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Visionäres für den Dockkoog Eine „Hallig“ für Husum?

Von sis | 01.05.2016, 16:00 Uhr

Eine Projektgruppe hat vier Visionen für eine Neugestaltung des Husumer Dockkooges präsentiert. Eine Variante beruht auf der Öffnung des Deiches und einer „Hallig“ mit Warft.

Er sei guter Dinge, dass der Zeitrahmen eingehalten werde. Dies hielt Dr. Jens-Martin Gutsche vom Büro GGR aus Hamburg als Moderator der Projektgruppe „Zukunft Dockkoog“ gleich zu Beginn seiner Ausführungen fest. Gutsche erläuterte im jüngsten Umwelt- und Planungsausschuss vier Leitvarianten, die die Gruppe bisher erarbeitet hat. Bis Oktober sollen dann nach einer Überprüfung der bisherigen Vorschläge bis zu zwei Favoriten für eine Neugestaltung des beliebten knapp 50 Hektar großen Naherholungsgebietes vorliegen. Zu diesen muss es dann eine Empfehlung aus dem Ausschuss geben, bevor das Stadtverordnetenkollegium das letzte Wort hat.

Den vorgestellten Varianten ist gemeinsam, dass die Dockkoog-Spitze erreichbar und die Badestelle nutzbar ist. Auch Verbesserungen am Rad- und Fußwegenetz beinhalten alle Vorschläge. Unterschiede betreffen den Verlauf des Deiches und den Standort für ein Hotel.

Die vier Ideen:

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Der Tideeinfluss im Koog soll mit Blick auf den Meeresspiegelanstieg für Sedimentation sorgen. Eine Maßnahme, die zu „PiKKoWatt“ (Pilotmaßnahmen zur Klimaanpassung mit Kommunen in der schleswig-holsteinischen Wattenmeer-Region) passt, mit dem sich der WWF – gefördert vom Bundesumweltministerium – für eine „naturverträgliche Klimaanpassung“ des Wattenmeeres engagiert. Der Dockkoog gehört mit den Inseln und Halligen zu den ausgewählten „Piloten“.

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Die dritte und die vierte Leitvariante (Deich hinten und „Hallig“ mit Warft) sind sicherlich die ungewöhnlichsten Ideen – nicht nur aus Küstenschutzsicht – und deshalb die mit dem größten Diskussionsbedarf. Auch die Projektgruppe untersucht bei diesen beiden Visionen noch folgende Extra-Aspekte: die Zuwegung zur Warft (bei Sturmflut), die Unterhaltung des ehemaligen Landesschutzdeiches, mögliche Risiken für Investoren und die Stadt Husum, die Versicherbarkeit einer Hotelanlage auf einer Warft und den Grenzverlauf des Nationalparks bei einer Deichverlegung.

Dr. Johannes Oelerich, Direktor des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN), betonte vor dem Ausschuss, dass der Landesbetieb bewusst zwei Möglichkeiten für eine Deichverstärkung eröffnet habe. Oelerich: „Keine der Varianten ist nicht umsetzbar. Alles ist rechtlich und praktisch machbar. Wir sind in der Gruppe dabei und wägen gleich fachlich ab.“ Und: „Sie entscheiden und dann geht es weiter.“

Auf Anfrage unserer Zeitung erklärte er, dass mit der Planung für eine Deichverstärkung nicht vor 2017 begonnen werde. Einen voraussichtlichen Baubeginn terminierte der LKN-Direktor mit „nicht vor 2020“. Der Landesbetrieb sei Planfeststellungsbehörde und das Umweltministerium Träger dieser Maßnahme. „Für überbordende Eile gibt es keinen Grund“, meinte der Fachmann und spielte damit auf einen Vorstoß des SPD-Fraktionschef Horst Bauer an. Dieser hatte im Ausschuss angemahnt, dass das Verfahren beschleunigt werden müsse, um noch vor der Sommerpause zu einem Ergebnis zu kommen. Bauer: „Diesen radikalen Vorschlägen kann ich nicht folgen. Wenn wir den Koog fluten wollen, hätte dies erhebliche Konsequenzen“, erklärte er zu den Varianten drei und vier. Der Politiker kündigte an, in der nächsten Ausschuss-Sitzung am 25. Mai für die SPD einen Antrag einzubringen, damit nur die ersten beiden Anregungen überprüft werden. Alfred Mordhorst (CDU) pflichtete ihm bei und brach ebenfalls eine Lanze für eine Beschleunigung: „Wir eiern bei diesem Thema herum. Die Öffnung des Deiches ist wenig diskutabel.“

Nach ihren Wortbeiträgen fühlte sich der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Frank Hofeditz, motiviert, beide daran zu erinnern, dass der Ausschuss genau ein solches Ad-hoc-Vorgehen vermeiden wollte und deshalb die Projektgruppe eingerichtet habe. Und Dr. Hans-Ulrich Rösner, Leiter des WWF-Wattenmeerbüros, betonte: „Diese Gruppe verzögert nicht. Sie nutzt die Lücke, bevor das Planfeststellungsverfahren des Küstenschutzes beginnt. Geben Sie uns doch die Chance, alle Für und Wider zu überprüfen.“