119 Filme, 35 Filmemacher und rund 1700 Zuschauer im Stufen-Kino und erstmals auch in der Pilkentafel
Mit dem Kinderprogramm Rolle Vorwärts sind gestern am frühen Abend die 16. Flensburger Kurzfilmtage zu Ende gegangen. Festival-Erfinder Karsten Wiesel, das Management um Maja Petersen, der Förderverein um Thomas Dethleffsen, die beiden stark engagierten Flensburger Hochschulen samt Moderator Jim Lacy sowie zahlreiche Unterstützer und Sponsoren aus der ganzen Stadt haben die Imagine-Bar, das Stufen-Kino und die Theaterwerkstatt Pilkentafel fünf Tage lang in Filmfeststimmung versetzt. Hauptgewinner war am Ende – neben sieben Hauptpreisträgern (siehe unten) – das kleine Festival selbst, das allen Interessierten ein ganz kleines bisschen Filmglamour und ganz viel Festivalatmosphäre bescherte. Wo sonst gibt es ein Festival, bei dem jeder mit insgesamt 35 anwesenden Filmemachern über ihre Arbeit ins Gespräch kommen kann?
„Ich finde gut, dass es hier keine Absperrgitter gibt“, witzelte der Berliner Festivalleiter Hajo Schäfer, der in der Jury saß und zu Protokoll gab, dass er sich hier pudelwohl fühle: „Das Festival ist ein Glücksfall für Flensburg.“ Filmemacherin Rosa Hannah Ziegler, die ebenfalls in der Jury saß, kennt die Kurzfilmtage bereits von mehreren Beiträgen, mit denen sie im Wettbewerb war und schon zweimal mit Hauptpreisen nach Hause fuhr. „Für mich ist es mit das schönste Festival in Deutschland“, sagte die 34-Jährige.
Das liegt sicher auch an Preisträgern wie der jungen Animationsfilmerin Mona Keil, die sich im Publikum offenkundig viel wohler fühlte als auf der Bühne. Ihr zweieinhalbminütiger Wettbewerbsfilm „Youme knows what Meyou wants“ gehört ganz sicher zu den ungewöhnlichsten Programmbeiträgen der 16. Kurzfilmtage. Während der Zuschauer ihre aus Ton modellierten Körper wachsen und sich wieder auflösen sieht, lässt sich nur erahnen, mit wie viel Kraft, Energie und Mühe diese Bilder entstanden sein müssen.
Oder Julia Ritschel, die die neue handgemachte Festivaltrophäe der Werkkunstschülerin Runa Feddersen für den Spielfilmpreis überreicht bekam: Sie erzählt in „La Cigale et la Fourmi“ (Die Grille und die Ameise) die Geschichte der gescheiterten Liebe zwischen Schülerin Lena und ihrer Französischlehrerin.
Festivalleiter Karsten Wiesel hob bei der Siegerehrung zwei Punkte hervor – dass so viele Filmemacher persönlich nach Flensburg gekommen waren und dass die Pilkentafel als zweiter Festivalspielort mehr Zeit geboten habe, sie mit dem Publikum zu verbringen: „Kurzfilm ist dazu da, um ins Gespräch zu kommen.“
Unter den rund 1700 Festivalbesuchern (ohne die Kinderprogramme) war wieder einmal das Animationsprogramm Tricky am schnellsten ausverkauft.
Wer nun auf den Geschmack gekommen ist und nachträglich noch etwas Festivalatmosphäre schnuppern möchte: Am kommenden Sonntag um 14 Uhr gibt es eine „Zugabe“ – ein „Best of“ der Flensburger Kurzfilmtage 2016 samt allen Siegerfilmen.