Er wirkte wie ein Primaner im Abiturstress, hatte seine Freunde und seinen Vater mitgebracht, wunderte sich beim Rundgang durch das Wesselburener Hebbel-Museum, wie spartanisch der Alkoven ist, in dem der spätere Dichter als Schreiber des Kirchspielvogts geschlafen hat.
Und er wollte sich vor Lachen ausschütten als er hörte, dass man einem Prominenten in der Ahnengalerie des Hauses die NS-braune Jacke nach der "Wende" übermalt hat.
Seit 1913 wird der inzwischen mit 5000 Euro dotierte Hebbel-Preis verliehen, gespeist aus einer Stiftung, die die Witwe des Dichters aus ihrem Vermögen eingerichtet hat. 57 Namen umfasst die Liste der bisherigen Preisträger.
In jüngster Zeit gehörten dazu Doris Runge, Jochen Missfeldt, Gerrit Bekker, Heiner Egge, Feridun Zaimoglu und Karin Duve. Nis-Momme Stockmann ist der erste Dramatiker unter Schriftstellern, Malern, Fotografen, Buchdruckern, Bildhauern und Komponisten.
Wie die Vorsitzende des Stiftungsvorstandes, die Kieler Literaturwissenschaftlerin Prof. Marianne Wünsch, in ihrer Rede aus Anlass der Preisverleihung im Hebbel-Museum sagte, sei es der Jury leicht gefallen, sich einmütig auf den in Wyk auf Föhr geborenen 30-jährigen Dramatiker Stockmann zu einigen, weil er nicht nur, wie in der Satzung vorgeschrieben, aus Norddeutschland stamme, sondern auch "überdurchschnittliche künstlerische Leistungen" biete.
Worin diese Leistungen des Preisträgers bestehen, schilderte in seiner Laudatio der Dramaturg des Deutschen Theaters Berlin, John von Düffel, der an seinem Haus gerade eine Aufführung von Stockmanns neuestem Werk mit dem Titel "Die Ängstlichen und die Brutalen" vorbereitet.
Wie bei den zuvor entstandenen und mit viel Lob bedachten Stücken "Kein Schiff wird kommen", "Das blaue blaue Meer" und "Der Mann, der die Welt aß" bildet wieder der Vater-Sohn-Konflikt einen entscheidenden Handlungsfaden.
Stockmann gilt als ein experimentierfreudiger Autor, der den jeweiligen Regisseuren viel Interpretationsraum bietet. Wie von Düffel prophezeite, werden seine Stücke auf den deutschen Bühnen ein langes Leben haben.
Ob dies auch für den nach dreijähriger Pause wieder vergebenen Hebbel-Preis gilt, ist dagegen ungewiss; denn nachdem die Kieler Landesregierung bereits den traditionellen Kunstpreis ausgesetzt und damit praktisch abgeschafft hat, ist auch der Zuschuss für den Hebbel-Preis auf klägliche 500 Euro verringert worden. Um ein weiteres Abschmelzen des Stiftungsfonds zu verringern, soll die Auszeichnung künftig nur noch alle zwei Jahre vergeben werden. In diesem Jahr schloss die Hamburger Pulvermacher-Stiftung mit einer einmaligen Spende von 5000 Euro die Finanzlücke.
Der Geehrte bedankte sich mit der Lesung eines Liebesgedichtes und auch für den Geldbetrag. Damit könne er seine Arbeit fortsetzen, da die finanzielle Situation gerade für junge Dramatiker nicht gerade rosig sei.
