Der 63-jährige Ebbo Meinert ist seit Jahrzehnten für die Kulissen der Glückstädter Speeldeel verantwortlich.
Schon mit fünf Jahren hat Ebbo Meinert bei den Generalproben der Glückstädter Speeldeel zugesehen. Kein Wunder, schließlich war sein Vater Leiter der Bühne. Im Alter von 14 Jahren durfte der junge Ebbo dann kräftig mit anpacken, wenn Nägel einzuschlagen waren oder Farbe für die Kulissen angerührt werden musste. „Das war eine ganz schöne Plörre damals“, erinnert sich Meinert. Die heute üblichen Binderfarben seien erst später auf den Markt gekommen. Den Farben verbunden fühlt sich der 63-Jährige noch immer. Seit Jahrzehnten ist er maßgeblich für die Bühnenbilder des Ensembles verantwortlich.
1989, nachdem sein Vater überraschend gestorben war, übernahm er die Verantwortung. „Unterstützt wurde ich zu Beginn von Fritz Otte“, verrät Meinert. „Der hat gemalt, und ich habe viel vom ihm gelernt.“ Beispielsweise, wenn beim Anmischen der Farbton haargenau getroffen werden muss. „Danach habe ich die Bühnenbilder eine Zeit lang ganz allein gemacht“, so Meinert. Irgendwann habe sich die Bühne dann zwei Techniker gegönnt, die seither den Aufbau übernähmen. „Ich male nur noch“, sagt der pensionierte Lehrer. Dass Meinert nicht nur mit dem Pinsel, sondern auch mit Holz umgehen kann, wird ersichtlich, wenn man in seinem Haus zu Gast ist. Überall stehen selbstgebaute Tische, Borte und Schränke.
Zu seinem Bühnenbau-Jubiläum für 25 Jahre Mitarbeit bekam er im Jahr 2014 vom Sängerbund Anstecknadel und Ehrenurkunde überreicht. Doch derlei Auszeichnungen sind es nicht, die ihn antreiben. Es ist der Spaß an der Sache. Gerade einmal zwei Tage braucht er fürs Malen. Zwei Bühnenbilder pro Jahr sind die Regel, schließlich bringt die Speeldeel zweimal im Jahr ein neues Stück heraus. „Früher waren es sogar drei“, sagt Meinert.
Zu seinen Anfängen sei die Arbeit eine ganz andere gewesen. Das Geld war knapp, und so wurden von den alten Kulissen sogar die Nägel wiederverwendet und „gerade gekloppt“, wie es der Bühnenbildner ausdrückt. Heute sei die Qualität „deutlich besser“, und so würden die Kulissen auch entsprechend länger halten. Generell würden die Bühnenbilder für die aktuellen Stücke „immer neu gemacht“. Wenn die Speeldeel ein altes Stück neu aufführt, schaut Meinert gern mal im Archiv nach, wie die Bühne seinerzeit aussah.
Bei der Auswahl der Motive redet ihm niemand rein. Manchmal gebe der Autor einige Details vor, doch „sonst bin ich ziemlich frei in der Gestaltung“. Sorge bereitet ihm die „dünne Schauspielerdecke“. Es werde immer schwieriger, junge Leute, insbesondere Männer, für die Schauspielkunst zu begeistern. „Heute müssen wir Stücke auch danach aussuchen, ob überhaupt alle Charaktere besetzt werden können.“
Meinert, der auch für seine Schüttelreime in der Region bekannt ist, stand übrigens nie selbst auf der Bühne. „Ich habe es schon in der Schule gehasst, Gedichte auswendig zu lernen“, begründet er den freiwilligen Verzicht aufs Scheinwerferlicht. Zugeguckt hat er aber immer gern, schon als Kind. Da fanden einige Proben der Speeldeel im heimischen Wohnzimmer statt, und der kleine Ebbo versteckte sich hinterm Sessel. „Wurde ich erwischt, ging’s ab ins Bett“, erinnert er sich.