Krankenhaus-Diskussion: Widerstand gegen Neubau eines Zentralklinikums auf der grünen Wiese schwindet
Es gibt doch noch die Chance für einen gemeinsamen Krankenhaus-Neubaus von Diako und Franziskus. Bei der Diskussion gestern Abend in der Bürgerhalle des Rathauses gingen Stadt, Land und beide Träger mit diesem Wunsch auseinander. „Ich stehe einem gemeinsamen Haus nicht im Wege“, sagte Oberbürgermeisterin Simone Lange nach einem eindringlichen Plädoyer des früheren Ärztlichen Direktors der Diako, Dr. Ulrich Schröder.
Der gehörte zwar nicht zum Podium, auf dem neben Lange die beiden kaufmännischen Vorstände der Krankenhäuser und das Land vertreten waren. Doch Moderator Carsten Kock gab dem Drängen der früheren Landtagsabgeordneten Susanne Herold nach, Schröder eine Art Eingangsplädoyer halten zu lassen. Darin warb der Mediziner, der 2006 zu den „Machern“ des bundesweit gelobten Klinikverbunds von Diako und Franziskus gehörte, für ein gemeinsames Krankenhaus. Der Verbund sei seinerzeit zwar gut gewesen, aber nicht das Optimum. Man leide bis heute unter „Kunstruktionsfehlern“, die unter anderem zu jährlich rund 5000 Krankentransporten zwischen beiden Häusern führten. „Die entscheidenden Nachteile des alten Konstruktionsfehlers können nur in einem gemeinsamen Zentralklinikum, das alle Kompetenzen, Abteilungen und Großgeräte unter einem Dach bündelt, ein Ende finden“, so Schröder, der für seine Ausführungen langen Applaus erhielt.
Für manche überraschend, gab Franziskus-Geschäftsführer Klaus Deitmaring dem Mediziner in allen Punkt recht. Deitmaring hatte noch vor nicht allzu langer Zeit eindringlich davor gewarnt, das Buch „Gemeinsamer Neubau“ wieder aufzuschlagen. Die beiden konfessionellen Krankenhausträger haben bisher den Standpunkt vertreten, dass ein gemeinsamer Neubau nicht finanzierbar sei – nicht zuletzt, weil man dann Fördermittel zurückzahlen müsse. Die Um- und Erweiterungsbauten auf den derzeitigen Grundstücken sind vom Land gezahlt worden. Die bislang genannten Summen von 60 und 40 Millionen Euro wurden gestern aber deutlich reduziert.
Ein anderer Grund für das getrennte Bauen ist, dass das Land jetzt eine ungewöhnlich hohe Förderung für Flensburg zugesagt hat: insgesamt 194 Millionen Euro, gestreckt auf rund zehn Jahre. Die Befürchtung ist, dass bei einer neuen Diskussion das Land einen Teil dieser Mittel an andere Krankenhaus-Standorte verliert. Denn die scharren schon mit der Hufe, wie Abteilungsleiterin Susanne Seemann aus dem Sozialministerium andeutete. Allerdings beharrte sie keinesfalls darauf, dass es bei der jetzigen Planung bleibe. Im Gegenteil: „Wir würden gern auf der grünen Wiese neu bauen, weil es einfacher ist. Aber man braucht ein Grundstück, das in zwei bis drei Jahren bebauungsreif ist.“
Wenn man noch einmal neu diskutiere, „dann müssen wir richtig richtig schnell sein“, betonte Simone Lange. „Was können wir zur Verfügung stellen?“ – Das ist offenbar die entscheidende Frage.
Für die Flensburger Ratspolitik bedankte sich Hauptausschuss-Vorsitzender Arne Rüstemeier für die positiven Signale des Landes und der beiden Träger: „Ich plädiere für ein neues Krankenhaus auf der grünen Wiese“, sagte er und ergänzte: „Wir sind geschlossen der Meinung, dass wir auf keinen Fall ein ’Weiter so’ an beiden Standorten hinnehmen werden.“