Die Norddeutsche Vermögen Holding wird geschont. Der Erlass geschah mit Wissen der Landesregierung.
Die HSH Nordbank macht Schuldner-Träume wahr: Einer einzigen Reederei hat die marode Landesbank von Hamburg-Schleswig-Holstein 547 Millionen Euro erlassen. Nach Informationen unserer Zeitung handelt es sich bei dem Unternehmen um die Norddeutsche Vermögen Holding (NVH) von Bernd Kortüm, zu der unter anderem die Norddeutsche Reederei H. Schuldt gehört. Das alles geschah mit Wissen der Landesregierung.
Der Schuldenerlass ist die größte Einzelposition einer Reihe vergleichbarer „Restrukturierungen“, die die HSH Nordbank in den vergangenen Monaten im Schiffskredit-Portfolio vorgenommen hat. Insgesamt hat sie Reedern Schulden von 800 Millionen Euro erlassen. Unklar war bislang, wer von dem Verzicht profitierte.
Die Bank gewährte den Forderungsverzicht ab dem 31. Dezember 2015 für Schiffskredite aus jenem Portfolio, das im Sommer an die landeseigene Bad Bank übertragen wurde. Die beiden Mehrheitseigner der Bank bekamen dadurch für einen Kaufpreis von 2,4 Milliarden Euro nicht Schiffskredite im Buchwert von knapp fünf, sondern nur von rund 4,1 Milliarden Euro – darunter die Kredite der NVH.
Die HSH Nordbank äußert sich nicht zu Einzel-Geschäften. Das Finanzministerium schweigt zum konkreten Fall. „Auch ich ärgere mich darüber, dass Schuldner ihre Schulden nicht zurückzahlen“, sagt Monika Heinold jedoch mit Blick auf die Gesamtsituation. „Immer wenn im Zusammenhang mit der HSH Nordbank die Steuerzahler die Leidtragenden sind, zeigt es sich, wie problematisch es ist, wenn sich der Staat an großen, international tätigen Geschäftsbanken beteiligt“, so die Ministerin. Dabei war die Landesregierung wohl über alle Kreditnachlässe vorab informiert. Allein bei der NVH zogen sich die Verhandlungen fast zwei Jahre hin.
Als Profiteur kann sich Reeder Bernd Kortüm in Hamburg sehen. Noch immer ist er einer der reichsten Männer der Stadt. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir nicht nur Schifffahrt betreiben“, sagt er. Das Geld der NVH steckt unter anderem in Immobilien und Firmenbeteiligungen. Zum Deal mit der HSH möchte er nichts sagen. Den unrentablen Schifffahrtsbereich einfach zu schließen, daran denkt Kortüm dennoch nicht. „Wir haben hier Arbeitsplätze, die wollen wir erhalten.“