26 Schüler der Theodor-Storm-Schule in Husum tauschen ihr Schulbuch gegen ein iPad.
Wir sind in der Theodor-Storm-Schule in Husum zu Besuch. Es ist ein Klassenraum, wie viele andere auch. Ein paar Bankreihen, Stühle aus Holz und das Lehrerpult vorne links. Viel verändert hat sich hier in den letzten Jahrzehnten nicht. Fast nichts. Denn erst beim zweiten Blick Richtung Tafel sieht man: das ist ja gar keine Tafel. Es ist ein sogenanntes „ActivBoard“. Das heißt, der Unterrichtsstoff wird jetzt nicht mehr mit Kreide auf eine dunkelgrüne Platte geschrieben, sondern interaktiv via Computersoftware mit dem übergroßen Bildschirm an der Wand verlinkt. Immer mehr Klassenräume der Schule mit rund 1000 Mädchen und Jungen sind bereits damit ausgestattet.
Seit diesem Schuljahr gehen die Lehrkräfte in Husum mit einer zehnten Klasse einen Schritt weiter und haben mit ihr eine eigene iPad-Klasse eingerichtet. 26 iPads sind die erste Grundausrüstung für die Theodor-Storm-Schule. „Unsere Schüler können selbst entscheiden, ob sie es für ihre Unterrichtsmitschrift nutzen wollen oder nicht“, erklärt Nils Peters. Bis zum Ende der Schulzeit bleiben die Tablets im Besitz und in der Verantwortung des jeweiligen Schülers.
Heute Vormittag steht das Fach Englisch bei Christiane Elinkmann auf dem Stundenplan. Die 15-jährige Hanna-Rieke Damrau hat ihr Tablet mit allem ausgestattet was es gibt. Durch eine extra Tastatur und eine Hülle zum Aufstellen, sieht das iPad fast wie ein kleiner Laptop aus. Das Standard-Hintergrund-Bild hat sie gegen ein buntes Blumenfoto ausgetauscht.
Die Aufgaben für die nächste Dreiviertelstunde lassen sich auf dem ActivBoard nachlesen. Es sollen kleine Gruppen gebildet und bestimmte Begriffe aus der englischen Literatur recherchiert werden. Natürlich alles in englischer Sprache. Auf den kleinen schwarzen Bildschirmen ploppen grasgrüne Wörterbuch-Apps auf. Zwischen Federmappe, dicken Ordnern und Wasserflaschen wird sich im Flüsterton beraten und routiniert auf den bunten Glasflächen gewischt, getippt und geblättert. „Die meisten Antworten können wir einfach mit der Google-App rausfinden“, sagt Klaas Grünberg (16). Einige speichern die Lösungen direkt mit einem Schreibprogramm, andere wiederum nehmen nach wie vor Füller und Papier zur Hand. Die Ergebnisse schicken die Schüler an ihre schuleigene Cloud und beschriften dort einen neuen Ordner.
Auch wenn jeder sein eigenes iPad besitzt, ist Teamarbeit gefragt. „Es ist uns wichtig, dass nicht jeder für sich isoliert arbeitet“, sagt Nils Peters.
Die Ostseeschule in Flensburg hat es 2012 vorgemacht und in den Oberstufen das iPad eingeführt. Auch in der Auguste-Viktoria-Schule in der Fördestadt, der Grund- und Gemeinschaftsschule Viöl und der Herrmann-Tast-Schule in Husum gehört es mittlerweile zum Schulalltag dazu. „Wir haben uns mit einigen der Flensburger Kollegen beraten, um von deren Erfahrungen profitieren zu können.“ Schnell haben sich auch die Jugendlichen aus der iPad-Klasse der Theodor-Storm-Schule an das neue Hilfsmittel gewöhnt und bis jetzt musste auch noch keines wegen unerlaubter Nutzung beim Lehrer abgegeben werden. „Die meisten haben ein eigenes Smartphone, das iPad ist längst nichts Besonderes mehr“, weiß Peters.
Warum die Schule sich für das geschlossene und relativ unflexible System des Herstellers Apple entschieden hat? „Weil wir meiner Meinung nach hier die besten Sicherheitsaspekte erfüllt haben, uns weniger um die Virenproblematik kümmern müssen und eine optimale Geräteverwaltung haben“, argumentiert der Projektverantwortliche. „Dazu kommt, dass der Apple App-Store die größte Auswahl an Lern-Apps hat.“ Eines steht für ihn und seine Mitstreiter auf jeden Fall fest: „Das digitale Lernen nimmt in der Schule der Zukunft einen großen Raum ein, dem können und wollen wir uns nicht entziehen.“

