Anzeige „Einen Migranten einzustellen ist keine Besonderheit, das ist das Normalste der Welt!“

27.09.2021, 00:00 Uhr

Masoud Ghafoori kam 2015 von Afghanistan nach Deutschland. Bei Trixie ist er in der Lagerlogistik beschäftigt.

„Mein Wunsch war es, in Deutschland zu bleiben und meine Wohnung selbst zu finanzieren. Ohne einen Beruf geht das nicht. Also habe ich die Sprache gelernt und eine Ausbildung begonnen“, berichtet Masoud Ghafoori. Bei Trixie in Tarp, dem Großhändler für Heimtierzubehör, arbeitet er in der Lagerlogistik. Sein starker Wille und auch die Unterstützung des Arbeitgebers haben Masoud Ghafoori dahin gebracht, wo er heute ist. Im gemeinsamen Interview mit seinem Vorgesetzten Jan Petersen und Arbeitgeberverband-Chef Dr. Fabian Geyer geht es um persönliche Erfahrungen, Personal-Herausforderungen regionaler Unternehmen und die Integration heimatvertriebener Menschen in den ersten Arbeitsmarkt. 

Ein langer Weg von Afghanistan nach Norddeutschland

Im Auto, in der Bahn und zu Fuß waren Masoud Ghafoori und sein Bruder über Monate unterwegs, bis sie am 1. November nach einem beschwerlichen Weg im Jahr 2015 in Deutschland ankamen. Ihre Route führte sie von ihrer Heimat in Afghanistan über Pakistian, die Türkei und Griechenland bis nach Deutschland. Heute teilen sie sich eine Wohnung in Tarp bei Flensburg, sind beide direkt im Ort bei Trixie beschäftigt und bestreiten ihren Lebensunterhalt selbständig – eine Erfolgsgeschichte, für die Masoud Ghafoori viel investiert hat.

„Im ersten Jahr hatte ich wegen fehlender Papiere keine Arbeitserlaubnis“, berichtet Masoud Ghafoori. Also nutzte er die Zeit, um Sprachkurse zu besuchen und Sport zu treiben. Sein Eifer hat sich ausgezahlt: Heute fährt er mit dem Gabelstapler durch die riesigen Lagerhallen von Trixie, sortiert Kisten ein und kümmert sich um Bestellungen.

Zuvor arbeitete der 28-Jährige auf einer Baustelle in der Tarper Nachbarschaft. Nach einem Arbeitsunfall jedoch entschied er sich, sein Glück über eine Personaldienstleistungsagentur bei Trixie zu versuchen. „Ich wollte unbedingt bei Trixie arbeiten“, erzählt der Afghane, der in seiner Heimat als Polizist tätig war. Seinen heutigen Vorgesetzten Jan Petersen, Leiter Intralogistik/ Personalleitung Lager, überzeugte Masoud Ghafoori vor allem mit Zielstrebigkeit und seinem Eifer, die deutsche Sprache zu erlernen.

„Ich ziehe meinen Hut vor jedem wie Masoud, der es schafft, in kurzer Zeit eine Sprache so zu erlernen, dass man sich unterhalten kann. Masoud ist äußerst zielstrebig, flexibel, hilfsbereit und im Team sehr beliebt“, lobt der Lager-Personalleiter. Trixie unterstützte Masoud Ghafoori anfangs bei Behördengängen. Nach nur neun Monaten Leiharbeit stellte der Großhändler für Heimtierzubehör Masoud Ghafoori direkt im Unternehmen ein.

Für Dr. Fabian Geyer, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Flensburg-Schleswig-Eckernförde, liegt in Sprachkenntnissen der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration von Migrantinnen und Migranten in den nationalen Arbeitsmarkt. Für ihn steht fest: „Integration klappt nur mit Sprache, das ist die Voraussetzung, um hier bleiben zu können. Schließlich kann man Weisungen nur folgen, wenn man sie versteht. Wer das Ziel hat, hier zu arbeiten, muss also Deutsch lernen. Das muss man klar machen.“

Als wachsendes Unternehmen ist Trixie ständig auf der Suche nach Nachwuchs und qualifiziertem Personal. Die Zusammenarbeit mit heimatvertriebenen Menschen ist dabei keine Seltenheit, im Gegenteil: „Wir beschäftigen mittlerweile 16 Geflüchtete aus Afghanistan, Eritrea, dem Iran oder Syrien in unserem Lager und haben bisher nur positive Erfahrungen gesammelt. Einen Migranten einzustellen, ist keine Besonderheit, das ist das Normalste der Welt! Wir machen keinen Unterschied, ob jemand von hier oder aus einem anderen Land kommt. Hauptsache, die Bewerber passen ins Anforderungsprofil und haben Lust, langfristig bei uns zu arbeiten. Dafür muss auch niemand perfekt Deutsch sprechen“, sagt Jan Petersen mit Nachdruck.

Dr. Fabian Geyer pflichtet ihm bei. Das Thema Recruiting beschäftige jedes Unternehmen in der Region. Darum gelte es jetzt insbesondere für Unternehmensführungen, die notwendigen Weichen zu stellen, um Nachwuchs- und Fachpersonal aus dem Ausland für den eigenen Betrieb gewinnen und dieses mit einem durchdachten Konzept in die eigenen Unternehmenskultur integrieren zu können. „Jetzt ist die Chance riesengroß! Ich spreche mit vielen Unternehmen, die einen Bedarf an Personal haben. Einen Migranten zu beschäftigen, ist kein Sozialprojekt, sondern hat wirtschaftliche Gründe. Die größte Herausforderung ist es, dafür zu sorgen, dass das zusammen passt. Und das ist eine Führungsaufgabe“, untermauert der Chef des Arbeitgeberverbands Flensburg-Schleswig-Eckernförde seinen Appell.

Masoud Ghafoori ist bei Trixie und in Tarp angekommen: „Ich habe Arbeit, ich habe Sicherheit und nette Kollegen – ich bin zufrieden“, sagt der 28-Jährige lächelnd. Gerade hat er den theoretischen Führerscheintest bestanden. In seinem Urlaub möchte er praktische Fahrstunden – der nächste große Schritt für ihn auf seinem Weg.
 

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