Flensburger Stadtwerke erwirtschaften zum dritten Mal in Folge 23 Millionen Euro im operativen Geschäft
Seit dem Start der erdgasbetriebenen Gas- und Dampfturbinenanlage („Kessel 12“) im Oktober wird im Stadtwerke-Kraftwerk am Strandweg bereits rund 20 Prozent weniger Kohle verfeuert. Zwei alte Kohlekessel sind so komplett von einer Anlage mit 92 Prozent Wirkungsgrad ersetzt worden – und produzieren bei gleicher Energiemenge rund 40 Prozent weniger klimaschädliches Kohlendioxid. In den Sommermonaten Juli/August planen die Stadtwerke bereits ganz ohne Kohle.
128 Millionen Euro haben die Stadtwerke innerhalb von fünf Jahren in das Projekt gesteckt – und Aufsichtsratschef Rolf Helgert und Geschäftsführer Maik Render sind stolz, dass die Anlage pünktlich und ohne Mehrkosten angelaufen ist. „Trotz Kessel 12 haben wir mit 7,6 Millionen Euro einen guten Überschuss nach Steuern erwirtschaftet“, erklärt Render. Die Freude dürfte die Stadt Flensburg teilen – drei Millionen Euro davon überweisen die Stadtwerke an ihre alleinige Gesellschafterin im Rathaus.
Im operativen Geschäft haben die Stadtwerke sogar etwas geschafft, was zumindest in der jüngeren Stadtwerke-Geschichte offenbar ohne Vorbild ist: Zum dritten Mal in Folge erwirtschaftete Flensburgs Energieversorger mehr als 23 Millionen Euro als operatives Ergebnis.
Umsatzbringer bleibt das Stromgeschäft: 2016 wuchs der Stromabsatz durch neue Kunden um 3,6 Prozent auf 1551 Gigawattstunden. Deutlich mehr als 200 000 Privat- und Geschäftskunden beziehen ihren Strom mittlerweile von der Flensburger Förde. Und 81,7 Prozent (Vorjahr: 80,9) ihres Stroms setzen die Stadtwerke mittlerweile außerhalb des Heimatgebiets Flensburg / Glücksburg / Harrislee ab – Tendenz weiter steigend. Dennoch scheinen die eigenen Kunden treu zu sein: Der Marktanteil im Heimatgebiet liege, so heißt es, bei gut 90 Prozent.
Auch zwei neue Geschäftsfelder haben die Stadtwerke im vergangenen Jahr erschlossen: In der Region ist der Energieversorger mit eigenem Glasfasernetz zum zweiten Mal nach der Komtel-Gründung in der 90er Jahren in den Telekommunikationsmarkt eingestiegen. Bis 2026 sollen für eine hohe achtstellige Investition in allen Stadtteilen eigene Leitungen gelegt werden. Die ersten angeschlossenen Stadtteile liegen für die Stadtwerke weit über den Erwartungen. Im Einfamilienhausstadtteil Tarup seien es fast 50 Prozent gewesen, in Engelsby mit hohem Mehrfamilienhausanteil immerhin gut 20 Prozent. Zwischen 10 und 15 neuen Mitarbeitern sind hier tätig – insgesamt stieg die Mitarbeiterzahl (Konzern) um 12 auf 804, die der Azubis um 4 auf 68.
Ganz frisch ist auch noch der überregionale Erdgasvertrieb als Geschäftsfeld. Nach dem Start im Oktober zählen die Stadtwerke bereits mehr als 3000 Kunden bundesweit.
Unter den Stadtwerke-Tochterfirmen hat dieses Jahr Aktiv-Bus dem Mutterhaus besonders viel Freude gemacht – die Fahrgastzahlen im Stadtverkehr stiegen um rund 300 000 auf 15,6 Millionen. Mit rund 130 000 Euro im Plus sei Aktiv-Bus eines der wenigen Unternehmen im deutschen ÖPNV, das schwarze Zahlen schreibe.