Eine Schriftstellerin mit Talent und ohne Tabus
Simone de Beauvoir schätzte ihre mutige Kompromisslosigkeit und ihr Talent: Violette Leduc (1907-1972) scheute kein Tabuthema ihrer Zeit und schrieb unverblümt über intime und verletzende Erlebnisse. Sexuelle Sehnsüchte und Erniedrigungen, Scheidung, lesbische Liebe, Bisexualität, Abtreibung, Vaterlosigkeit und eine ablehnende Mutter – das sind die Themen ihrer Romane.
Nun verfilmte Regisseur Martin Provost das Leben der französischen Schriftstellerin und Pionierin der Frauenliteratur für das Kino. In ruhigen, stimmungsvollen Bildern schildert Provost die Biografie der unehelichen Tochter eines Dienstmädchens. In sechs Kapiteln entsteht ein dichtes Porträt einer liebeshungrigen, exaltierten, impulsiven Frau, die sich einsam, abgelehnt, minderwertig und hässlich fühlt. Der Film berichtet von harten Jahren mit Schwarzmarktgeschäften und Armut, unerwiderter Liebe zu Männern und Frauen – auch zu Beauvoir – und endet mit spätem Ruhm in der Provence. Schon Anfang 1945 gewann Leduc Simone de Beauvoir als Förderin.
Die Feministin zeigte sich von Leducs Romanmanuskript beeindruckt, das von der schwierigen Beziehung zu ihrer Mutter handelt. Die Philosophin sorgte dafür, dass der Roman in einer Reihe veröffentlicht wurde, die Albert Camus herausgab. Immer wieder ermunterte de Beauvoir die selbstbezogene, psychisch labile Leduc zum Schreiben und unterstützte sie verdeckt finanziell. Emmanuelle Devos („Lippenbekenntnisse“) brilliert als Violette, die trotz Widerständen und Rückschlägen im ständigen Ringen mit sich selbst ihren Weg geht.

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