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Theater Fataler Raubzug durch die Stadthalle

Von rai | 23.09.2016, 06:58 Uhr

Neues Globe Theater präsentiert „Die Räuber“ / Klassik trifft auf moderne Elemente

Glühende Leidenschaft, flammende Eifersucht und rasende Wut – all das konnte das Publikum am Mittwochabend in der Stadthalle erleben. Dort präsentierte das Neue Globe Theater unter Leitung von Kai Frederic Schrickel seine Spielfassung von „Die Räuber“ und entführte die Zuschauer drei Stunden lang in eine Welt voller Intrigen und tiefer Gefühle.

Mit viel Hingabe und schauspielerischem Können bot das Ensemble eine neue Perspektive auf Friedrich Schillers Klassiker um das tragische Schicksal einer wohlhabenden Adelsfamilie, in dessen Zentrum die ungleichen Brüder Karl und Franz stehen. Während der Erstgeborene Karl sämtliche Privilegien genießt, von der schönen Amalia geliebt wird und schließlich zum Studium in das ferne Leipzig aufbrechen darf, fühlt sich der jüngere Sohn Franz ungeliebt und betrogen. In seinem Hass schmiedet er einen böswilligen Plan und schafft es letztendlich, seinen Vater und den Bruder zu entzweien. Geblendet von der Geltungssucht und seinem Egoismus kümmert es ihn auch nicht, dass sich Karl in seiner Verzweiflung zum Hauptmann einer Räuberbande ernennen lässt und dass der eigene Vater langsam an seinem Kummer zugrunde geht. Als Karl nach 18 Jahren und dem Tod seines geliebten Vaters an den Ort seiner Jugend zurückkehrt, muss er erkennen, was sein Bruder angerichtet hat. Auch wenn Amalia ihm noch immer die Treue hält und sich glückselig in seine Arme wirft, erkennt er, dass er nach all seinen Taten nicht mehr der Mensch ist, den sie noch immer in ihm sieht. Mit der Unerbittlichkeit der Zeit und des Lebens konfrontiert, verfällt Karl schließlich in einen wütenden Rausch, der alle Beteiligten ins Verderben reißt.

„Für uns war die Inszenierung eine besondere Herausforderung“, verriet Schrickel, der die facettenreiche Rolle des Karl spielte und in seinem schwarzen Ledermantel an einen Rockstar erinnerte. Gemeinsam mit seinen Kollegen Andreas Erfurth, der die Regie übernahm, und Sebastian Bischoff, der einen schillernden Antagonisten Franz darstellte, hatte er Schillers Klassiker mit neuen Elementen versehen. Das Trio, das seit einem Jahr als Neues Globe Theater arbeitet, widmet sich vor allem Werken von Shakespeare. Mit „Die Räuber“ begaben sie sich nach ihren Inszenierungen von „Hamlet“ und „König Lear“ auf unbekanntes Terrain. „Schiller mochte Shakespeare“, erklärte Schrickel, der neben seiner tragenden Rolle auch für die Dramaturgie zuständig war. „Wir haben sein Stück auf Einflüsse von Shakespeare abgeklopft und sind fündig geworden“, sagte er. Die Einflüsse habe man aufgegriffen und im Sinne eines Volkstheaters, wie Shakespeare es bei seinen Stücken gewohnt war, umgesetzt.

Das Resultat war ein Feuerwerk der Emotionen, das trotz aller Ernsthaftigkeit der Thematik immer wieder von humorvollen Momenten aufgelockert wurde. So robbte der Geist des verstorbenen Grafen in Zombiemanier über die Bühne, Franz präsentierte in einem glänzenden Anzug ein schmalziges Liebeslied und die Champagnergläser flogen im hohen Bogen über die Bühne. Emotional wurde es vor allem in den Szenen, in denen Amalia, gespielt von Petra Wolf, ihre Liebe zum totgeglaubten Karl bekundete und sich gegen die vulgären Annäherungsversuche seines Bruders zur Wehr setzen musste. Die glaubhafte Darstellung sorgte beim Publikum für betroffene Mienen und angehaltenen Atem. „Es ist sehr schön, dass es hier solche Veranstaltungen gibt“, freute sich Ingeborg Tophinke (77), die vor zwei Jahren nach Eckernförde zog, um auch im Alter am kulturellen Leben teilnehmen zu können. „Die Schauspieler machen großartige Arbeit“, lobte die Rentnerin. Sie wolle auch in Zukunft die Aufführungen des Neuen Globe Theater besuchen, verriet sie.