SPD-Quereinsteiger erhält über 2000 Stimmen mehr als CDU-Kandidat Arne Rüstemeier - auch Andresen und Richert im Landtag.
Der Landestrend reichte nicht bis Flensburg: Bei der Landtagswahl 2017 hat die SPD an der Förde das beste Ergebnis erzielt und die CDU auf Platz 2 verwiesen. SPD-Kandidat Heiner Dunckel gewann mit deutlichem Vorsprung vor Arne Rüstemeier (CDU) das Flensburger Direktmandat. Damit zieht für die SPD ein Quereinsteiger und Politik-Neuling in den Landtag ein, dem außerdem auch die Flensburger Rasmus Andresen (Bündnis 90/Die Grünen) und Kay Richert (FDP) angehören werden. Die Wahlbeteiligung lag bei 58,2 Prozent und damit deutlich höher als noch 2012 (52,9 Prozent).
Am Ende lag Dunckel mit 31,6 Prozent der Erststimmen vorn, Rüstemeier folgte mit 26,2 Prozent. Auf Platz drei lag Christian Dirschauer (SSW) mit 12,4 Prozent, gefolgt von Rasmus Andresen (Bündnis 90/Die Grünen) mit 12 Prozent. Kay Richert (FDP) kam auf 7,9 Prozent, Gabi Ritter (Die Linke) auf 6,7 Prozent. Andresen und Richert ziehen über ihre jeweilige Landesliste in den Landtag ein.
Die Bürgerhalle des Rathauses war gut gefüllt gestern Abend um 18 Uhr. Doch Besucher und Kandidaten mussten lange warten, bis die ersten Ergebnisse einliefen und auf der Leinwand projiziert wurden. Da war es schon 19.15 Uhr. Die Auszählung der Stimmen dauerte gestern außergewöhnlich lange, das Endergebnis stand viel später fest als bei früheren Wahlen. SPD-Mann Dunckel hatte schnell einen großen Vorsprung vor Rüstemeier, der jedoch erfahrungsgemäß trügerisch sein kann in Flensburg. Denn in den großen bürgerlichen Wahlbezirken, in denen traditionell die CDU stärkste Kraft ist, dauert die Auszählung länger, weil die Wahlbeteiligung dort höher ist. Mithin sind die später einlaufenden Ergebnisse oft CDU-dominiert. Auch Rüstemeier holte im Laufe des Abends auf – doch Dunckels Vorsprung war zu groß. Am Ende konnte er die Distanz sogar noch einmal vergrößern.
Der 62-jährige Professor der Europa-Universität Flensburg erwies sich als guter Griff der SPD. Erst vor einem Jahr ist er in die Partei eingetreten, anders als seine Vorgänger hat er jedoch nie ein kommunalpolitisches Amt gehabt und war nicht Mitglied der Ratsversammlung. „Ein hochtalentierter Quereinsteiger“, urteilte erfreut SPD-Ratsfraktionschef Helmut Trost, als sich Dunckels Erfolg abzeichnete. Als Professor und langjähriger Rektor der Flensburger Uni sei er ein geborener Kommunikator.
Entsprechend arglos und ohne festgelegte Erwartungen war er in den Wahltag gestartet. „Ich kann nicht sagen, dass ich mit so einem Ergebnis gerechnet habe“, sagte er. „Doch es freut mich.“ Als er um kurz nach 18 Uhr den Landestrend erfuhr, habe er schon gedacht, dass dies dem CDU-Kandidaten Rüstemeier möglicherweise zum Sieg verhelfen könnte.
Auch Rüstemeier hatte sich nach Bekanntwerden des für die CDU positiven Landestrends vorsichtig optimistisch gezeigt. Dabei äußerte der 41-Jährige die Gewissheit, dass die aktuelle Krankenhaus-Diskussion einen Einfluss auf das Wahlergebnis habe – und zwar in einem für ihn positiven Sinne. Eigentlich wollte er im Landtag Politik für die kreisfreien Städte machen, doch daraus wird jetzt nichts, denn Rüstemeier belegt auf der CDU-Landesliste nur Platz 22.
„Ich hätte mir gewünscht, ein Direktmandat zu erreichen“, sagte Rüstemeier, als seine Niederlage fest stand. „Die Vermutung hat sich bestätigt, dass es als CDU-Kandidat schwer ist, gegen den SPD-Trend in den größeren Städten des Landes zu gewinnen.“ Jetzt werde in gewohnt engagierter Weise in der Ratsversammlung weiter arbeiten.
