„Aufdecker“ brauchen Mut – und Rückendeckung. Daran mangelt es in Schleswig-Holstein noch.
Was haben Journalisten und Whistleblower gemeinsam? Sie möchten Missstände aufdecken. Doch während die Presse für Enthüllungen meist gelobt und geehrt wird, zahlen Whistleblower in der Regel einen hohen Preis.
Denn, decken sie innerhalb ihrer Arbeitsstelle Unrecht auf, werden sie meist als Nestbeschmutzer beschimpft und riskieren Ruf und Job. Aber: Wie kann man sie schützen? Und wie stehen die Bürgerinnen und Bürger dazu?
Unsere Gesellschaft schätzt hohe Werte wie Zivilcourage und Pflichtbewusstsein. Immer mehr Menschen sehnen sich nach einer Wirtschaft, die auf ethischen Werten basiert, und einer Gemeinschaft, die Mensch, Tier und Natur schützt. Allerdings geht dieser Wunsch schnell über Bord, wenn auf den Missstand vor der eigenen Haustür hingewiesen wird. Da wird aus der Zivilcourage schnell Illoyalität gegenüber Arbeitgeber und Kollegen.
Whistleblower bekommen kaum Unterstützung oder Anerkennung, deshalb brauchen sie einen Raum, ein Portal, in dem sie ihr Wissen um Missstände anonym teilen können. Eine Internet-Plattform, die im Fall von Rückfragen auch eine anonyme Kommunikation zwischen Hinweisgeber und Kontrollinstanz ermöglicht.
Hierbei könnte Schleswig-Holstein auf Erfahrungen aus Niedersachsen oder Baden-Württemberg zurückgreifen. In beiden Bundesländern werden schon seit Jahren wertvolle Hinweise in Bereichen wie Wirtschaftskriminalität oder Korruption gesammelt. Lösungen gibt es also dafür schon, auch wäre es technisch machbar. Was fehlt, ist noch die Entschlossenheit der Landesregierung mutigen „Aufdeckern“ den Rücken zu stärken. Nicht nur in der Schule sagen wir unseren Kindern, dass sie die Wahrheit sagen sollen. Sorgen wir dafür, dass nicht ausgerechnet diejenigen bestraft werden, die dieses Ideal auch als Erwachsener im Herzen tragen.
> Patrick Breyer ist Landtagsabgeordneter in Schleswig-Holstein und Mitglied der Piratenpartei.