Speelbaas Karl-Heinz Jopp erzählt, wie er Schauspieler der Glückstädter Speeldeel wurde
Darüber hatte Karl-Heinz Jopp noch nie nachgedacht und eigentlich wollte er auch lieber mit seinem Boot auf der Elbe segeln. Doch Klaus Meinert blieb hartnäckig. Er rief Jopps Ehefrau an, holte ihr Einverständnis ein und steckte ein Rollenbuch in den Briefkasten. Karl-Heinz Jopps erste Premierenfeier auf der Bühne war dann im Februar 1989. „Ich war sehr aufgeregt.“ Er spielte den Pastor Petersen in der heute noch beliebten Komödie „Minsch sien mutt die Minsch“.
Heute ist der 68-Jährige selbst der Spielleiter. Die Bühne ist mittlerweile wie ein zweites Zuhause. Denn zwei bis drei Mal pro Woche wird vor einem neuen Stück geprobt. Bei Klaus Meinert wurde in den 80er Jahren noch in dessen Wohnzimmer geübt, heute treffen sich die Schauspieler im Theater am Neuendeich zu den Proben. „Die Premierenangst ist immer noch da.“ Alle haben Lampenfieber. „Das muss bis zum Schluss so sein. Und am Ende liegen wir uns dann in den Armen“, sagt Jopp über das Ensemble. „Alles ist live und wir haben den Anspruch es gut zu machen.“ Der Lohn für alle Mühen ist der Applaus.
Gespielt werden „lustige Stücke mit Qualität“ – grundsätzlich ohne Klamauk. Lustige Stücke können durchaus auch Krimis sein – alle auf Plattdeutsch.
Die vielen Proben führen aber auch dazu, dass aus beruflichen Gründen nicht mehr alle mitspielen können. Hinzu kommen Auftritte in anderen Städten, wie zum Beispiel regelmäßig in Eckernförde, Buxtehude sowie jetzt auch auf Föhr. „Uns fehlen Schauspieler.“ Denn als hochwertiges Amateurtheater müssen die Darsteller auch altersgerecht besetzt werden. „Wir können und wollen aus einer 17-Jährigen keine alte Dame machen.“ Deshalb sei die Auswahl der Stücke auch schwieriger geworden. Es kommt vor, dass eine Komödie danach ausgesucht wird, wie die Rollen besetzt werden können.
Der Mangel an Schauspielern ist ein Grund dafür, weshalb im vergangenen Jahr Darsteller der Glückstädter und Itzehoer Speeldeel gemeinsam das Stück das „Bella Dona“ auf die Bühne gebracht haben. „Das ist gut gelaufen“, sagt Jopp. Doch weil die Glückstädter Speeldeel bereits 1921 gegründet wurde, wollen die Glückstädter die Tradition der Eigenständigkeit noch nicht aufgeben.
Die Bühne finanziert sich durch Auftritte in anderen Orten. Alleine von Glückstädter Zuschauern könnte die Speeldeel nicht überleben. Dafür ist zu viel zu bezahlen: Autorengelder, Spesen und zum Beispiel das Bühnenbild.
Beruflich ist die Spanne bei den Darstellern vielseitig. Jopp selbst ist gelernter Zimmermann und arbeitete sich bei der Bahn im mittleren Dienst hoch zum Betriebsinspektor bei der Direktion in Hamburg. Mittlerweile ist er im Ruhestand.
Lampenfieber hat er auch für das nächste Stück, welches am Freitag, 19. Februar, neu gezeigt wird im Theater am Neuendeich. Um 20 Uhr sehen die Zuschauer das neue Stück „Kattenspöök“ . Wer danach Lust hat, selbst auf der Bühne zu stehen, kann Karl-Heinz Jopp gerne ansprechen.