Gema zu teuer : Weltkindertag ohne Musik
Der Jugendverband soll über 5500 Euro Gebühren nachzahlen
Neumünster | Schlechte Nachrichten für Neumünsters Familien: Erstmals seit vielen Jahren wird es auf dem Weltkindertag in Rencks Park am 19. September voraussichtlich kein Musikprogramm geben. „Es fällt uns nicht leicht, aber wir verzichten diesmal auf musikalische Unterhaltung im Park“, bestätigte Dietrich Mohr vom Vorstand des Jugendverbands (JVN) gestern gegenüber dem Courier. Der Grund: Für die Beschallung im Park während des Kinderfestes soll der Verband nach vorsichtiger Voranfrage in der Hamburger Gema (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) mehrere 1000 Euro Gebühren bezahlen. „Das können wir uns als Veranstalter eines nicht kommerziellen Kinderfestes schlicht nicht leisten“, sagte Mohr.
Ohnehin droht dem JVN durch die Gebühreneintreiber der Gema ein tiefer Griff in die Verbandskasse: Anfang März flatterte dem Dachverband der Kinder- und Jugendorganisationen eine Nachforderung für die Weltkindertage 2012 und 2013 ins Haus. Jeweils rund 1300 Euro Gema-Gebühren soll der Verband danach für die öffentliche Unterhaltung durch Musikanten auf der Bühne im Park nachträglich entrichten – plus 100 Prozent „Kontrollkosten“, eine Art Säumniszuschlag der Gema-Eintreiber. Inklusive weiterer Positionen soll der JVN plötzlich mehr als 5500 Euro bezahlen.
In der JVN-Zentrale an der Boostedter Straße fiel man aus allen Wolken, denn die Gebühren lagen in früheren Jahren meist zwischen 100 und 150 Euro. Und schon gar nicht will man sich auf die Strafgebühren einlassen.
Wie immer habe der Verband auch für 2012 und 2013 die Veranstaltung im Park angemeldet, wunschgemäß telefonisch, und sich die Meldung später sogar bestätigen lassen, unterstreicht Mohr. „Wenn uns die Rechnung erst heute erreicht, kann man das doch nicht dem Jugendverband anlasten“, empört sich der JVN-Vorstand. Der Verband hat Widerspruch gegen die Nachforderung eingelegt und will die Forderung gegebenenfalls rechtlich prüfen lassen.
Hintergrund der drastischen Veteuerung ist offenbar der 2013 geänderte, aber noch immer strittige Berechnungsmodus der Gema. In den jetzt zugestellten Rechnungen geht die Gema von 10 000 Quadratmetern Parkfläche aus, die der Jugendverband beim Kinderfest beschallt. Der JVN selbst hatte die Fläche in der Vergangenheit stets mit maximal 500 Quadratmetern angegeben.
Der JVN ist nicht das erste Opfer der neuen Regelungen: 2013 hatte die Stadt die Spielfläche der Holstenköste drastisch reduziert – auch, um die drastisch gestiegenen Gema-Gebühren wieder unter 10 000 Euro zu drücken.
Offenbar aufgeschreckt vom Protest des JVN signalisierte die Gema gestern überraschend so etwas wie eine Gesprächsbereitschaft. Die Nachforderung sei bis zur neuerlichen Prüfung ausgesetzt; die Gebühr für das Kinderfest 2015 könne möglicherweise nach einem anderen Schlüssel berechnet werden, bei dem nicht die Parkfläche zu Grunde gelegt werde, sondern nur die Stellfläche, auf der sich die Verbände auf dem Fest vorstellen, sagte Mohr gestern Nachmittag nach einem Gespräch mit einem Gema-Vertreter. „Wir müssen das jetzt abwarten.“
STANDPUNKT von Jens Bluhm Angeblich ist alles in trockenen Tüchern: Nach den heftigen Protesten der kommunalen Spitzenverbände hatte die allmächtige Gema ihre Tarifreform vor zwei Jahren zunächst ausgesetzt und nach einem Schiedsspruch überarbeitet. Bürger- und Stadtfeste – die bis dahin bis zu 70 Prozent höhere Gebühren hätten entrichten sollen – wurden nach den neuen Spielregeln angeblich kräftig entlastet. Wenn ein harmloses Kinderfest, auf dem sich ehrenamtliche Einrichtungen vorstellen und auf dem kein Cent verdient wird, jetzt dennoch zur Kasse gebeten wird, wurde irgendwie schlecht verhandelt. |

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