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Themenstrände in St. Peter-Ording Exponierte Lage für die Zukunft nutzen

Von ieb | 28.04.2016, 11:00 Uhr

Der Umwelt- und der Tourismus-Ausschuss stellen das Konzept für die Strandentwicklung in St. Peter-Ording vor. Touristiker wollen Themenstrände für Familie, Spiel, Sport, Spaß und Natur entwickeln.

Ohne seinen riesigen Strand wäre St. Peter-Ording kein moderner Badeort geworden. Die mittlerweile dazugehörigen Orte wären kleine Dörfer geblieben. Aber die Gemeinde arbeitet in Abstimmung mit der Nationalparkverwaltung seit zwei Jahren daran, die Bedeutung des Strands für den Tourismus, aber auch für die Natur, zu erhalten. Beides soll in Einklang gebracht und weiterentwickelt werden. Denn: Strand und Sandbank gehören zum Nationalpark und Weltnaturerbe Wattenmeer. Die Ausarbeitung haben die UAG-Umweltplanung aus Kiel und die Fachhochschule Westküste, Institut für Management und Tourismus, in Heide übernommen.

In einer gemeinsamen Sitzung von Umwelt- und Tourismus-Ausschuss wurde der 43-seitige Entwurf für das Strandentwicklungskonzept nun der Öffentlichkeit vorgestellt. Neben der Beschreibung des Ist-Zustandes gibt es übergeordnete Handlungsempfehlungen aus naturschutzfachlicher und touristischer Sicht, aber auch Empfehlungen für die fünf Strandabschnitte. Die Ergebnisse werden in das Tourismus-Konzept einfließen, das die Gemeinde ebenfalls überarbeitet. „Ich bin mir sicher, dass das Strandentwicklungskonzept auch einen guten und wesentlichen Beitrag zu den bevorstehenden Verhandlungen über den öffentlich-rechtlichen Vertrag zum Strandparken leisten wird“, sagte Bürgermeister und Tourismus-Direktor Rainer Balsmeier, der den Entwurf vorstellte.

Der Vertrag läuft 2019 aus. Schlussendlich soll das Konzept den Rahmen für einen nachhaltigen Tourismus bilden und eine verbindliche Marschrichtung für die Strandentwicklung bis zum Jahr 2030 sichern.

Für die Natur haben Wattenmeer, Sandbank, Strand, Vorland und Salzwiesen von St. Peter-Ording eine große Bedeutung. Laut Konzept-Entwurf ist diese Kombination in St. Peter-Ording einmalig an der gesamten Westküste. Dadurch ist der Badeort ein Hotspot der Artenvielfalt, heißt es weiter. Gerade in den Sandsalzwiesen und Dünen sind eine Vielzahl seltener und gefährdeter Pflanzen- und Tierarten nachgewiesen. Entsprechend gehört das Gebiet außendeichs zum Nationalpark und EU-Vogelschutzgebiet „Ramsar-Gebiet SH Wattenmeer und angrenzende Küstengebiete“, binnendeichs zum Flora-Fauna-Habitat „Dünen St. Peter“. Als Zielvorgabe aus naturschutzfachlicher Sicht ergibt sich daraus, dass eine Ausweisung der Strandnutzung in Richtung dieser Biotope unbedingt vermieden werden muss, heißt es weiter.

Aber gerade wegen der reizvollen und besonderen Natur zieht es viele Urlauber und Tagesgäste nach St. Peter-Ording. Und es ist bei Wassersportler sehr beliebt. Entsprechend muss Infrastruktur am Strand wie Sanitäranlagen, Fußgänger- und Fahrradsteg, Restauration und Abfallentsorgung gewährleistet werden. Für die gute Erreichbarkeit erkämpfte sich die Gemeinde das Recht, in Ording und Böhl Strandparkplätze einzurichten. Die Touristiker wollen Themenstrände für Familie, Spiel, Sport, Spaß und Natur entwickeln. Ferner sollen die einzelnen Nutzergruppen besser abgegrenzt werden, barrierefreie Zugänge und Sanitäranlagen, Hundeauslaufzone und englischsprachige Beschilderung entstehen. Zudem soll die Qualität mit einer Sicherung des Strandparkens verbessert und Versorgungseinrichtungen zusammengefasst sowie ein einheitliches Strandbild mit optimierten Abläufen für das Eventgelände sowie einer optionalen Saisonverlängerung optimiert werden.

In der anschließenden Diskussion wurden die beiden Hauptkonflikt-Themen Hundefreilauf und Kiten am Südstrand angesprochen. Für beide wird es jeweils einen Ortstermin geben, um über Lösungen zu sprechen. Dr. Detlef Hansen, Chef der Nationalparkverwaltung, erklärte zum Thema Hundefreilauf, was Umweltausschuss-Vorsitzender Jochen Rother ansprach: „Wenn wir das wollen, kriegen wir das hin.“ Wichtig sei es den Hundehaltern Angebote zu machen, denn nicht alle hielten sich an das Gebot im Nationalpark, den Hund an kurzer Leine zu führen. „Wir sind nicht in der Lage, diesem Problem Herr zu werden. Zu 80 Prozent sind die Gespräche unangenehm.“ Er könne sich als Freilauf eine Fläche nördlich der Badbrücke vorstellen. Oder im Bereich Hungerhamm, aber das sei ein sensibles Gebiet, in der Nähe liegen ein Hochwasserrastplatz der Vögel und der FKK-Strand.

Wegen des Kitens am Südstrand soll es eine Absprache mit Vertretern der Wassersportler geben. Das Gebiet ist wegen seiner geschützten Lage auch bei Anfängern beliebt. Im vergangenen Jahr war bereits ein Areal abgetrennt, doch Unbekannte hatten Ketten und Hinweistafel entfernt, was die Gemeindevertreter empörte.

Außerdem bat Rother darum, den Reitweg am Südstrand dort zu belassen, wo er seit 40 Jahren liegt. Wenn er westwärts verlegt werde, gebe es Konflikte mit den Radfahrern. Hansen sah kein Problem, diesen Passus zu streichen. Tim Schäfer, Vorsitzender des Tourismus-Ausschusses, bat um einen Hinweis auf barrierefreie Toiletten für die Abschnitte Böhl und Dorf. Die Anlage von Fahrradstegen und die Verstärkung der Pfahlbauten sei weiter zulässig, erwiderte Hansen auf die Nachfrage von Kurt Kahlke. Es dürfe lediglich die große Dynamik der Natur, also die Bildung von Lagunen und Nehrungshaken nicht gestört werden.

Beide Ausschüsse sprachen sich für den Entwurf mit den vorgetragenen Änderungen und für das weitere Vorgehen aus. Nach der Abstimmung mit dem Landesamt für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz sowie Kreis- und Landesbehörden wird es ein öffentliches Beteiligungsverfahren unter anderem für Naturschutzverbände und Bürger geben. Diese können das Konzept dann auch einsehen. Danach wird es von der Gemeindevertretung beschlossen.