäßig auch auf Föhr, in Eckernförde, Buxtehude, Neumünster und in Burg. Unter Karl-Heinz Jopps Regie sind einige humorvolle Stücke auf die Bühne gebracht worden. 29 Inszenierungen gab es mit ihm, rund 400 Mal trat er als Schauspieler auf.
