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Museumsinsel Berlin bekommt Fischer-Figur

Von Gunnar Dommasch | 22.05.2009, 12:42 Uhr

Ein Stück Flensburg - wie vom Erdboden verschluckt. Die Skulptur "Gerettet", die über 80 Jahre lang auf dem Museumsberg stand, wird bald die Berliner Museumsinsel zieren.

Flensburger Kunstliebhabern blutet das Herz. Zumindest denen, deren Weg des öfteren am Museumsberg vorbeiführt.

80 Jahre lang thronte dortselbst eine Skulptur, die zu Flensburg gehört wie Rum und Meer. Doch nun: gähnende Leere auf dem stattlichen Sockel. Der weithin bekannte Fischer mit dem Südwester auf dem Kopf, eine fast ertrunkene Frau wie hingegossen auf seinen kräftigen Armen ruhend - er ist fort! Soll demnächst auf der Berliner Museumsinsel platziert werden. Da bekommt der Begriff "Beutekunst" doch gleich eine ganz andere Dimension.

"Gerettet" ist die Bronzekulptur betitelt, die von dem bekannten Bildhauer Adolf Brütt anlässlich der Weltausstellung 1893 in Chicago entworfen und 1904 in St. Louis mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Ein Werk von internationaler Bedeutung und für Brütt der künstlerische Durchbruch. Bei der Flensburger Plastik handelt es sich um den einzigen Bronzeguss - das Original wurde in Ton modelliert. Der Guss wurde von der Berliner Nationalgalerie erworben und später als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Bekannt ist das Motiv auch als Emblem der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft.
Schmerzender Verlust für Museumsdirektor
Der Flensburger Verschönerungsverein ist aufgeschreckt."Ein Verlust für Flensburg, eine Verarmung im Stadtbild", bedauert Vorsitzender Friedrich Schreiber. Doch der Verein will nicht untätig bleiben. "Wir werden uns gerne an einer Lösung beteiligen." Schreiber hat bereits Kontakt zu einer Berliner Gießerei aufgenommen, über die man möglicherweise an das Gipsmodell herankäme, um einen Abguss in Originalgröße anfertigen zu lassen. Das kann teuer werden, aber Schreiber hofft auf breite Unterstützung der Bevölkerung. "Wir werden den Stein ins Rollen bringen", sagt Schreiber. "Sollte aber keine Interesse daran bestehen, können wir auch ganz schnell die Finger davon lassen. Museumsdirektor Schulte Wülwer begrüßt die Aktivitäten des Vereins. "Auch mich schmerzt der Verlust."

"Gerettet" wird nun auf der völlig umgestalteten Museumsinsel in trauter Eintracht mit anderen Plastiken unter einem Kolonnadengang sein Dasein fristen. "Der Wunsch aus Berlin ", so Schulte-Wülwer, "ist ja auch nachvollziehbar." Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz habe ihn in eindeutiger Weise von ihrem Vorhaben in Kenntnis gesetzt. Das Flensburger Museum habe sogar die Kosten für den Transport übernehmen müssen. "Das war nicht diskutabel."