Ein Artikel der Redaktion

Cybermobbing Der Psycho-Terror aus dem Internet

Von Redaktion shz.de | 27.11.2016, 16:00 Uhr

Sieben Mädchen und Jungen aus dem Breklumer Jugendzentrum haben zum Anti-Mobbing-Tag am 2. Dezember ein Theaterstück einstudiert.

Den Jugendlichen, die im Jugendzentrum (JuZ) „Altes E-Werk“ in Breklum ein- und ausgehen, ist das Thema Mobbing nicht fremd. „Mobbing passiert täglich bundesweit in allen Schulen und deshalb haben wir das Übel immer schon thematisiert“, sagt Einrichtungsleiter Thomas Lötzsch. Seit dem Frühjahr setzen sich sieben der Jungen und Mädchen besonders intensiv damit auseinander, denn sie proben das Theaterstück „Nicht egal“. Christel Volquardsen, Mutter von zwei Jugendlichen und seit vielen Jahren Hobby-Schauspielerin bei der Halligtorbühne Bredstedt, hat es geschrieben.

„Wir sind alle schon mal gemobbt worden“, bekennt Celien Wuggazer. Sowas dürfe nie totgeschwiegen werden. Man müsse Eltern und Lehrer informieren, damit geholfen werden könne. Mobbing in der Schule ist, so wird es bei Wikipedia definiert, ein gegen einen Schüler gerichtetes Drangsalieren, Gemeinsein, Ärgern, Angreifen oder Schikanieren. Mobbing kann körperlich, verbal oder auch indirekt erfolgen. „In dem Stück wird das ganz deutlich“, bestätigt Anton Volquardsen, Sohn der Hobby-Autorin. Christel Volquardsen hatte sich zunächst mit der Schulsozialarbeiterin Antonia Held von der Gemeinschaftsschule Bredstedt und Polizeibeamten intensiv unterhalten, bevor sie mit dem Schreiben loslegte. Die moderne Internet-Landschaft, berichtet sie, bringt ein weiteres Phänomen mit sich: Cybermobbing. Auch das ist in die Handlung eingeflossen. Dabei wird das, was sonst hinter vorgehaltener Hand über Mitschüler an andere weitergegeben wird, möglichst schnell und gnadenlos im weltweiten Netz verbreitet, am besten noch mit Fotos.

In der Geschichte geht es um eine fleißige, bescheidene und freundliche Schülerin, die am liebsten in den Pausen mit ihren zwei besten Freunden zusammen ist. Wenn da nicht diese Clique – eher schon eine Gang – wäre, die immer wieder Unruhe im Klassenverbund stiftet, herumpöbelt und dabei auch vor Lehrern nicht Halt macht. Deren Anführerin sucht jede Möglichkeit, besagte Klassenkameradin nicht nur zu verunglimpfen, sondern sie öffentlich zu beschimpfen, und schließlich zu erpressen. Heimlich macht sie Fotos auf der Toilette und droht, diese ins Netz zu stellen, wenn ihr Opfer nicht eine bestimmte Geldsumme – mindestens für ein neues Handy – herausrückt. Der Druck lastet hart auf der Schülerin. Sie kann sich kaum noch konzentrieren. Ihre Leistungen lassen nach. Vor lauter Verzweiflung wird die 16-Jährige kriminell und lässt das Geld für die Klassenreise mitgehen.

„Ein völlig realer Fall, der sich überall wiederholen könnte“, bestätigt Einrichtungsleiter Thomas Lötzsch. Er hat in dem Theaterstück die Rolle des Lehrers übernommen. „Mobbing gab es schon immer. Früher sind wir nur anders damit umgegangen, und vieles wurde unter den Teppich gekehrt. Aber heute geht das nicht. Man muss aufpassen und es aufarbeiten, wenn es passiert“, sagt Autorin Christel Volquardsen. „Wie im Stück, so ist auch im richtigen Leben das Reden mit Lehrer und Eltern das Wichtigste“, sagt Lötzsch. Leider werde, sagt Svend Goldenbaum, Sozialpädagoge im Sachgebiet Jugendarbeit und -schutz beim Kreis Nordfriesland, noch viel zu oft über Vorfälle geschwiegen. Das sei verkehrt, denn hinterher gelange so was gerüchteweise an die Öffentlichkeit. Es zählten aber nur Fakten bei der Präventionsarbeit. „Deshalb ist für die Sensibilisierung der Anti-Mobbing-Tag am 2. Dezember wichtig. Wir vom Kreis haben alle Schulen gebeten, mitzumachen und Projekte zu erarbeiten“, sagt Goldenbaum. Es freue ihn sehr, dass sich die Jugendlichen aus dem JuZ Breklum aktiv mit dem Theater-Stück beteiligen werden. Premiere wird am Freitag, 2. Dezember, ab 9.30 Uhr im Husumer Theodor-Storm-Gymnasium sein. Ab 16 Uhr wird das Stück dann im Breklumer JuZ wiederholt. Weitere Aufführungen werden bekanntgegeben. Die Darsteller sind: Evelyn Zann, Celien Wuggazer, Veronica Gonzales Weigard, Anton Volquardsen, Elias Volquardsen, Cedric Stosberg, Jana Cosmus, Thomas Lötzsch.