Die digitalen Herausforderungen sind da. Der Umgang mit und das Verständnis von Informationstechnologie ist heute eine Kulturtechnik, meint unser Kolumnist.
Non vitae, sed scholae discimus. Schon der römische Philosoph Seneca bemängelte, dass junge Menschen nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen. Auch auf das Zeitalter der Digitalen Revolution gilt es, die Schüler bestmöglich vorzubereiten. Der Umgang mit und das Verständnis von Informationstechnologie ist heute eine Kulturtechnik, vergleichbar mit Lesen und Schreiben.
Informatik wird in fast allen Bereichen der Arbeitswelt zur Schlüsseldisziplin. So wurde schon vor Jahren der Lehrberuf „Kfz-Mechaniker“ zum Lehrberuf „Kfz-Mechatroniker“, um den neuen Anforderungen Rechnung zu tragen. Diese Entwicklung wird sich unter dem Schlagwort „Industrie 4.0“ weiter fortsetzen.
Auch in anderen Bereichen bestimmen Computer zunehmend den Alltag. Über Kreditwürdigkeit entscheiden heute schon Algorithmen – unter Berücksichtigung des Wohnorts, bald vielleicht auch in Kombination mit dem Facebook-Profil oder dem Standort des Smartphones.
Vielen Schülern werden bisher nur freiwillige Informatikangebote wie Wahlpflichtfächer oder Arbeitsgemeinschaften gemacht. Der Landtag hat sich vor wenigen Wochen mehrheitlich gegen Informatikunterricht für alle Schüler entschieden. Doch die Informatik als Pflichtfach ab Jahrgangsstufe Fünf wäre dringend geboten, denn um Informationstechnik kompetent nutzen zu können, muss man sie verstehen.
Ohne Pflichtfach wird es auch nicht gelingen, ausreichend viele Lehrer zu einem schulischen Informatikstudium zu bewegen und diese Berufsperspektive zu wählen. Selbst wenn wir heute beginnen, wird es noch Jahre dauern, bis ausreichend Lehrkräfte zur Verfügung stehen.
Der Informatikunterricht beschränkt sich nicht auf das reine Programmieren oder das Erstellen von Textdokumenten. Er beinhaltet auch Medienkompetenz, das Zusammenspiel zwischen Informatik, Mensch und Gesellschaft und den sicheren Umgang mit Daten und Statistiken. Kurzum, Schüler müssen zu kompetenten Gestaltern der digitalen Welt werden, in der sie heute leben.
> Patrick Breyer ist Landtagsabgeordneter in Schleswig-Holstein und Mitglied der Piratenpartei.