Endlich Champions-League-Atmosphäre im Hamburger Volksparkstadion – möglich durch Schachtar Donezk. Die Ukrainer haben das Wohnzimmer des Zweitligisten Hamburger SV als ihre internationale Heimstätte ausgesucht.
Beinahe 17 Jahre ist es her, dass der Hamburger SV im Volksparkstadion zum letzten Mal in der Fußball-Champions League spielte. Nun kehrt ein wenig Glanz der europäischen Königsklasse in die Arena zurück. Doch nicht wegen des HSV. Der Zweitligist überlässt sein Wohnzimmer Schachtar Donezk. Der ukrainische Meister bestreitet in der Hansestadt seine drei Heimspiele der Gruppenphase. Die erste Partie ist an diesem Dienstag (21.00 Uhr/DAZN) gegen den FC Porto.
„Von Verein zu Verein“: Donezk spielt Champions League im Volksparkstadion
„Das ist ein tolles Beispiel für Hilfe, Partnerschaft und Unterstützung im Sport. Von Verein zu Verein, von Stadt zu Stadt“, hatte Innen- und Sportsenator Andy Grote Mitte August kurz nach Bekanntgabe der Entscheidung von Schachtar für Hamburg als Heimspielort erklärt. Die weiteren Spiele sind am 7. November (18.45 Uhr) gegen den spanischen Meister FC Barcelona und am 28. November (18.45 Uhr) gegen Royal Antwerpen.
„Da freuen wir uns enorm. Einmal sportlich, weil wir uns immer freuen, wenn im Volksparkstadion internationaler Fußball stattfindet“, sagte der SPD-Politiker weiter. „Auf der anderen Seite ist das ein Baustein in der ganzen freundschaftlich-partnerschaftlichen Beziehung zur Ukraine.“ Seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar 2022 leben mittlerweile mehr als 40.000 Menschen aus der Ukraine in der Hansestadt.
Keine Heimspiele von Donezk – ukrainischer Meister seit 2009 ohne festen Standort
Wegen des Kriegs dürfen die Heimspiele von Schachtar in der Champions League nicht mehr in der Ukraine stattfinden. In der vergangenen Saison der Königsklasse spielte Donezk in der polnischen Hauptstadt Warschau.
Heimatlos ist der vom Milliardär Rinat Achmetow geführte Verein aus der Ostukraine schon lange. Seit dem Beginn der Kämpfe mit prorussischen Separatisten im Donbass 2014 ist der UEFA-Pokal-Sieger von 2009 ohne festen Standort. Die Donbass Arena wurde vor neun Jahren beschädigt. Seitdem spielte und spielt die Mannschaft ihre Heimspiele in wechselnden Orten wie Lwiw, Charkiw oder Kiew.
Champions League in Hamburg: Ticketerlöse an Opfer des Krieges in der Ukraine
Für die Champions-League-Partien in Hamburg wurden laut Angaben des HSV bereits etwa 28.000 Ticketpakete an HSV-Mitglieder und Dauerkarteninhaber verkauft worden. Die restlichen Tickets werden im Einzelverkauf abgesetzt. Die Hamburger übernehmen für Donezk die komplette organisatorische Umsetzung der Spieltage und erhalten dafür eine Umsatzbeteiligung.
„Infrastrukturell und organisatorisch können wir Schachtar die für die Champions League notwendige Expertise und Erfahrung bieten. Der persönliche Austausch zeigte schnell das gemeinsame Verständnis und stärkte das Vertrauen“, sagte HSV-Finanzvorstand Eric Huwer.
Beim Ticketkauf soll nach dem Wunsch des Hamburger SV und von Schachtar mit einem zusätzlichen Betrag über den Eintrittspreis hinaus in Höhe von einem, drei oder fünf Euro für die Opfer des Krieges in der Ukraine gespendet werden können. Insgesamt sind im Volksparkstadion für die Champions League 51.500 Plätze zugelassen. Bei den Zweitliga-Spielen des Hamburger SV ist die Arena mit 57.000 Fans in den vergangenen Monaten stets ausverkauft.
CL-Gruppenphase im Volksparkstadion Hamburg: Donezk als Außenseiter
Sportlich wird es für Donezk in der Gruppe H schwer, auch wenn im Kader des niederländischen Trainers Patrick van Leeuwen zahlreiche Nationalspieler stehen. So waren Taras Stepanenko, Mikola Matwijenko, Alexandre Subkow und Georgi Sudakow dabei, als im Juni in Bremen die Ukraine gegen Deutschland ein 3:3 erreichte. Nationaltorhüter Anatolij Trubin war ebenfalls dabei. Er wechselte im Sommer für zehn Millionen Euro von Donezk zu Benfica Lissabon.
Wie in der Vergangenheit setzt der Club auch auf zahlreiche südamerikanische Talente wie Kevin Kelsy (19) aus Venezuela, Newerton (18) aus Brasilien, dessen Landsmann Eguinaldo (19), Denil Castillo (19) aus Ecuador oder Pedrinho (21) ebenfalls aus Brasilien. Dennoch wird das kaum reichen, um über die Rolle des Außenseiters hinauszukommen.
Der HSV hat sein bislang letztes Champions-League-Spiel am 6. Dezember 2006 im Volksparkstadion gewonnen. Bittere Ironie angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine: es war ein 3:2 gegen ZSKA Moskau - den ehemaligen russischen Armee-Club.