Hans-Ulrich Rösner, Leiter des WWF-Wattenmeerbüros, erklärt im Interview, warum er die Diskussion über eine Husumer Hallig weiter am Köcheln halten will.
Eigentlich hat die Husumer Politik ja schon entschieden, wie es am Dockkoog künftig aussehen soll: Der Deich soll verstärkt werden, eine Hotel-Hallig ist nicht gewünscht. Trotzdem veranstaltet der WWF am Dienstag, 10. Januar, eine Informationsveranstaltung, in der noch einmal alle möglichen Varianten für die Gestaltung des Geländes vorgestellt werden. Im Interview erklärt Dr. Hans-Ulrich Rösner, Leiter des WWF-Wattenmeerbüros, warum die Stiftung die Hallig-Idee noch nicht aufgeben will – und warum es aus seiner Sicht um Grundsätzliches geht.
Warum wollen Sie bei der Informationsveranstaltung noch einmal alle vier Gestaltungsmöglichkeiten vorstellen? Es gibt doch eine klare politische Entscheidung für eine dieser Varianten. Alle anderen Ideen, wie beispielsweise das Entstehen einer Husumer Hallig, sind aus Sicht der Politik doch längst vom Tisch.
Wir sehen uns in der Verpflichtung, über das, was die Projektgruppe in eineinhalb Jahren erarbeitet hat, nun auch öffentlich und zusammenfassend zu informieren. Deshalb wollen wir das Gespräch anbieten. Es geht bei alldem ja um eine grundlegende Diskussion über Zukunftsfragen, die mit der vorliegenden Entscheidung des Umwelt- und Planungsausschusses, also für eine Deichverstärkung auf der bestehenden Linie und ein Hotel hinter diesem Deich, nur auf den ersten Blick erledigt ist. Mit der Frage, wie wir an der Küste mit dem Meer leben, und besonders mit dem Anstieg des Meeresspiegels, müssen wir uns so oder so immer wieder auseinandersetzen. Eine offene Diskussion ist da ganz wichtig.
Aber mal Hand aufs Herz: Ist diese Veranstaltung nicht auch ein Versuch, die öffentliche Meinung noch einmal zu drehen und die Leute von der Hallig-Variante zu überzeugen?
Wir wollen die Diskussion über die Husumer Hallig schon am Köcheln halten.
Obwohl es einen anders lautenden politischen Beschluss gibt?
Ja. Wir akzeptieren natürlich den Beschluss – aber die Politik könnte ihn ja auch wieder ändern. So lange nicht die eigentliche Deichbauplanung los geht, so lange kann es sich die Politik im Licht der Argumente auch noch anders überlegen, so lange ist das Kind noch nicht in den Brunnen gefallen.
Bisher hat ja weder die Küstenschutzbehörde formal mit der Deichplanung begonnen, und das kann auch noch dauern, noch ist mir bekannt, dass es bereits Investoren gäbe, die hinter dem Deich ein Hotel bauen wollen.
Aber mir geht es eigentlich darum, zu sagen: Selbst wenn es bei der im Moment favorisierten politischen Variante bleibt, und aus Sicht des WWF wäre dies wirklich eine verpasste Chance für Husum, dann ist es immer noch unsere Aufgabe, solche Diskussionen über die zukünftige Entwicklung der Küste anzustoßen.
Warum eigentlich? Können Sie das genauer erklären?
Weil wir darüber sprechen müssen, wie wir mit dem Meeresspiegelanstieg vorausschauend umgehen. In Husum ist es ja wie überall an der Küste: Der Meeresspiegel steigt an, gleichzeitig sinkt das Land hinter dem Deich in den Marschgebieten ab. Deshalb liegt der Dockkoog ja heute schon unterhalb des normalen Hochwassers. Es wird also ganz langfristig wohl nicht ausreichen, die Deiche immer höher zu bauen, man wird auch überlegen müssen: Wie kann das Land mit dem Meeresspiegel in die Höhe wachsen.
So etwas geht natürlich nicht überall, aber bei der Husumer Hallig-Variante würde das gut funktionieren: In den ersten Jahren nach der Öffnung des Deiches wäre der Dockkoog ein Stück Watt mit Prielen, aber in den kommenden Jahren würde das Gelände nach oben wachsen und eine Salzwiese entstehen. Dadurch würde auf lange Sicht für Husum auch mehr Sicherheit geschaffen, und der Deich würde ja auf einer anderen Linie verstärkt.
Diese Argumente für die Hallig-Variante wurden ja in der politischen Diskussion immer wieder vorgebracht, und haben kaum Widerhall gefunden. Woran liegt das aus Ihrer Sicht?
Daran, dass man sich in einem Teil der Parteien nicht wirklich intensiv im Dialog damit befassen wollte. Ich glaube, es besteht dort auch eine gewisse Zurückhaltung, mal etwas doch sehr Ungewöhnliches zu probieren. Erstaunlich ist aber, dass außerhalb der Politik viele Menschen der Hallig-Variante positiv gegenüberstehen. Da sind auch Menschen dabei, die es vor zehn Jahren für undenkbar gehalten hätten, dass man so etwas machen kann.
Um das nochmal zusammenzufassen: Es geht Ihnen nicht nur um die Husumer Hallig, es geht Ihnen um eine Grundsatzdiskussion über die Zukunft der Küsten. Warum soll die jetzt ausgerechnet in Husum ausgefochten werden?
Husum ist eine der ganz wenigen Städte, die direkt am Wattenmeer liegen und die direkt mit diesen Zukunftsfragen konfrontiert sind. Die Husumer leben seit 30 Jahren am Nationalpark, ohne es richtig zu merken. Die Stadt nimmt die Chancen, die dies bietet, nicht immer richtig wahr – man könnte sich viel stärker als Tor zum Wattenmeer präsentieren.
Informationsveranstaltung am Dienstag, 10. Januar, im Ratssaal des Rathauses – Beginn ist um 19 Uhr.

