Die Malerin Alice von Maltzahn lebte von 1939 bis zu ihrem Tod in Reinfeld. Stiftung ließ sieben Bilder für das Heimatmuseum restaurieren.
„Das Rätsel um die Malerin Alice Freifrau von Maltzahn ist noch immer nicht komplett gelöst“, sagt Kunsthistoriker Jürgen Ostwald von der Fielmann-Stiftung. In der Kieler Restaurationswerkstatt Rosehr waren sieben Ölgemälde gereinigt und von einer dicken Schicht Nikotin befreit worden, da die Freifrau und ihr Lebensgefährte Raucher waren. Aufgearbeitet im neuen Rahmen übergaben Ostmann und Anne Hübner, Leiterin der Oldesloer Fielmann-Filiale, die Gemälde ans Reinfelder Heimatmuseum.
Es handelt sich um frühe Arbeiten der Künstlerin sowie ein Selbstportrait aus späteren Jahren. 1973, im Alter von 90 Jahren, verstarb die „feine Dame“, wie sie Museumsleiterin Anja Rademacher nennt. „Da kann man wieder sehen, dass man trotz Rauchen so alt werden kann“, sagt der Kunsthistoriker mit einem Augenzwinkern.
Rätsel gebe allerdings auf, dass nur Werke aus jüngeren und dann wieder einige Portraits aus späteren Jahren vohanden seien. „Was ist in den 50 Jahren dazwischen passiert?“ fragt Ostwald. Wie die Ölgemälde – hauptsächlich Stillleben und Portraits – in den Besitz des Heimatmuseums gelangt sind, kann Anja Rademacher nur vermuten. Wahrscheinlich habe der damalige Museumsdirektor sie aus ihrem Nachlass erworben.
Ostwald wundert sich vor allem über einen „Abendakt“, der der Freifrau zugeschrieben wird, jedoch von ihr nicht signiert wurde und auch so gar nicht in ihr Werk passe. „Wenn er von ihr ist, hebt das ihr Werk ungemein“, betont Ostwald, der ein anderes Stillleben als „gerade mal so über dem Flohmarktniveau“ bewertet. Angetan zeigt er sich vor allem von den rund 40 frühen Zeichnungen, die Anja Rademacher ihm nach der Übergabe zeigte. Ein wahrer Schatz im Verborgenen, der den erfahrenen Kunstexperten, der deutschlandweit 150 Museen im Namen der Fielmann-Stiftung fördert, überzeugen konnte. Ostmann stuft ihr Werk als deutschen Spät-Impressionismus ein.
In diesem Jahr förderte die Stiftung bereits die Restaurierung der alten Turmuhr aus Westerau, die jetzt im Heimatmuseum ihren Platz gefunden hat. Über die Summe schweigt sich Ostwald aus. Es handele sich aber um mehrere 1000 Euro. „Mir war es wichtig, dass Alice von Maltzahn endlich zu ihren Ehren kommt“, so Rademacher. Dank der Restaurierung kann sie nun für Mitte November eine Ausstellung mit den Bildern der Freifrau und Werken anderer Reinfelder Künstler planen.
Alice von Maltzahn wurde 1883 in Schlesien geboren und stammt aus einer Hugenottenfamilie. Mit 19 Jahren heiratete sie Baron Karl-Axel von Maltzahn und zog auf dessen Gut im norddeutschen Herzogtum. Wahrscheinlich besuchte sie von 1909 bis 1912 die Kunstakademie in Weimar. „Es war sicher nicht einfach für sie, dort als Frau einen Platz zu bekommen“, merkt die Museumsleiterin an. „Über ihren Lebensgang, ihr Vermächtnis, ihre Kunst, ihre Portraitaufträge, den Verbleib ihrer Arbeiten ist kaum etwas bekannt“, so Ostwald.
Nach dem Tod ihres Ehemanns arbeitet sie weiter als Malerin und zieht mit Friedrich Meyer 1939 nach Reinfeld, wo sie ein Haus mit Blick über den Herrenteich erwerben. Auch im höheren Alter scheint die Dame kein Kind von Traurigkeit gewesen zu sein. Gern feierte sie mit ihrem Nachbarn. Er nannte sie „Donna Alice“, sie ihn „Don Alfonso“. Sie nahm am gesellschaftlichen Leben teil und war eine angesehene Persönlichkeit in der Karpfenstadt. Ostwald: „Vielleicht gibt es ja den einen oder anderen, der mehr über sie weiß und vielleicht sogar noch Gemälde von ihr besitzt.“

