Mehr als die Hälfte der Stellplätze in der Elmshorner Innenstadt werden derzeit von Auswärtigen genutzt.
Formal hat die Politik nur 40.000 Euro für ein flächendeckendes Parkraummanagement für die Elmshorner Innenstadt genehmigt. Doch was die Stunde für Elmshorns Autofahrer geschlagen hat, ist mehr als deutlich. Die kostenlosen öffentlichen Parkplätze werden in naher Zukunft wegfallen. Wer in Citynähe parken will, soll zur Kasse gebeten werden. Bürgermeister Volker Hatje machte deutlich, dass das bestehende Nebeneinander von kostenlosen und kostenpflichtigen Stellplätzen Investoren für den Bau eines Parkhauses am Bahnhof abschrecke.
Schluss mit kostenlos, aber auch Schluss mit dem Parkplatzchaos, unter dem Innenstadtkunden, Pendler und beschäftigte leiden. Klare Strukturen schaffen, eine einheitliche Parkraumbewirtschaftung auf den Weg bringen – und die Stellplatzsituation in der City insgesamt verbessern. Das sind die Ziele, die mit dem Parkraumkonzept verfolgt werden.
Die aktuelle Parkraumsituation in der Elmshorner Innenstadt hat ein Gutachter untersucht. Fazit: Für Kunden und Besucher der City stehen zu allen Tageszeiten mehr als 500 freie Stellplätze zur Verfügung. Wer schon jetzt bereit ist, zu bezahlen, findet einen Platz. Anders sieht es für Dauerparker aus. Hier reichen die Kapazitäten gar nicht mehr aus. Gutachter Jens Rümenapp sieht dringenden Handlungsbedarf.
Eine Zahl schreckte Politik und Verwaltung regelrecht auf. Die Anzahl der Pendler, die den Elmshorner Bahnhof ansteuern, ist in den vergangenen fünf Jahren um 23 Prozent gestiegen.
Pendler erobern die Parkplätze
„Unglaublich“, raunte es durch den Sitzungssaal als Gutachter Jens Rümenapp die grafische Auswertung zu den Parkplatznutzern an die Wand warf. Die Pendler, die Auswärtigen, erobern die Parkplätze im Innenstadtbereich. An der Parkanlage an den Steindammwiesen sind 63 Prozent der Plätze von Pendlern belegt. An der Kleiststraße sind es 64 Prozent, an der Gärtnerstraße/Ost-West-Brücke 63 Prozent und am Südufer 70 Prozent. Bezogen auf alle öffentlichen Parkplätze in der City werden 57 Prozent der Stellplätze von Pendlern belegt.
„Der hohe Anteil wird sich noch vergrößern, wenn im Umland weiter neue Wohngebiete ausgewiesen werden“, sagte Elmshorns Bürgermeister Volker Hatje. Er verwies darauf, dass die Pendler weniger aus Kölln-Reisiek oder Sparrieshoop kämen, sondern aus dem Kreis Steinburg, aus Horst und Kiebitzreihe.
Fast 18.000 Ein- und Aussteiger pro Tag: Der Elmshorner Bahnhof steht laut Gutachter landesweit auf dem dritten Platz der am stärksten frequentierten Bahnhöfe. Rümenapp sprach für die Jahre 2010 bis 2015 von einer „besonderen Dynamik“. Die Steigerung lag bei 23 Prozent. Und viele Pendler suchen einen bahnhofsnahen Parkplatz.
Dass die Parksituation in Elmshorn oft als katastrophal angesehen wird, liegt aber auch an den Einkäufern, den Besuchern und den Beschäftigten – und den Strukturen. In der City gibt es kostenlose neben kostenpflichtigen Parkplätzen. An verschiedenen Standorten kann das Auto zudem mit Parkscheibe zeitlich begrenzt umsonst abgestellt werden. Laut Gutachter gibt es im Untersuchungsgebiet zirka 3000 Stellplätze. Nicht unbedingt zu wenig. „Selbst in der Spitzenzeit liegt die Auslastung nur bei 65 bis 70 Prozent“, sagte Rümenapp am Montagabend in der gemeinsamen Sitzung von Stadtentwicklungsausschuss und dem Ausschuss für Kommunale Dienstleister. Es sei kein Problem, einen kostenpflichtigen Parkplatz zu bekommen.
Das Problem: Viele Autofahrer machen sich auf die Suche nach einem kostenlosen Parkplatz, während die bewirtschaftete Anlage auf dem Buttermarkt halb leer ist. Die Unordnung soll geordnet werden. Verwaltung und auch große Teile der Politik möchten die Parkraumbewirtschaftung einführen, die kostenlosen Stellplätze abschaffen. Jens Petersen (FDP) wies auf mögliche Konsequenzen hin. „Parkgebühren beeinflussen die Käufer. Die Innenstadt steht auch in Konkurrenz zum Franzosenhof.“ Matthias Pitzer (Grüne) setzt klar auf Steuerung und Regelung. „Sonst herrscht Chaos.“ Andreas Hahn (CDU) warf angesichts der hohen Pendlerzahlen Rabatte für Elmshorner Bürger in die Diskussion ein. Mit dem Angebot „Parken mit Gewinn“ gibt es in der City schon ein System, in dem Einzelhändler Gebühren erstatten. Immer mehr Geschäfte machen mit.
Gebühren: Die Stadt weiß, dass der Abzockevorwurf ganz schnell aufkommen kann. Sie möchte die Bürger in den Prozess mit einbeziehen, mit Argumenten punkten. Und laut Rümenapp erklärten bei einer Befragung immerhin zirka 30 Prozent der Parkplatznutzer, dass sie bereit wären für einen gesicherten Stellplatz ein bis fünf Euro am Tag zu zahlen.