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Kreis Nordfriesland Nein zur Elbschlick-Verklappung

Von fu | 13.04.2016, 15:00 Uhr

Der Kreis Nordfriesland wendet sich gegen die Verklappung von Hamburger Elb- und Hafenschlick vor Helgoland. Der Hauptausschuss sorgt sich um ökologische Folgen und möchte das Baggergut im Deichbau eingesetzt sehen.

Den Lauf der Dinge wird es nicht ändern, aber immerhin hat der Kreis Nordfriesland noch einmal ein deutliches Zeichen gesetzt: In einer gemeinsamen Stellungnahme an das Land lehnen es die Mitglieder des Hauptausschusses ab, über Jahre große Mengen von Hamburger Elbschlick vor Schleswig-Holsteins Nordseeküste zu verklappen. Gefordert wird stattdessen, das Baggergut zwischenzulagern und das Material vorrangig im Deichbau zu verwenden.

Damit stellt sich der Kreis Nordfriesland gegen die Übereinkunft zwischen der Stadt Hamburg und dem Land Schleswig-Holstein. Sie sieht vor, zunächst bis zum Jahr 2021 jährlich bis zu eine Million Tonnen gering belastetes Baggergut aus der immer wieder verschlickenden Bundeswasserstraße Elbe sowie den Hafenanlagen der Hansestadt bei der Tonne E 3 vor Helgoland abzukippen. Die Genehmigung kann um weitere fünf Jahre verlängert werden. Neben einem abgestimmten Umweltmonitoring sieht der Deal zudem vor, dass Hamburg pro Tonne Trockengewicht des Baggerguts fünf Euro an die landeseigene Stiftung Nationalpark zahlen soll. Das ist etwas, was den Leiter des Fachbereichs Kreisentwicklung, Bauen, Umwelt und Kultur, Burkhard Jansen, an Zeiten des Ablasshandels erinnert.

Laut der fürs Hafenmanagment zuständigen Hamburg Port Authority (HPA) müssen Jahr für Jahr mehrere Millionen Kubikmeter Sedimente aus der Elbe entfernt werden, um diese in vollem Umfang schiffbar zu halten. Ohne Ausbaggerungen käme demnach der Schiffsverkehr auf der Unterelbe und im Hamburger Hafen „sukzessive zum Erliegen“. Das will niemand, auch die Mitglieder des nordfriesischen Hauptausschusses durch die Bank nicht. Allerdings gibt es in der Kreispolitik Unbehagen angesichts der unabsehbaren ökologischen Folgen einer Verklappung und der unrühmlichen Vorgeschichte: Hamburger Baggergut wird seit mehr als einem Jahrzehnt in der Nordsee verklappt. Das war schon in der Vergangenheit auf Kritik des Kreises Nordfriesland gestoßen. Im Jahr 2009 dann – noch zu Zeiten der Regierenden Ole von Beust und Peter Harry Carstensen – hieß es dann, dass „die Verbringung von Elb-Sedimenten aus Hamburg zur Tonne E 3 mit Ablauf des Jahres 2011“ beendet sein werde. Durch entsprechende Strombau-Maßnahmen, wie sie der Kreis auch jetzt wieder nachdrücklich fordert, sollte damals verhindert werden, dass weiterhin Sedimente in großem Umfang anfallen. Geschehen ist freilich wenig. „Was Hamburg gemacht hat, ist glatter Wortbruch“, beklagte Landrat Dieter Harrsen so auch in der Sitzung im Husumer Kreishaus.

Eine eher moderat formulierte Verwaltungsvorlage, in der die geplante Verklappung als ökologisch und ökonomisch nicht nachhaltige „Übergangsmaßnahme“ akzeptiert und nur die Option einer Verlängerung ausgeschlossen wurde, war schnell vom Tisch, als der Sylter Manfred Uekermann (CDU) die angepeilte Verklappung mit Blick auf Gefahren durch Blei, Quecksilber und andere Stoffe klipp und klar ablehnte. „Hier geht es grundsätzlich um eine Ausnahme, die jedem Unternehmen und jedem Privatmann nicht gewährt werden wird.“ Ulrich Stellfeld-Petersen (SSW) sprach mit Blick auf den enormen Sediment-Anfall von „hausgemachten Hamburger Geschichten“. Er bezweifelt zudem, dass die ökologischen Belastungen für das Wattenmeer wirklich zu vernachlässigen sein sollen. Uwe Schwalm (Grüne) sorgt sich überdies um die Flora und Fauna rund um Helgoland.

Auch Jürgen Jungclaus (WG-NF) wandte sich entschieden dagegen, weiteren Elbschlick in der Nordsee zu verklappen. Er forderte mit Nachdruck, das Material zunächst zu lagern und dann für den Deichbau einzusetzen. Mittelfristig müsse es andere Lösungen gebe, verlangte Thomas Nissen (SPD). Er wies aber auch darauf hin, dass vom Votum des Kreises nicht die Zukunft des Hamburger Hafens abhänge: „Vor diesem Hintergrund können wir es uns leisten, Nein zu sagen, um ein Zeichen zu setzen.“